
https://queer.de/?42664
Neue Zahlen
RKI meldet mehr als 2.000 Affenpocken-Fälle
Im Mai wurden erste Fälle der Affenpocken in Deutschland gemeldet. Jetzt stieg die Zahl auf über 2.000 an. Zu 99,8 Prozent sind Männer betroffen.

Affenpocken rufen Hautveränderungen hervor (Bild: CPHA)
- 19. Juli 2022, 15:03h 3 Min.
Bis Montagabend ist die Zahl der an das Robert-Koch-Institut gemeldeten Affenpocken-Infektionen auf über 2.000 gestiegen. Laut der Forschungseinrichtung seien insgesamt 2.036 Fälle aus allen 16 Ländern übermittelt worden. Vor knapp drei Wochen, am 1. Juli, hatte das RKI erstmals von mehr als 1.000 gemeldeten Fälle berichtet.
Insgesamt seien nur vier Fälle bei Frauen festgestellt worden – also nur in 0,2 Prozent alle gemeldeten Fälle. Bei Kindern sind bislang keine Fälle bekannt geworden.
"Die Übertragungen erfolgen in diesem Ausbruch nach derzeitigen Erkenntnissen in erster Linie im Rahmen von sexuellen Aktivitäten, aktuell insbesondere bei Männern, die sexuelle Kontakte mit anderen Männern haben", so das RKI.
Weiter erklärte das Institut: "Es scheint weiterhin möglich, den aktuellen Ausbruch in Deutschland zu begrenzen, wenn Infektionen rechtzeitig erkannt und Vorsichtsmaßnahmen umgesetzt werden". Wichtig seien Informationen zu Symptomen, Übertragungswegen und Schutzmöglichkeiten. Mehr Infos gibt es etwa auf aidshilfe.de/affenpocken.
Impfungen vor allem in Berlin
In ganz Deutschland sind kürzlich die Impfungen gegen Affenpocken angelaufen. Zentrum ist Berlin, das bislang rund zwei Drittel aller Infektionen gemeldet hat (queer.de berichtete).
Twitter / CSDdeutschlandFAQs: #CSDs und Affenpocken/MPX – Informationen der @Aidshilfe_de und dem @CSDdeutschland. Aktuell sind überwiegend schwule Männer von MPX betroffen. Diese Hinweise gelten für alle und sind geschlechtsunspezifisch. Mehr Informationen auf unserer Homepage und unseren Socials. pic.twitter.com/ZmZXBtaD3O
CSD Deutschland e.V. (@CSDdeutschland) July 18, 2022
|
Die Berliner Senatsverwaltung für Gesundheit sprach auf Anfrage der Deutschen Presseagentur von einer sehr hohen Nachfrage. Wie viele Menschen schon geimpft worden sind, war am Dienstag aber noch nicht klar. Das Impfmonitoring laufe gerade an. Die rund 8.000 in der Hauptstadt verfügbaren Impfdosen dürften nach Einschätzung der Behörde aber schnell aufgebraucht sein. Für die vergangene Woche zeigt sich in den Meldezahlen für Berlin ein leichter Rückgang. "Aufgrund der Schwankungen in den Fallzahlen müssen wir jedoch abwarten, ob es sich um einen stabilen Trend handelt", erklärte die Gesundheitsverwaltung.
Aus Gran Canaria eingeführt?
In der frühen Phase des Ausbruchs hatte noch rund die Hälfte der bis dahin Betroffenen in Berlin die Ansteckung offenbar von Reisen mitgebracht, wie aus einer Untersuchung im Journal "Eurosurveillance" hervorgeht. Viele seien Mitte Mai bei einem Pride-Event auf Gran Canaria gewesen. Ab dem 23. Mai habe der Ausbruch in der Bundeshauptstadt an Fahrt gewonnen. Die Fachleute sehen dann eine Verschiebung hin zu Ansteckungen vor allem in Deutschland und insbesondere in Berlin. Grund sei, dass es dort laut der Untersuchung eine bundesweit gesehen vergleichsweise große Gruppe sexuell aktiver schwuler und bisexueller Männer gebe.
Die Krankheit verläuft nach RKI-Angaben bei den meisten Menschen mild und heilt in der Regel von alleine ab. Schwere Verläufe sind aber möglich, insbesondere bei Kindern oder Menschen mit geschwächtem Immunsystem. Das Ansteckungsrisiko lässt sich laut einem Flyer von RKI und Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung verringern, indem die Zahl der Sexpartner reduziert wird. Auch Kondome könnten das Infektionsrisiko verringern, hieß es – sie schützten aber nicht vor einer Übertragung, wenn Hautveränderungen an anderen Stellen des Körpers berührt würden. Wer an Affenpocken erkrankt ist, soll den Behörden zufolge auf Sex, Berührungen und Küsse verzichten.
Laut einer Meldung der Weltgesundheitsorganisation von Anfang Juli wurden weltweit insgesamt knapp über 6.000 Fälle aus 59 Ländern gegeben (PDF). Darunter seien auch drei Todesfälle gewesen. In den USA wurde letztes Wochenende erstmals eine große schwule Party wegen Affenpocken abgesagt (queer.de berichtete). (dpa/dk)
