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Kinostart

Trans Mädchen auf dem Weg zum richtigen Namen

Die elfjährige Violeta weiß schon früh, dass sie ein Mädchen ist. Ihre Eltern unterstützen sie dabei, sie selbst zu sein, auch gegen Widerstände. Die Doku "Mein Name ist Violeta" begleitet die spanische Familie – und lässt auch andere trans Menschen zu Wort kommen.


Violeta wünscht sich sehnlichst ihren Namen auf dem Personalausweis (Bild: W-Film)

"Lass jetzt los", singt Elsa in der deutschsprachigen Version des Disneyfilms "Die Eiskönigin". Im Original heißt es "Let It Go", und auf Spanisch singt die feministische Prinzessin und queere Ikone "Libre Soy". Wie passend, dass Violeta also den Disneysong singt, als sie zum ersten Mal Mädchenkleidung mit ihren Eltern kauft: "Ich bin frei!" Ein Handyvideo zeigt die rührende Szene.

Schon als Violeta sechs Jahre alt ist, sagt sie ihren Eltern, dass sie ein Mädchen und kein Junge ist. Die sind davon erst einmal überwältigt. Ihr Vater, der Pornodarsteller und -regisseur Nacho Vidal, hatte davor gedacht, sein Kind könne vielleicht schwul sein, weil es so gerne in die Stöckelschuhe seiner Frau Franceska Jaimes schlüpft. Aber trans, davor hatte er große Angst, vor allem wegen der Gesellschaft, erzählt er. Schon wegen ihrer Jobs haben es die zwei Pornostars als Eltern schwer.

Eine Notlösung, die gut funktioniert


Poster zum Film: "Mein Name ist Violeta" startet am 30. Juni 2022 bundesweit in den Kinos

Die Dokumentation "Mein Name ist Violeta" begleitet die spanische Familie. Wobei? Das ist nicht so ganz klar. Bei den Dreharbeiten ist Violeta elf, lebt als Mädchen, die Eltern unterstützen sie. Einzig im Personalausweis steht noch ihr abgelegter Name, was sich ändern soll, aber ein bürokratischer Aufwand ist. Deshalb müssen Mutter, Vater und Tochter im Film viel nacherzählen, wie das alles war, wie sie sich früher gefühlt haben, wie aufgeregt Violeta war, als sie das erste Mal Mädchenkleidung kaufte. Unterlegt wird das dann, wohl notgedrungen, mit nichtssagenden Bildern: Franceska macht Kaffee, Nacho schnippelt Obst und mixt einen Smoothie.

Es ist natürlich ein Dilemma, in dem die Regisseure David Fernández de Castro und Marc Parramon stecken: Sie machen einen Dokumentarfilm über einen Prozess, der zum Großteil bereits stattgefunden hat. Ganz anders funktionierte etwa die Doku "Kleines Mädchen" von Sébastien Lifshitz, die die achtjährige Sasha wirklich nahe kam bei ihren Herausforderungen, bei Gesprächen mit der Therapeutin, bei den Ballettstunden – und dabei vor allem aber ihre unbändige Stärke vermittelte.

Doch die Regisseure finden einen Kniff: Wie in historischen Dokus lassen sie manche Szenen – so etwa den beschriebenen Kleiderkauf – nachspielen. Dafür nutzen sie keine klassischen Reenactments, sondern bauen eine Castingsituation auf: Kinder – aller Geschlechter – sollen erst Fragen dazu beantworten, was Jungs und Mädchen ausmacht, ob sie ein Kleid tragen würden. Dann spielen sie nach, wie es wohl wäre, endlich zum ersten Mal ein Kleid zu kaufen. Eine erkennbare Notlösung, die aber gut funktioniert, zumal die Kinder so wunderbar offen, vorurteilsfrei und modern reagieren.

Violeta hat genug starke Momente für den Film


Violeta (m.) mit Moderatorin Sonja Hofmann (l.) und ihrer Mutter Franceska Jaimes bei der Deutschlandpremiere des Films am 22. Juni 2022 in Köln (Bild: W-Film / Guido Schiefer)

Andere Elemente hingegen stören eher den Fokus. So berichten die älteren Aktivistinnen Silvia Reyes und Carla Delgado davon, wie schwierig ihr Weg zu einem selbstbestimmten Leben war. Wie sie unter Francos Diktatur und Polizeiwillkür litten. Der trans Mann Iván findet wegen seiner Geschlechtsidentität keinen Job, Esther erzählt von ihrem Sohn Alan, der im Jahr 2015 Suizid beging, weil er diskriminiert wurde. All das sind zweifellos relevante und wichtige Geschichten, die der Film auch bewegend darstellt.

Doch entweder hätte die Doku sie gleichberechtigt erzählen müssen, so ein bisschen wie es zuletzt "Trans – I Got Life" gemacht hat – oder aber der Film konzentriert sich auf Violeta. Denn sie und ihre Eltern haben ihre ganz eigenen Probleme und Herausforderungen, aber auch wahnsinnig schöne Erlebnisse und starke Momente. Von denen hätte "Mein Name ist Violeta" noch mehr zeigen sollen.

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Infos zum Film

Mein Name ist Violeta. Dokumentarfilm. Spanien 2019. Regie: David Fernández de Castro, Marc Parramon. Protagonist*innen: Violeta Jordá, Franceska Jaimes, Nacho Vidal, Carla Antonelli, Carla Delgado. Laufzeit: 75 Minuten. Sprache: spanische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 12. Verleih- W-Film. Kinostart: 30. Juni 2022
Galerie:
Mein Name ist Violeta
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