Nach dem Auftreten erster Fälle von Affenpocken in Deutschland werden nach Angaben von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Eindämmungsmaßnahmen vorbereitet. Für die Bundesrepublik würden aktuell Empfehlungen zu Isolation und Quarantäne erarbeitet, sagte der Minister am Montag am Rande der Weltgesundheitsversammlung in Genf. Er gehe davon aus, dass sie bereits an diesem Dienstag vorgelegt werden könnten. Zudem werde über Impfempfehlungen für besonders gefährdete Personen nachgedacht. Er habe schon Kontakt mit einem Hersteller aufgenommen, der Impfstoffe spezifisch für Affenpocken herstellt, so Lauterbach. Er betonte, dass eine Impfung der allgemeinen Bevölkerung hier nicht im Gespräch sei.
Bei der Pressekonferenz in Genf ging Lauterbach auch darauf ein, dass sich nach bisherigen Erkenntnissen in erster Linie schwule und bisexuelle Männer infiziert hätten. Dieser Fakt sei "wichtig, um auch in die derzeitige Risikogemeinde einzuwirken", erklärte der Gesundheitsminister. "Ich appelliere tatsächlich an all diejenigen, die insbesondere anonymen Sex mit Männern gehabt haben, dass man hier vorsichtig ist, auf entsprechende Hautveränderungen achtet, Fieber ernst nimmt und sich im Falle eines Verdachts sehr schnell in entsprechende medizinische Behandlung begibt."
Risikogruppen müssten ehrlich angesprochen werden, so der SPD-Politiker. "Das ist zum Schluss auch zum Schutze dieser Risikogruppen und darf nicht falsch verstanden werden als eine Stigmatisierung von Männern, die Sex mit Männern haben", sagte Lauterbach. "Aber trotzdem muss ehrlich gesagt werden, dass das zum jetzigen Zeitpunkt die Gruppe ist, wo es sich am stärksten ausbreitet. Das kann sich jederzeit ändern. Und um dies zu verhindern, muss schnell und ehrlich reagiert werden."
Lauterbach will "schnell und hart reagieren"
Der Gesundheitsminister sprach sich für eine entschiedene internationale Eindämmung aus. Der weltweite Ausbruch sei so ungewöhnlich, dass man sich Sorgen machen müsse, ob er so ablaufe wie frühere Affenpocken-Ausbrüche. Es sei eher damit zu rechnen, dass sich Art und Weise der Verbreitung geändert haben könnten, "so dass wir jetzt schnell und hart reagieren müssen, um einen globalen Ausbruch wieder einzudämmen".
Auf seiner Homepage warnt das Bundesgesundheitsministerium im Zusammenhang mit Affenpocken seit Montag vor "ungeschütztem Sexualverkehr", ohne die angeblichen Schutzmaßnahmen genauer zu benennen. Lauterbach wird mit den Worten zitiert: "Egal, welche sexuelle Orientierung man habe, sei es wichtig, ungeschützten Sexualverkehr zu vermeiden." Affenpocken können bereits bei engen körperlichen Kontakten übertragen werden.
Merkwürdige Warnung und falsche Zusammenfassung von Lauterbachs Pressekonferenz auf der Homepage des Bundesgesundheitsministeriums
Pressekonferenz mit dem RKI am Dienstagmittag
Am Dienstagmittag wollen Lauterbach, RKI-Präsident Lothar Wieler und der Präsident der Bundesärztekammer, Klaus Reinhardt, bei einer Pressekonferenz am Rande des 126. Deutschen Ärztetages in Bremen über den Affenpocken-Ausbruch informieren. Unterdessen meldeten mit Sachsen-Anhalt und Baden-Württemberg zwei weitere Bundesländer Nachweise der Infektion. Zuvor waren bereits Fälle in Berlin und Bayern bekannt. Proben zahlreicher weiterer Menschen werden analysiert, zudem suchen Behörden nach Kontaktpersonen nachweislich Infizierter.
"Aufgrund der vielfältigen Kontakte der derzeit Infizierten ist in Europa und auch in Deutschland mit weiteren Erkrankungen zu rechnen", heißt es in einem Bericht des Bundesgesundheitsministeriums für den Gesundheitsausschuss des Bundestages. Weltweit sind inzwischen weit über 100 Fälle nachgewiesen, wegen der langen Inkubationszeit von bis zu drei Wochen gehen Expert*innen von einer Vielzahl weiterer Meldungen in nächster Zeit aus. (mize/dpa)
Danke dafür, ist echt eine wunderbare Woche, die Rechtsprechung znd Bundespolitik uns da bereitet haben. Mit dem Hintern mal eben die mühsam erkämpften paar Millimeter (im Nachhinein trügerische) Sicherheit und gesellschaftliche Akzeptanz umgestoßen. Man kommt aus dem Rückwärtsessen einfach nicht mehr raus