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Neue Verschwörungstheorie
Putin: Akzeptanz queerer Menschen führt zu mehr grünem Strom
In Teheran zieht der russische Diktator einen skurrilen Vergleich: Weil westliche Staaten queere Menschen akzeptierten, setzten sie auch auf "nichttraditionelle Energiearten".

Laut Putin verführt der freundliche schwule Nachbar Otto Normalverbraucher dazu, sich Solarpanels aufs Dach zu schrauben (Bild: Screenshot / Youtube/ShanghaiEye)
- 21. Juli 2022, 10:10h 2 Min.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat am Mittwoch bei einem Treffen mit seinen iranischen und türkischen Amtskollegen in Teheran einen Zusammenhang mit der Akzeptanz queerer Menschen und der Nutzung grüner Energie gezogen.
Wörtlich beschwerte sich der autoritäre Staatschef über Europa, weil sich die westlichen Länder auf "nichttraditionelle Energiearten" verlassen würden: "Sie sind große Experten auf dem Gebiet der nichttraditionellen Beziehungen, also haben sie sich auch im Energiebereich entschieden, auf nichttraditionelle Energiearten zu setzen – etwa auf die Sonne oder Windenergie." Das habe aber nicht funktioniert: "Es gab einen langen Winter. Es gab keinen Wind. Das war's", so Putin.
Deutschland deckte 2021 laut Umweltbundesamt 41 Prozent seines Strombedarfs aus erneuerbaren Energieträgern. 2010 hatte der Anteil bei nur 17 Prozent gelegen. In den letzten Jahre stagnierte allerdings der Ertrag durch grüne Arten der Stromgewinnung. Grund ist der langsame Ausbau von Wind- und Solarenergie durch die Merkel-Regierung.
Putin sprach in Teheran mit dem iranischen Präsidenten Ebrahim Raisi, dem Obersten Führer Ali Khamenei sowie dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan über den Bürgerkrieg in Syrien. Die Politiker eint ihre Ablehnung von queeren Menschen: Die Türkei ließ zuletzt hunderte CSD-Besucher*innen festnehmen, im Iran steht auf Homosexualität sogar die Todesstrafe.
Putin wiederholt queerfeindlich
Putin hatte bereits mehrfach mit queerfeindlichen Tiraden und fragwürdigen Vergleichen für Aufsehen gesorgt. So behauptete er letztes Jahr, dass Kindern im Westen "gelehrt wird, dass ein Junge ein Mädchen werden kann und umgekehrt". Dies sei "ungeheuerlich" und beinahe ein "Verbrechen gegen die Menschlichkeit" (queer.de berichtete). Kurz nach dem russischen Angriff auf die Ukraine verglich er sein Land mit der transfeindlichen britischen Autorin J.K. Rowling: "[Der Westen] hat Joanne Rowling – die Kinderbuchautorin, deren Bücher auf der ganzen Welt veröffentlicht werden – kürzlich gecancelt. Jetzt versuchen sie, unser Land zu canceln", behauptete Putin im März (queer.de berichtete).
Die Moskauer Regierung versucht bereits seit Jahren, sexuelle und geschlechtliche Minderheiten als Feindbild aufzubauen, um damit im Inland zu punkten und das Ausland zu spalten. Laut vielen Umfragen ist die russische Bevölkerung mehrheitlich extrem queerfeindlich eingestellt (queer.de berichtete). Mit dem "Homo-Propaganda"-Gesetz untersagte es das Putin-Regime 2013, "nichttraditionelle sexuelle Beziehungen" öffentlich zu zeigen – angeblich als Jugendschutzmaßnahme. Das führte nachweislich zu einer Zunahme queerfeindlicher Gewalt (queer.de berichtete).
Das von Putin kontrollierte russische Parlament will die Zügel gegen queere Menschen noch weiter anziehen: Diese Woche brachten sechs Duma-Abgeordnete einen Gesetzentwurf ein, der das Verbot von "Homo-Propaganda" noch verschärfen soll. Bereits seit Wochen wird darüber diskutiert, das Verbot auszudehnen (queer.de berichtete). (dk)
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