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Neue Richtlinie

Schwimm- und Rugbyverbände schließen trans Frauen aus

Erst der Schwimm- und nun der Rugbyverband: Transgeschlechtliche Frauen werden fast vollständig aus dem Wettbewerbsbetrieb ausgegrenzt. Und: Weitere Sportarten könnten folgen.


Um den College-Meister*innenschaftensieg von Lia Thomas gab es heftige Diskussionen (Bild: Screenshot ABC News)
  • 21. Juni 2022, 12:51h 60 5 Min.

Der Internationale Schwimmverband (FINA) hat entschieden, transgeschlechtlichen Athlet*innen, deren Transition nach dem Beginn ihrer Pubertät stattgefunden hat, von Wettbewerben der Frauen auszuschließen.

Ein außerordentlicher Kongress am Rande der Schwimm-WM in Budapest hatte sich am Sonntag mit der Frage beschäftigt und die neue Regelung per Abstimmung beschlossen. Am Dienstag zog die International Rugby League nach und gab einen ähnlichen Beschluss für den eigenen Sport bekannt.

Strenge Nachweispflichten, dritte Wettkampfkategorie

Parallel zum Ausschluss der Schwimmer*innen, unter den transgeschlechtliche Frauen und nichtbinäre Personen fallen, gab der Schwimmverband bekannt, eine dritte, "offene" Wettbewerbskategorie schaffen zu wollen. In denen sollen dann trans- und intergeschlechtliche Athlet*innen antreten können, die nicht den neuen FINA-Regeln genügen. Fraglich ist, ob ein solcher Wettbewerb jemals zustande kommt. Eine Arbeitsgruppe innerhalb des Verbandes soll die Ausrichtung der Kategorie in den kommenden sechs Monaten erarbeiten.

Transgeschlechtlichen Athlet*innen, die bei Wettkämpfen der Frauen antreten wollen, soll es von nun an auferlegt sein, nachzuweisen, dass sie sich bei der vom körpereigenen Testosteron angestoßenen Pubertät nicht über ein bestimmtes Stadium hinaus entwickelt haben. Der Regelkatalog nennt dabei das sogenannte Tanner-Stadium 2. Das beschreibt das Wachstum erster Haare im Genitalbereich sowie der äußeren Genitalien. Spätestens dann müsste entsprechend der Regeln eine Hormontherapie durchgeführt werden, die das Testosteronniveau des Körpers senkt.

Dadurch stellt das auf das zweite Tanner-Stadium folgende Tanner-Stadium 3 praktisch das lebenslange Ausschlusskriterium an Wettbewerben dar, die nach den neuen Regeln der FINA ausgetragen werden. Und: Unabhängig von den Tanner-Stadien, von denen es fünf gibt, muss die Hormontherapie vor dem zwölften Geburtstag begonnen worden sein. Zudem müssen die Athlet*innen nachweisen, stets unter einem Gehalt von 2,5 nmol Testosteron pro Liter Blut gelegen zu haben. Im Vergleich zu ähnlichen Grenzwertregelungen im Sport ist das sehr niedrig.

Die Teilnahme transweiblicher Athlet*innen und transgeschlechtlicher Frauen bei Schwimmwettkämpfen war zuletzt international in einem von hasserfüllten Äußerungen vergifteten Klima auch auf Ebene von Verbänden und unter Sportwissenschaftler*innen diskutiert worden. Auslöser war der Wettbewerbsstart der US-amerikanischen Schwimmerin Lia Thomas an den College-Meister*innenschaften ihres Landes. Thomas hatte den Wettkampf über 500 Yards im Freistil einige Jahre nach ihrer Transition gewonnen (queer.de berichtete). Aber auch unter Radsportler*innen und Skateboarder*innen hatte es zuletzt solche Kontroversen gegeben.

Auf ihrem Kongress stimmten nach abschließenden Reden von Arbeitsgruppen aus Sportler*innen, Wissenschaftler*innen und Fachkräften für Menschenrechte 71,5 Prozent der stimmberechtigten Teilnehmer*innen für die Verabschiedung der neuen, exkludierenden FINA-Richtlinie.

Doch nicht nur die weitgehende Ausgrenzung transgeschlechtlicher Athlet*innen wurde dadurch reguliert. Auch intergeschlechtliche Sportler*innen müssen sich zukünftig, zumindest beim Schwimmen, wieder diskriminierenden Überprüfungen ihres Geschlechts unterziehen. Insbesondere die Läuferin Caster Semenya hatte wegen solcher Richtlinien immer wieder Eingriffe in ihre sportliche Karriere und internationale Berichterstattung erdulden müssen (queer.de berichtete).

Die ähnlich gelagerte Entscheidung der International Rugby League, die am Dienstag bekannt wurde, stellt indes keine eigene Richtlinie zum Thema dar, sondern ist eine Reaktion auf die vorangegangene FINA-Entscheidung. Man stoppe die Teilnahme der transgeschlechtlichen Athlet*innen bis zur Verabschiedung einer eigenen Richtlinie, an der bereits gearbeitet werde, hieß es. Hierzu seien zudem weitere wissenschaftliche Untersuchungen vonnöten.

