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"Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen"

Mathias Döpfner verteidigt Veröffentlichung von Hetz-Artikel

Der Vorstandschef von Axel Springer nennt den queerfeindlichen Gastbeitrag in der "Welt" "unterirdisch" sowie eine "Verletzung und Zumutung" für LGBTI. Diese "Meinungsvielfalt" müsse man aber aushalten.


Mathias Döpfner ist Vorstandsvorsitzender der Axel Springer SE, zu der auch die Tageszeitung "Welt" gehört (Bild: Axel Springer SE)

Der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer SE, Mathias Döpfner, hat sich von dem queerfeindlichen Gastbeitrag von fünf Wissenschaftler*innen in der "Welt" distanziert, seine Veröffentlichung jedoch gleichzeitig verteidigt. "Der ganze Ton ist oberflächlich, herablassend und ressentimentgeladen", schrieb Döpfner am Freitag in einem Brief an die Mitarbeiter*innen des Unternehmens. "Nicht weit entfernt von der reaktionären Haltung: Homosexualität ist eine Krankheit. Transsexualität ist Einbildung."

Der u.a. vom umstrittenen Jugendpsychiater Alexander Korte verfasste und am Mittwoch veröffentlichte Beitrag "Wie ARD und ZDF unsere Kinder sexualisieren und umerziehen" warnte davor, "dass eine kleine Anzahl von Aktivisten mit ihrer 'woken' Trans-Ideologie den ÖRR unterwandert, Falschdarstellungen als vermeintlichen Stand der Wissenschaft verbreitet und das Leben von Kindern und Jugendlichen nachhaltig beschädigt". Diese "bedrohliche Entwicklung" müsse in der Öffentlichkeit diskutiert "und gestoppt" werden (queer.de berichtete).

Gastautor*innen "nicht die Stimme der Redaktion"

"Der Text hat einen Sound, der für jeden freien toleranten Geist unangenehm ist", schrieb Döpfner an seine Mitarbeiter*innen. In der Sache finde er ihn "unterirdisch". "Für alle, die sich der LGBTIAQ*-Community zugehörig fühlen, ist er eine Verletzung und Zumutung." Den Gastautor*innen empfahl er, sich den Film "The Danish Girl" anzugucken.


Hetze, wie man sie sonst nur aus Russland, Ungarn oder Polen kennt: "Welt"-Artikel zum Start des Pride-Monats. Mittlerweile wurde die Online-Überschrift in "Wie ARD und ZDF unsere Kinder indoktrinieren" geändert

Dennoch verteidigte der Vorstandsvorsitzende die Veröffentlichung des queerfeindlichen Gastbeitrags ausgerechnet zum Beginn des Pride-Monats. "Ich habe hart daran gearbeitet, dass in diesem Haus jeder sagt und schreibt, was er oder sie denkt und nicht, was ich für richtig halte", erklärte Döpfner. Die Gastautor*innen seien zudem "nicht die Stimme der Redaktion" und "erst recht nicht" die des gesamten Unternehmens. "Unser Haus steht für Vielfalt. Also auch und gerade für Meinungsvielfalt."

Döpfner wird Kritiker*innen "Intoleranz" vor

In seinem Brief an die Mitarbeiter*innen beschwerte sich Döpfner über die als Reaktion erfolgte Ausladung der Axel Springer SE von der queeren Jobmesse Sticks & Stones: "Weil ein Gastbeitrag externer Autoren in einer der Publikationen des in 40 Ländern aktiven Unternehmens eine für die Organisatoren inakzeptable Position vertritt, werden knapp 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter dieses Unternehmens pauschal in Mithaftung genommen", beklagte sich der Unternehmenschef. "Und das, obwohl Axel Springer als eines der allerersten Unternehmen diese Messe seit 2010 unterstützt. Obwohl in dem globalen LGBTIAQ*-Netzwerk von Axel Springer mehr als 800 Personen engagiert sind. Obwohl das Unternehmen, wie wenig andere, seit Jahren unterschiedliche sexuelle Identitäten und Lebensformen nicht nur akzeptiert, sondern sogar ausdrücklich fördert. Von Safezones und All-Gender-Toiletten bis hin zu einer zutiefst freiheitlichen Unternehmenskultur."

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Diese "Ausgrenzung" behindere nicht nur Debatten, sondern auch Erkenntnis und Entwicklung, kritisierte Döpfner. "Ausgrenzung ist das exakte Gegenteil von Inklusion und Vielfalt. Mit Ausladung und Ausgrenzung fördert man nicht Toleranz und Verständnis. Sondern Intoleranz." Es sei "eine fast tragische Pointe, wenn ausgerechnet der Kampf für Vielfalt und Inklusion, für Toleranz und Freiheit der Lebensformen mit den Mitteln von Ausgrenzung, Intoleranz und Unfreiheit geführt wird".

Er wünsche allen Mitarbeiter*innen einen schönen Pride Month, beendete Döpfner seinen Brief. "Vielleicht fällt er etwas nachdenklicher aus als geplant. Aber das ist ja auch nicht schlecht."

