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Pornografie-Anklage
Russischer LGBTI-Aktivistin drohen mehr als drei Jahre Straflager
Die lesbische Künstlerin Julia Zwetkowa kassiert in Russland Strafen, weil sie etwa gleichgeschlechtliche Paare mit Regenbogen-Motiven malt. Und sie erhält massenhaft Morddrohungen. Der Fall der 29-Jährigen steht beispielhaft für ein System.

Julia Zwetkowa, mit einem Corpus Delicti (Bild: privat)
- 15. Juni 2022, 04:01h 3 Min.
Die russische Künstlerin Julia Zwetkowa soll wegen der Zeichnung weiblicher Geschlechtsorgane nach dem Willen der Staatsanwaltschaft für drei Jahre und zwei Monate ins Straflager. Vorgeworfen wird der 29-Jährigen die Herstellung und Verbreitung von Pornografie, wie ihre Mutter Anna Chodyrewa am Dienstag bei Facebook mitteilte. Das Gericht in Komsomolsk am Amur im äußersten Osten Russlands will nach dem Schlusswort Zwetkowas am 17. Juli das Urteil verkünden.
Maximal drohen der Feministin in dem von internationalen Menschenrechtsorganisationen als Justizwillkür kritisierten Strafverfahren bis zu sechs Jahre Haft. Die bekannte Aktivistin Zwetkowa kassiert in Russland seit Jahren Strafen, weil sie etwa gleichgeschlechtliche Paare mit Regenbogen-Motiven malt. Und sie erhält massenhaft Morddrohungen, wie sie der Deutschen Presse-Agentur vor Prozessauftakt gesagt hatte.
"Lebendige Frauen menstruieren"
Die nun beanstandeten Bilder gehören zu einer Sammlung mit dem Titel "Eine Frau ist keine Puppe", die sie in sozialen Netzwerken verbreitet hatte. Viele prominente Russ*innen aus dem Show- und Mediengeschäft, Menschenrechtler*innen und Politiker*innen hatten das Vorgehen der Justiz gegen die Künstlerin verurteilt. Bei Straßenprotesten kam es immer wieder zu gewaltsamen Festnahmen.

Beispielbilder aus der beanstandeten Serie mit Beschriftungen wie "Lebendige Frauen menstruieren", "haben Körperhaare", "haben graue Haare" oder "haben unperfekte Brüste" – immer mit dem Zusatz "und das ist normal". Alle Bilder und weitere Informationen bietet die Webseite freetsvet.net
Ihre Zeichnungen sieht Zwetkowa wie auch viele Kunstexpert*innen, die auf Gemälde großer Meister von nackten Frauen in den Museen der Welt verweisen, nicht als Pornografie. Die Aktivistin aus der Region Chabarowsk ist auch für ihren Einsatz für LGBTI-Rechte landesweit bekannt. Bereits mehrfach strengte der Staat gegen sie Verfahren nach dem Gesetz gegen "Homo-Propaganda" an, das die "Bewerbung nicht-traditioneller sexueller Beziehungen unter Minderjährigen" mit Geldbußen belegt und in der Praxis vor allem zum Verbot von Demonstrationen und zur Zensur und Selbstzensur genutzt wird, aber bislang eher selten zu Anklagen.

Hierfür wurde Tsvetkova zu einem Bußgeld verurteilt: "Familie ist, wo Liebe ist. Unterstütze LGBT+-Familien". Das Bild war eine Reaktion auf panische Medienberichte und Ermittlungen gegen ein schwules Paar, denen Behörden ein Adoptivkind wegnehmen wollten (queer.de berichtete)
Bereits zweimal wurde Tsvetkova nach dem Gesetz zu Geldstrafen verurteilt: Einmal, weil sie in sozialen Netzwerken eine Zeichnung von Regenbogenfamilien geteilt hatte mit der Aufschrift "Familie ist, wo Liebe ist. Unterstütze LGBT+-Familien" (queer.de berichtete). In der vorherigen Verurteilung ging es etwa um geteilte Zeichnungen von Kätzchen in Regenbogenfarben, in einem weiteren Verfahren um weitere Zeichnungen von Regenbogenfamilien.
"Gedroht wird, uns zu erschießen oder zu verbrennen"
Es gebe viel Hass gegen sie und ihre Mutter, hatte sie der dpa einmal gesagt. "Das ist schwer auszuhalten. Gedroht wird, uns zu erschießen oder zu verbrennen." Die Menschenrechtsorganisationen Memorial und Amnesty International haben Julia Zwetkowa offiziell auf die Liste der politisch Verfolgten gesetzt.
Das Verfahren läuft bereits seit November 2019. Rund vier Monate hatte sie in Hausarrest verbringen müssen, bevor sie unter der Auflage, die Stadt nicht zu verlassen, aus der Wohnung gehen durfte. Zu Prozessauftakt im vergangenen Jahr hatte Zwetkowa sich auch in Hungerstreik begeben (queer.de berichtete). (cw/dpa)















Russland hat längst in vielerlei Hinsicht jedes Maß verloren.
Die Steinmeiers, Schwesigs und Gabriels betreiben ihr Geschäft weiter als hätten sie mit alldem nichts zu tun und als hätte Politik nichts mit persönlicher Verantwortung und Integrität zu tun.
Mehr als beschämend.