Die Generaldirektorin der LGBTI-Menschenrechtsorganisation Equality Australia, Anna Brown, kritisierte die Entscheidung des Schwimmverbandes. Pauschale Ausschlüsse transgeschlechtlicher Frauen davon, gegen andere Frauen anzutreten, riskierten es, gegen internationale Menschenrechtsprinzipien der Nicht-Diskriminierung zu verstoßen. Diese verlangten von solchen Richtlinien, vom Gedanken der Inklusion auszugehen.

Auch die Schwimmerin Maddie Groves wandte sich gegen die Entscheidung. Sie habe insbesondere auf alle geschlechtlich nonkonformen und diversen Kinder, Jugendlichen und Erwachsenen Auswirkungen, die sich gegenwärtig im Schwimmsport befinden, sei diskriminierend und unwissenschaftlich.

Twitter / MaddieGroves_
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IOC gab Kompetenz an Verbände ab

Dass inzwischen die Verbände der einzelnen Sportarten an eigenen Regeln arbeiten, liegt daran, dass das Internationale Olympische Komitee dies im November 2021 durch einen "Regelrahmen zu Fairness, Inklusion und Nicht-Diskriminierung" in ihren Kompetenzbereich gelegt hatte. Begründet wurde das dadurch, dass die Frage beim gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand nicht generell für alle Sportarten entschieden werden könne. Auch von eigenen Testosteron-Grenzwerten hatte das IOC dabei Abstand genommen und den Aspekt der Antidiskriminierung und des Rechts auf Wettkampfteilnahme betont (queer.de berichtete).

Die FINA wählte nun eine besonders restriktive Variante, die Frage für den eigenen Sport zu regeln. Die Eröffnung einer eigenen Wettkampfkategorie dürfte dabei als stigmatisierende und diskriminierende Form der Partizipation am Wettkampfbetrieb zurückgewiesen werden. Das hinderte Verbandspräsident Husain Al-Musallam nicht daran, die Regel für ihren vermeintlich inkludierenden Geist zu loben: "Ich möchte nicht, dass Athlet*innen gesagt wird, dass sie nicht an einem Wettkampf auf höchstem Niveau teilnehmen können", sagte er.

Der Präsident des Weltverbands der Leichtathletik, Sebastian Coe, lobte die FINA-Regelung indes. Man sehe einen internationalen Verband, der sein Recht bei der Festlegung von Regeln, Vorschriften und Richtlinien geltend mache, die im besten Interesse seines Sports seien. So solle es auch sein. "Wir haben immer geglaubt, dass die Biologie Gender übertrumpft, und wir werden unsere Vorschriften weiterhin entsprechend überprüfen. Wir werden der Wissenschaft folgen", erklärte er insbesondere in Hinblick auf die Rolle von Testosteron bei der sportlichen Leistung. Man habe zum Thema im Leichtathletik-Verband zudem eine eigene Diskussion für Ende des Jahres angesetzt.

Ein Sprecher des Fußballverbands FIFA gab am Dienstag gegenüber der Deutschen Presseagentur an, dass auch sein Verband an einer Regelung der Teilnahme transgeschlechtlicher Athlet*innen arbeite. (jk/dpa)

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#1 LarissaProfil
  • 21.06.2022, 13:03hBalbriggan
  • Transphobie noch und nöcher, was kommt als nächstes?
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#2 maybemeAnonym
  • 21.06.2022, 13:11h
  • ich frag mich wirklich, was für diese Verbandsheinis schlimmer ist, dass wir trans Menschen gewinnen oder, dass wir verlieren.

    Weil, wenn wir verlieren, und diese transphoben, patriarchalen Männer sehen uns ja nicht als Frauen, dann gewinnen in deren Augen ja Frauen über Männer, was vermutlich noch schlimmer für sie ist, weil es ja (in ihren Augen) belegt, dass Frauen auf einem Niveau sind mit den Männer.
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#3 Kotzt im StrahlAnonym
  • 21.06.2022, 13:13h
  • "Folgen der Wissenschaft"? Ja, man kann sich alles so zurecht lügen wie man will und dann behaupten, die Wissenschaft hätte das gesagt. Es ist einfach Schwachsinn. Sämtliche Forschungsergebnisse der letzten Jahrzehnte legen dar, dass es keinen guten Grund gibt, trans Frauen aus dem Frauensport auszuschließen, aber die hören immer nur das, was sie hören wollen.
    Hört auf, euch hinter irgendeiner zusammengedichteten Lüge, die ihr als "Wissenschaft" verkauft, zu verstecken, und sagt uns einfach ins Gesicht, was der wahre Grund für diese Entscheidungen ist. Ihr hasst uns. Ihr findet uns eklig. Ihr habt Angst vor uns und am liebsten wäre es euch, wenn es uns nicht gäbe. Seid einfach ehrlich. Ich würde ihnen ins Gesicht spucken, aber dafür ist mein Speichel zu wertvoll.
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