Mitarbeiter*innen-Netzwerk: Gastbeitrag "inakzeptabel"

Das LGBTI-Mitarbeiter*innen-Netzwerk "Axel Springer queerseite" zeigte sich unterdessen "beschämt" über die Veröffentlichung des queerfeindlichen Artikels in der "Welt". "Der Gastbeitrag zeugt für uns von einem unaufgeklärten Weltbild und berücksichtigt nicht, was Kinder, Jugendliche, junge Erwachsene tatsächlich mit Themen der Identität ausfechten", heißt es in einem am Freitag auf Instagram veröffentlichten Statement. "Noch schlimmer. Durch Gastbeiträge wie diesen werden sie dadurch stigmatisiert. Für uns ist diese Darstellung inakzeptabel. Diese Haltung stellt für uns kein freiheitliches Weltbild dar."

#1 SchonProfil
  • 04.06.2022, 07:00hFürth
  • ...wirft Kritikern intoleranz vor...
    Hass ist nun mal keine Meinung, also kann sie auch nicht unter die Meinungsfreiheit fallen.

    Menschen, die anderen Menschen ihre Existenz absprechen wollen, äußern damit keine Meinung. Wenn jemand schreibt, "das mit der Homosexualität und der Transsexualität ist nichts für mich", dann ist das eine Meinung und akzeptabel.

    Kindern im frühesten Alter zu erzählen, dass es da jemanden gibt, der alles sieht, alles hört und der die geheimsten Gedanken liest, und wenn das Kind nicht spurt, dass das Kind dann in der Hölle gefoltert wird, ist Brainfuck. Aber in unseren Breiten Brauch.
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#2 nichtbinärePersonAnonym
  • 04.06.2022, 07:35h
  • Ich denke gar nicht daran, das "auszuhalten".

    In bewährter AfD-Manier beschwert sich hier der Verantwortliche für eine zutiefst ausgrenzende Haltung darüber, selbst ausgegrenzt zu werden. Das gleiche Verhalten wie das der RKK, mit dem Finger auf Andere zu zeigen und denen Verbrechen an Kindern vorzuwerfen.

    Wer hier ausgrenzt, ist der Axel-Springer-Verlag. Wir müssen das weder aushalten noch tolerieren, geschweige denn akzeptieren.

    In diesen Tagen ist es, glaube ich, notwendiger denn je, das Toleranz-Paradoxon von Karl Popper zu zitieren und natürlich auch zu berücksichtigen:

    "Uneingeschränkte Toleranz führt mit Notwendigkeit zum Verschwinden der Toleranz. Denn wenn wir die uneingeschränkte Toleranz sogar auf die Intoleranten ausdehnen, wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung gegen die Angriffe der Intoleranz zu verteidigen, dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen."

    Wenn wir nicht bereit sind, eine tolerante Gesellschaftsordnung zu verteidigen. Das heißt, jede_r Einzelne von uns ist betroffen und gefordert. Wegducken, Anpassen, Duckmäusern macht alles nur zehntausendmal schlimmer. Wir müssen immer wieder aufs Neue, jeden Tag und überall, massiv dagegenhalten. Wenn wir z.B. erleben, dass Andere - in welcher Form auch immer - diskriminiert werden: Maul aufmachen! Und zwar gerade auch, wenn wir selbst nicht unmittelbar betroffen sind. Zivilcourage und Solidarität sind angesagt.

    Und KEINE Haltung wie "Ach, das ist halt so, und wir müssen eben einfach eine größere Resilienz entwickeln". Diese Haltung zerstört, diese Haltung tötet. Denn:

    "dann werden die Toleranten vernichtet werden und die Toleranz mit ihnen."

    Und irgendwann ist es dann selbst für die Super-Angepassten vorbei mit ihrer bräsigen Gemütlichkeit. Wer aus der Community glaubt, von all dem nicht betroffen zu sein, lügt sich in die eigene Tasche. Wer aus der Community glaubt, das Ganze gehe ihn_sie nichts an, weil er_sie ja z.B. nicht trans oder nichtbinär ist, handelt zutiefst egozentrisch und unsolidarisch.

    Wir haben nur eine Chance gegen diese zerstörerische Agenda, wenn wir aufbegehren. WIR ALLE. Jeden Tag. Überall.

    KEINE TOLERANZ DER INTOLERANZ! Niemals!
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#3 DQ24Anonym
  • 04.06.2022, 08:17h
  • Im Sinne der freien Meinungsäußerung war es okay, diesen Artikel zu bringen. Gleichzeitig jedoch hätte die Redaktion eine andere Meinung veröffentlichen müssen, wegen der Ausgewogenheit der Meinungen. Alternativ auch einen Artikel der Redaktion, woraus ersichtlich wird, dass dieses nicht die Meinung der Zeitung ist, sondern man eine Diskussion anstoßen wollte.
    Ohne Gegenartikel oder Redaktionskommentar wirkt der Artikel auf mich wie die Anleitung zur Hetze gegen uns.
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