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Bericht
Mehr queerfeindliche Delikte in Berlin als bisher bekannt
In Berlin gab es offenbar mehr gegen queere Menschen verübte Hassverbrechen als bisher in der Kriminalstatistik erfasst. Die Justizsenatorin fordert eine lückenlose Aufklärung.
- 22. Juli 2022, 12:09h 2 Min.
In Berlin hat es einem Medienbericht zufolge im vergangenen Jahr deutlich mehr trans- und homophobe Delikte gegeben als bislang bekannt. Dies berichtete der "Tagesspiegel" am Donnerstag unter Berufung auf Bundesbeamt*innen. Demnach wurden 645 Verfahren zu sogenannten Hassverbrechen mit Bezug auf die sexuelle Identität oder Orientierung der Geschädigten eingeleitet. Verurteilt wurden 64 Verdächtigte.
Im Jahr 2020 waren es 632 Verfahren und 44 Verurteilungen. In der aktuellen Berliner Kriminalstatistik wurden für das Jahr 2021 hingegen 525 Fälle und für das Vorjahr 428 mit Bezug auf die sexuelle Orientierung oder Identität ausgewiesen. Informationen des "Tagesspiegel" zufolge erklären sich die nun höheren Zahlen dadurch, dass zahlreiche Delikte nachgemeldet oder Fälle intern neu bewertet wurden.
Meist handelt es sich bei den queerfeindlichen Straftaten um Körperverletzungen, Beleidigungen und Volksverhetzung. In der Hauptstadt gibt es laut dem Bericht bundesweit die mit Abstand meisten Ermittlungen zu solchen Delikten. Bundesbeamt*innen zufolge ist dies darauf zurückzuführen, dass hier das Bewusstsein ausgeprägter ist, solche Taten anzuzeigen.
Justizsenatorin: Riesige Dunkelziffer
Queerfeindliche Straftaten müssen nach Überzeugung von Berlins Justizsenatorin Lena Kreck (Linke) schnell und lückenlos aufgeklärt werden. Entsprechende Forderungen aus der Community seien absolut berechtigt, sagte Kreck am Freitag im rbb-Inforadio. Obwohl die Zahl der verfolgten Straftaten in Berlin deutlich nach oben gegangen sei, gebe es eine riesige Dunkelziffer. "Von daher ist das eine ganz berechtigte Forderung."

Sandro Halank, Wikimedia Commons, CC BY-SA 4.0) Lena Kreck ist seit Dezember 2021 Senatorin für Justiz, Vielfalt und Antidiskriminierung des Landes Berlin (Bild:
Berlin sei aber schon länger dabei, dieser Forderung zu entsprechen, sagte Kreck. Es gebe zum Beispiel Ansprechpersonen bei der Polizei und der Staatsanwaltschaft. Menschen, die von Hasskriminalität betroffen seien, müssten sich beraten lassen können und ermutigt werden, solche Straftaten zur Anzeige zu bringen.
"Wir können sagen, dass wir in Berlin bundesweit einzigartig eine sehr gut organisierte Community haben und sukzessive auch Mut erwachsen ist, bestimmte Dinge, die einem widerfahren, nicht auf sich sitzen zu lassen", sagte die Linken-Politikerin. "In der Tat ist es aber so, dass viele Straftaten, die begangen werden, bei den Personen Scham auslösen." Deshalb sei Unterstützung dafür nötig, dass diese Personen sich trauten, solche Erlebnisse auch strafrechtlich verfolgen zu lassen.
Kreck kündigte an, am Samstag an der CSD-Demo in Berlin teilzunehmen. Bei der Veranstaltung wird mit 500.000 Menschen gerechnet (queer.de berichtete). (AFP/dpa/dk)

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