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Gender-Gap

Prozess: VW-Mitarbeiter fühlt sich von Gender-Sprache von Audi diskriminiert

Vor dem Ingolstädter Landgericht wird eine "Gängelung" durch den Begriff "Mitarbeiter_in" beklagt – unterstützt vom umstrittenen und auch queerfeindlichen "Verein Deutsche Sprache", der einen Musterprozess führen will.


"Flagge zeigen für Vielfalt": Frühere Audi-Aktion zum Deutschen Diversity-Tag im Rahmen der "Charta der Vielfalt". Das Unternehmen hat auch ein Team-Netzwerk "Queer@Audi" (Bild: Audi AG / Charta der Vielfalt)

  • 9. Juni 2022, 11:14h 27 4 Min.

Ein Streit um Vorgaben zu einer gendergerechten Sprache bei der Audi AG wird am Dienstag (14. Juni) eine Zivilkammer des Ingolstädter Landgerichtes beschäftigen. Ein Angestellter der Konzernmutter VW, der mit Audi-Kolleg*innen zusammenarbeiten muss, hatte Audi verklagt, nachdem das Unternehmen keine Unterlassungserklärung abgeben wollte. Er sieht durch den Gendersprachen-Leitfaden seine allgemeinen Persönlichkeitsrechte verletzt.

Der Autobauer hatte im vergangenen Jahr eine Unternehmensrichtlinie zu gendersensibler Sprache erlassen. Der Kläger stört sich daran, dass dadurch in der Kommunikation mit ihm Formen wie der Unterstrich ("Mitarbeiter_innen") genutzt werden sollen. Wie ein Sprecher des Gerichts erläuterte, wird der Richter bei dem Termin zunächst versuchen, eine gütliche Einigung zwischen den Parteien zu erreichen. Sollte diese nicht gelingen, werde anschließend gleich die Hauptverhandlung beginnen. Zuvor hatte das Gericht die Klage zugelassen. Der Autobauer hatte die Zuständigkeit eines Arbeitsgerichts ins Spiel gebracht.

Der Konzern hatte den Leitfaden im März 2021 "zur besseren Sichtbarkeit geschlechtlicher Vielfalt" eingeführt. Dabei geht es darum, wie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter schriftlich gendersensibel kommunizieren sollen. Audi schlägt entweder neutrale Formulierungen ("Führungskraft" statt "Chef") oder den sogenannten Gender-Gap vor, mit dem die männliche und die weibliche Form mit einem Unterstrich verbunden wird – so werden auch aus den bisherigen "Audianern" die "Audianer_innen".

Verein gegen Gender-Sprache und "tyrannische" Queer-Aktivist*innen

In der Klage wird sich offenbar besonders am Begriff "Mitarbeiter_in" gestört. Dadurch habe der Kläger angeblich keine Wahl, wie er angesprochen werden wolle. "Das Weglassen spezifischer männlicher Endungen und Wortstämme kann nicht als Vorteil gewertet werden, sondern gestaltet sich als fortgesetzte Diskriminierung", heißt es in der Klage. Die beiden Anwälte des Klägers betrachten das Verfahren auch als eine Art Musterprozess. "Das ist eine Frage, die die Gesellschaft berührt", sagte Rechtsanwalt Dirk Giesen.

Unterstützt wird die Klage von dem Verein Deutsche Sprache (VDS), der Gendern generell ablehnt und von einer "Ideologie" spricht. "Unter dem Deckmantel der Gleichberechtigung wird durch das Gendern das Kommunikationsmittel Sprache geopfert", schimpft der Verein. In einer Pressemitteilung aus dem April 2021, "Gender-Abmahnung an Audi AG", ist von "sprachlicher Umweltverschmutzung" die Rede. Der Mitarbeiter fühle sich "durch das Gendern massiv gegängelt" und sei entsetzt, "dass die Audi AG von oben herab geradezu diktatorisch eine Sprache ihren Mitarbeitern verordnen will". Gendern sei ein "ideologisch gefärbter Versuch, Menschen zu einer Sprache zu zwingen, die sie im Alltag nicht sprechen".

