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DFB-Direktor
Umgang mit Homosexualität: Bierhoff kritisiert WM-Vergabe an Katar
Oliver Bierhoff gibt zu, dass die Fifa bei der WM-Vergabe auf Kommerz geachtet habe, aber nicht auf die Rechte von Minderheiten.

Oliver Bierhoff im Interview (Bild: Screenshot RTL/ntv)
- 23. Juni 2022, 11:20h 2 Min.
DFB-Direktor Oliver Bierhoff hat die Vergabe der Fußball-WM nach Katar kritisiert. "Wie konnte eine Fifa die Vergabe in dieses Land geben?", fragte der 54-Jährige in einem Interview von RTL/ntv. Der Fernsehsender RTL hatte in der Reportage "Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar" über den Umgang mit sexuellen Minderheiten im Wüstenemirat berichtet und Bierhoff damit konfrontiert.
Man müsse bei der Vergabe "einfach kritisieren, dass im ersten Punkt nur vielleicht auf Stadien oder andere Punkte geachtet wurde, oder natürlich Kommerz, und nicht auf diese Aspekte wie Menschenrechte oder andere gesellschaftliche Themen", sagte Bierhoff. Die nächsten Vergaben sollten nur an Länder erfolgen, "in denen solche Dinge nicht passieren". In Katar können beispielsweise homosexuelle Handlungen zwischen Männern mit langjährigen Gefängnisstrafen oder sogar der Todesstrafe sanktioniert werden.
"Das ist natürlich schon dramatisch"
Die Journalist*innen konfronierten den Sportmanager auch mit Aussagen schwuler Katarer. Daraufhin reagiert Bierhoff geschockt: "Ich meine, das Schlimme ist natürlich schon die gesellschaftliche Ächtung, die man da ja auch schon heraushört", so der 54-Jährige. "Aber das andere ist, wenn du dann in deinem Leben Angst hast und dann auch noch von einer staatlichen Institution gegängelt wirst, das ist natürlich schon dramatisch."
Eine Reiseempfehlung zur WM für Angehörige der queeren Community wollte der DFB-Direktor nicht aussprechen: "Es ist schwer. Ich weiß es nicht. Ich glaube, das kann jeder für sich nur selber entscheiden, ob er das für sich als Risiko betrachtet", sagte Bierhoff: Er hoffe, dass es im Rahmen des Turniers "für einen gewissen Zeitraum eine gewisse Glocke" gebe, die eine Sicherheit garantiere. (dpa/dk)
Die Reportage "Rote Karte statt Regenbogen – Homosexuelle in Katar" mit der Reaktion des DFB-Sportdirektors auf die Aussagen homosexueller Katarer ist ab sofort auf RTL+ verfügbar. Eine Wiederholung ist zudem am Donnerstag (23. Juni) um 15.40 Uhr in einem "News Spezial" bei ntv zu sehen. RTL präsentierte die Reportage erstmals in Gänze im Rahmen eines "RTL Nachtjournal Spezials" in der Nacht auf den 23. Juni.
