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Widerstand
"Änderungen notwendig": Deutsche katholische Kirche kritisiert Vatikan
Die Absage des Vatikans an Reformen wie der Segnung homosexueller Paare in der deutschen Kirche stößt auf Widerstand.

Bischofskonferenz-Chef Georg Bätzing protestiert gegen das Verbot des Vatikans (Bild: Bistum Limburg)
- 22. Juli 2022, 11:24h 3 Min.
Georg Bätzing, der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz, hat am Donnerstagabend in einer gemeinsamen Erklärung mit der Chefin des katholischen Laienverbands den Synodalen Weg gegen den Vatikan verteidigt und den Heiligen Stuhl kritisiert. Der Vatikan betreibe "keinen guten Stil der Kommunikation", außerdem seien Reformen notwendig, heißt es in der Erklärung von Bätzing und Irme Stetter-Karp, der Präsidentin des Zentralkomitees der deutschen Katholiken (ZdK).
Hintergrund ist eine wenige Stunden zuvor veröffentlichte nicht unterschriebene offizielle Erklärung des Vatikans, wonach die eingemächtige Reformen in der der deutschen Kirche "nicht zulässig" seien (queer.de berichtete). Dabei geht es etwa um das Zölibat oder die Segnung homosexueller Paare, die der Vatikan strikt ablehnt (queer.de berichtete).
"Wir werden nicht müde zu betonen, dass die Kirche in Deutschland keinen 'deutschen Sonderweg' gehen wird", so Bätzing und Stetter-Karp. "Dennoch sehen wir es als unsere Pflicht an, klar zu benennen, wo aus unserer Sicht Änderungen notwendig sind. Dabei spüren wir bereits jetzt, dass die von uns benannten Probleme und Fragen weltweit ähnlich sind."
Keine direkte Kommunikation zwischen deutscher Kirche und Vatikan
Die Mitteilung des Vatikans kritisierten die beiden Funktionär*innen mit den Worten: "Es zeugt von keinem guten Stil der Kommunikation innerhalb der Kirche, wenn nicht namentlich gezeichnete Erklärungen veröffentlicht werden." Außerdem habe der Vatikan nicht den direkten Draht mit der deutschen Kirche gesucht: "Leider ist das Synodalpräsidium bis heute nicht zu einem Gespräch eingeladen worden. Dass diese direkte Kommunikation bislang nicht stattfindet, bedauern wir irritiert."
Die katholische Reformbewegung "Wir sind Kirche" kritisierte ebenfalls den Vatikan: "'Wir sind Kirche' weist mit Entschiedenheit die harsche und nicht gerechtfertigte Kritik aus dem Vatikan am Synodalen Weg in Deutschland zurück", teilte die Bewegung mit. "Eine wirkliche Gefahr für die Einheit und Zukunft der Kirche" komme nicht aus Deutschland, sondern gehe "von den Kräften in der Kirche aus, die sich grundsätzlich Reformen verweigern". Denn: "Diese Kreise haben keine Antwort auf die geistliche und sexualisierte Gewalt, die zu einem dramatischen Glaubwürdigkeitsverlust der Kirche geführt hat, und sind nicht bereit, sich mit den systemischen Ursachen zu befassen."
Auch Lob für Machtwort des Vatikans
Für die Erklärung des Vatikans gab es aber auch Lob aus der deutschen Kirche: "Ich finde es gut, dass der Heilige Stuhl sich zu dieser Erklärung entschlossen hat", erklärte der Augsburger Bischof Bertram Meier in einer ersten Reaktion. "Das zeigt zunächst, dass man sich in Rom sehr dafür interessiert, was in Deutschland geschieht. Das Einheitsrisiko ist virulent."
Freudig nahmen queerfeindliche konservative Katholik*innen den Brief aus dem Vatikan auf. Die katholische Konvertitin Birgit Kelle, die immer wieder Stimmung gegen LGBTI macht, begrüßte die Order aus dem Vatikan mit einem Klaus-Wowereit-Zitat: "Und um es mal so zu sagen: Das ist auch gut so", so Kelle auf Facebook. Schließlich gehe es im Synodalen Weg nicht über die "Aufarbeitung der Missbrauchskrise", sondern um anderes wie "das neue Lieblingsprojekt der Neubewertung von Homosexualität". Das ZdK spreche zudem "nicht für die katholischen Laien, sondern vor allem für sich selbst, für Kirchenfunktionäre und neuerdings vor allem für die Forderungen von LGBT- und Abtreibungsaktivisten". (dk)

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