Der Verein hat eine eigene "AG Gendersprache", der auch Student*innen bei Abwertungen ihrer Arbeit wegen der Nicht-Nutzung von Gender-Vorgaben vor Gericht unterstützen will. AG-Sprecherin Sabine Mertens ist unter anderem Gastautorin im rechten Blog "Achse des Guten" und schreibt dort nicht nur gegen Gender-Sprache an, sondern auch gegen eine "Sexualisierung der Sprache", gegen "Transgender-Aktivisten" oder "Die Queertheorie", die "strategisch auf weltweiten Umsturz fokussiert": "Die zunehmende Verwirrung und Zermürbung ihrer Gegner befördert derweil die weitere Destabilisierung ganzer Gesellschaftssysteme und spielt auch der Machtkonzentration auf eine globale Machtelite mit wenigen Megakonzernen in die Hände." "Aktionisten" zeigten in der "Praxis des 'Verqueerens'" einen "tyrannischen Charakter": Mit "Pranger, Rufmord, virtueller Bücherverbrennung und Todesanzeigen, zum Beispiel wegen (unterstellter) Transfeindlichkeit", werde auf die "Existenzvernichtung von Kritikern" gezielt, so Mertens. Gleichzeitig werde versucht, "medizinische und rechtliche Hürden für die 'sexuelle Selbstbestimmung' abzubauen".

Die Art des Musterprozesses erinnert so an christlich-fundamentalistische Organisationen, die in den USA – und zunehmend auch Europa – etwa durchsetzen wollen, dass religiöse Standesbeamte keine gleichgeschlechtlichen Paare trauen oder christlich geführte Bäckereien ihnen keine Hochzeitstorten backen müssen. Geht es in dem anstehenden populäreren VDS-Prozess, den "Bild" etwa unter die Überschrift "Gender-Wahnsinn" stellte, "nur" um Sprache oder auch um die Vielfalt dahinter?

Langes Verfahren möglich

Andere Organisationen der Sprachpflege äußern sich weniger deutlich wie der VDS, verweisen wie die Gesellschaft für deutsche Sprache mitunter aber darauf, dass beim Gendern die grammatikalischen Regeln eingehalten werden sollten. Audi selbst will zu dem laufenden juristischen Verfahren keine konkrete inhaltliche Erklärung abgeben. Davon abgesehen gelte aber, dass das Unternehmen eine Organisationskultur pflegen wolle, die von gegenseitigem Respekt und Wertschätzung geprägt sei, sagte Audi-Sprecher Wolfgang Schmid. "Die Verwendung gendersensibler Sprache bedeutet eine Kommunikation, die alle Geschlechter und geschlechtlichen Identitäten wertschätzt und berücksichtigt." Auf seiner Webseite schrieb das Unternehmen zur Einführung der "Sprache für mehr Vielfalt", mit dem Gender-Gap folge man der Empfehlung des Vereins Charta der Vielfalt und weiteren Partner-Initiativen.

Wann es in dem Verfahren ein Urteil gibt, ist bislang noch unklar. Der weitere Fortgang dürfte von dem Ergebnis des ersten Prozesstages abhängen. Zivilverfahren dauern häufig wesentlich länger als Strafprozesse und können sich in die Länge ziehen. (nb/dpa)

#1 HexeAnonym
  • 09.06.2022, 11:30h
  • Soll ich jetzt mit meinen Steuergeldern einen Prozess finanzieren, der auf die Hypersensibilitat eines alten weißen Hetenmannes Rücksicht nimmt?
    Garantiert wieder so ein Boomer mit Geltungsdrang, typisch für diese Generation. Als ob wir nicht wichtigere Probleme hätten. Diese Antigenderideologen sollten sich mal lieber nen Job suchen anstatt unsere Kinder zu heteronormativieren.
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#2 Taemin
  • 09.06.2022, 11:39h
  • Dem Problem kann man doch leicht aus dem Weg gehen. Wo ich arbeite sind alle einfach das Team. Im Team besteht Gliederung in Fachebene, Assistenz und Sekretariat. Das Geschlecht spielt nur bei unserem Boss eine Rolle. Er ist der Direktor. Da braucht niemand ein Gericht, nur Gefühl für Sprache.
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#3 MarioMAnonym