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"Ich fand's wahnsinnig mutig"
Nach Coming-out: Unterstützung für Kassatkina
Die beste russische Tennisspielerin erhält nach ihrem Coming-out viel Lob. Es gibt aber auch Sorge, dass es Repressionen in ihrem Heimatland geben könnte.

Darja Kassatkina im Video-Interview von Witja Krawtschenko (Bild: Twitter / Витя Кравченко)
- 20. Juli 2022, 14:12h - 2 Min.
Mehrere Kolleginnen im Profitennis haben das Coming-out der russischen Spielerin Darja Kassatkina begrüßt und die 25-Jährige für ihren Mut beglückwünscht. Kassatkina hatte sich in einem am Montag erschienenen Video-Interview mit dem Blogger Witja Krawtschenko geoutet und kurz darauf ein Foto mit ihrer Freundin veröffentlicht (queer.de berichtete). In dem Interview hatte sie von der Freundin erzählt, vom Mut zum Coming-out und zum Problem in Russland, gleichgeschlechtlich zu lieben. Ob sie lesbisch oder bisexuell ist, ließ sich entgegen den meisten Medien- und Agenturberichten dem Interview nicht direkt entnehmen.
Andrea Petkovic, seit Jahren eine der besten deutschen Tennis-Asse, erklärte als Reaktion etwa: "Ich fand's wahnsinnig mutig, wahnsinnig cool. Auch dieses Video, wie sie das vor sich hinsagt, als wäre es das Normalste auf der Welt, wie es auch sein sollte. Aber das ist es eben nicht, wenn du Russin bist", so die 34-Jährige am Dienstag laut dpa beim WTA-Turnier in Hamburg. "Ich habe es gesehen, ich habe es gefeiert und ich werde es weiter feiern."
Auch die amerikanische Tennislegende Billie Jean King beglückwünschte Kassatkina via Twitter zu ihrem Schritt: "Es braucht viel Mut, authentisch zu leben, aber es lohnt sich", erklärte die 78-Jährige, die 1981 von den Medien als lesbisch geoutet worden war.
Twitter / BillieJeanKingSending all our support to @DKasatkina, Russias No. 1 ranked tennis player, who has come out as gay.
Billie Jean King (@BillieJeanKing) July 19, 2022
It takes a great deal of bravery to live authentically, but it is worth it. https://t.co/yA4hSjrHjb
In sozialen Netzwerken äußerten einige Fans Sorge um die Tennisspielerin, weil ihr in ihrer Heimat nun Repressionen drohen könnten. Hinzu kommt, dass sie in dem Interview auch den Angriff Russlands in der Ukraine kritisiert hatte, was langjährige Gefängnisstrafen nach sich ziehen könnte.
Russland will noch schärfer gegen Homosexuelle vorgehen
Russland will die Zügel gegen queere Mennschen noch weiter anziehen: Nur wenigen Stunden vor Veröffentlichung von Kassatkinas Interivew haben sechs Duma-Abgeordnete einen neuen Gesetzentwurf eingebracht, der das Verbot von "Homo-Propaganda" noch verschärfen soll. Bereits seit Wochen wird darüber diskutiert, das Verbot auszudehnen (queer.de berichtete).
In russischen Medien ist das Coming-out der Spitzensportlerin nur am Rande ein Thema. Im internationalen Propagandaportal RT lassen zudem viele in Kommentaren ihrem Hass gegenüber sexuellen Minderheiten freien Lauf. Kassatkina wird dort als "psychisch krank" oder als "Perverse" beschimpft. Außerdem wird ihr der Rat gegeben: "Nimm dir einen guten Mann, damit du geheilt wirst."

Im Kommentarbereich von "Russia Today" wird Kassatkina beschimpft
Kassatkina ist als Zwölftplatzierte der Weltrangliste die beste Russin. Sie nahm zuletzt auch am Turnier in Hamburg teilt, schied aber am Sonntag in der ersten Runde aus. (cw)
