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"Cancel Culture"
Springer zu transfreundlich? "Bild"-Kolumnistin reicht Kündigung ein
Judith Sevinç Basad will nicht mehr für die "Bild" schreiben, weil die Springer-Presse vor "woken" Trans-Aktivist*innen "eingeknickt" sei. Unterstützung für die Autorin kommt aus der FDP-Spitze.

P K / flickr) Ist die "Bild"-Zeitung etwa doch eine linke Kampfpresse? Das glaubt offenbar Ex-Kolumnistin Judith Sevinç Basad (Bild:
- 17. Juni 2022, 11:55h 3 Min.
Autorin Judith Sevinç Basad hat am Donnerstag ihre Kündigung bei der "Bild"-Zeitung damit begründet, dass das Springer-Organ zu "woke" sei. Grund sei der interne Umgang mit dem "Welt"-Gastbeitrag, in dem fünf Wissenschaftler*innen ARD und ZDF vorwerfen, Kinder mit Berichten über trans Menschen zu "sexualisieren". Der Lesben- und Schwulenverband sprach im Zusammenhang mit diesem Artikel von "transfeindlicher Hetze" (queer.de berichtete).
"Mit großem Bedauern habe ich meine Kündigung bei BILD eingereicht. Die Gründe dafür erkläre ich in einem offenen Brief an Axel-Springer-Chef Mathias Döpfner", so Basad an Fronleichnam auf Twitter.
Twitter / JSevincBasadMit großem Bedauern habe ich meine Kündigung bei BILD eingereicht. Die Gründe dafür erkläre ich in einem offenen Brief an Axel-Springer-Chef Mathias Döpfnerhttps://t.co/sGbHSTMuDW
Judith Sevinc Basad (@JSevincBasad) June 16, 2022
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"Der Grund für meine Kündigung ist am Ende der Umgang von Axel Springer, also auch Ihr Umgang, mit der woken Bewegung", erklärte die Autorin in dem Offenen Brief. "Ich habe das Gefühl, dass ich nicht mehr über die Gefahren berichten kann, die von dieser gesellschaftlichen Bewegung ausgehen", der Verlag stehe in dieser Sache offenbar nicht mehr hinter ihr.
Der betreffende Artikel ist nach wie vor auf welt.de online, allerdings wurde er von Springer-Chef Döpfner als "unterirdisch" bezeichnet. Auch "Welt"-Chefredakteur Ulf Poschardt übte Kritik. Basad beklagte, der Springer-Verlag sei "vor der unerträglichen Tyrannei der woken Aktivisten eingeknickt".

In sozialen Netzwerken wirbt die "Welt" für den viel kritisierten Gastbeitrag (Bild: Twitter)
"Besonders aggressiv gehen dabei Trans-Aktivisten vor"
Weiter erklärte Basad: "Keine Thematik hat mich als Journalistin so sehr um den Verstand gebracht, wie der Aktivismus einer kleinen Minderheit, die offiziell behauptet, für Diversität zu stehen, aber eine im Kern radikale Ideologie verfolgt." Aktivist*innen, die sich für die Rechte von trans Menschen einsetzen, sind ihr ein Dorn im Auge: "Besonders aggressiv gehen dabei Trans-Aktivisten vor, die eine der krudesten Behauptung vertreten, die das 21. Jahrhundert hervorgebracht hat: Dass das biologische Geschlecht nicht existiert", so die Autorin. Bei "Bild" habe sie keinen Artikel schreiben dürfen, der die Wissenschaftler*innen unterstützt. "Mir wurde gesagt, dass ich den Wissenschaftler-Aufruf kritisieren sollte, ansonsten würde der Artikel nicht erscheinen." Sie habe "vor den Gefahren des woken Aktivismus" warnen wollen. Das habe aber die "Cancel Culture" im Springer-Verlag nicht zugelassen.
In dem Brief führte Basad auch die Britinnen J.K. Rowling und Kathleen Stock an, die von LGBTI-Organisationen wegen queerfeindlicher Äußerungen scharf kritisiert worden waren. "Beide Frauen haben lediglich den Fakt verteidigt, dass biologische Frauen keine biologischen Männer sein können und umgekehrt. Nicht mehr, nicht weniger", behauptete Basad.
FDP-Vizechefin unterstützt Basad
Unterstützung für ihre transkritische Haltung erhält Basad sogar aus der FDP, die sich gerade in der Ampelkoalition transfreundlich präsentiert (queer.de berichtete). Nicola Beer, die stellvertretende FDP-Chefin und Vizepräsidentin des Europaparlaments, teilte Basads Beitrag auf Twitter und erklärte: "Respekt. Da steht jemand für seine Überzeugungen."
Twitter / nicolabeerfdpRespekt. Da steht jemand für seine Überzeugungen. https://t.co/welpil1QZD
Nicola Beer (@nicolabeerfdp) June 16, 2022
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Basad, die bereits für den Querverlag und die Berliner LGBTI-Zeitschrift "Siegessäule" geschrieben hat, beklagt bereits seit Längerem die angebliche neue "Wokeness". Sie kritisiert dabei nicht nur trans Aktivist*innen wie die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer, sondern auch die MeToo-Bewegung. Außerdem beklagt sie, dass Weiße diskriminiert werden würden. Ihre Ideen fasste sie in dem im vergangenen Jahr erschienenen Buch "Schäm dich! Wie Ideologinnen und Ideologen bestimmen, was gut und böse ist" zusammen. (dk)

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Reisende soll man nicht aufhalten.
Wenn man irgendwo nicht mehr arbeiten will, kündigt man halt. So einfach ist das. Das passiert jeden Tag zigfach.
Ich finde es aber bezeichnend, dass manche Menschen sich für so wichtig halten, dass sie denken, sie müssten die ganze Welt darüber informieren, dass sie kündigen wollen und warum sie da nicht mehr arbeiten wollen.