Drei mysteriöse Frauen in Schwarz an einem Grab, fast so geheimnisvoll wie die Hexen aus Macbeth. Nur dass sie kein großes Schicksal zu verkünden haben, sondern um ihren Star trauen. Rex Gildo, er hat ja auch echt gelitten in seinen letzten Jahren, sind sie sich einig. Wie Recht sie zumindest in diesem Punkt haben.
Rex Gildo, bürgerlich Ludwig Franz Hirtreiter, seit über 20 Jahren tot – und doch löst der Name etwas aus. Bei den Jüngeren vielleicht eher ein vages Gefühl, bei den Anderen Erinnerungen an große Hits und leichte Unterhaltung. Oder Fremdscham. Denn in seinen letzten Jahren ging es steil bergab mit dem ehemaligen Frauenschwarm. Auftritte in Möbelhäusern und Einkaufszentren, Probleme mit Alkohol und Tabletten. Ein tiefer Fall wie aus dem Bilderbuch.
"Sie sind eine alte Sau!"
Poster zum Film: "Rex Gildo – Der letzte Tanz" feiert am 30. Juni 2022 seine Weltpremiere beim Filmfest München
Passend zum 50-jährigen Jubiläum seines größten Hits "Fiesta Mexicana" hat nun Rosa von Praunheim einen semi-dokumentarischen Film über den Schlagersänger gedreht. Ein Film, der ab der ersten Szene Rosa von Praunheims Handschrift trägt – und gerade deshalb so gut funktioniert.
Es gibt nachgespielte Szenen des jungen Rex Gildo (Kilian Berger) mit Fred Miekley (Ben Becker), seinem Entdecker, Förderer, Liebhaber – und offiziell Onkel. Miekley fordert einiges von dem von ihm auserkorenen Talent, die beiden sind aber auch zärtlich zueinander, liegen im Bett. Dann tauchen plötzlich die drei Frauen in Schwarz wieder auf, sind empört. "Rex Gildo war seriös! Rosa von Praunheim, Sie sind eine alte Sau mit dreckigen Fantasien!"
Schwul? Die Weggefährt*innen wussten es
Das Set wird als solches erkennbar, das Reenactment – ohnehin schon in seiner Künstlichkeit offensichtlich – aufgelöst. Und der große Konflikt seines Lebens verdeutlicht: Rex Gildo, der Frauenschwarm, ist schwul, soll das aber tunlichst verheimlichen. Auch Fred Miekley rät ihm dazu, zwingt ihn sogar zur Ehe mit Rex' Cousine Marion Hirtreiter.
Dabei war es für die Weggefährt*innen ein offenes Geheimnis. Die Schlagersängerinnen Gitte Hænning und Cindy Berger erinnern sich genau wie die Filmjournalistin Gudrun Gloth daran, dass sie Gildos Homosexualität immer ahnten.
Das tragische Ende 1999
Zwar blieben Rex Gildos Toupet und seine Bräune, doch sein Glanz verblasste zusehend. Ab den 1980er Jahren ging es spürbar bergab. Der 50-Jährige, der immer noch den Frauenschwarm abzugeben versucht, wird immer mehr zur Karikatur seiner selbst, urteilt der Regisseur. Das tragische Ende findet der gefallene Star 1999, als er vermutlich Selbstmord begeht.
Rosa von Praunheims typische Mischung aus Originalaufnahmen, klassischen Zeitzeug*innen-Gesprächen, oft augenzwinkernden nachgespielten Szenen und seinen reichen persönlichen Erinnerungen geht einmal mehr hervorragend auf. Er lässt die großen wie die tragischen Momente wiederaufleben – und spannt dabei den großen Bogen zur jungen Bundesrepublik und seiner repressiven Öffentlichkeit.
Infos zum FilmRex Gildo – Der letzte Tanz. Dokufiction. Deutschland 2022. Regie: Rosa von Praunheim. Darsteller*innen: Kilian Berger (junger Rex), Ben Becker (sein Manager und Liebhaber), Kai Schumann (älterer Rex). Zeitzeug*innen: Gitte Haenning, Conny Froboess, Cindy Berger. Laufzeit: 88 Minuten. Sprache: deutsche Originalfassung. Kinostart: 29. September 2022. Weltpremiere am 30. Juni 2022 beim
Filmfest München (21 Uhr, Sendlinger Tor Kino). Weitere Aufführungen am 1. Juli (21.30 Uhr, Mond & Sterne) sowie am 2. Juli (16 Uhr, Rio 1)
Mache ich um alles was dieser sogenannte "Filmemacher und Aktivist" produziert einen großen Bogen.