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Podcast

Wie nett oder wie radikal muss die queere Bewegung sein?

Im neuen QUEERKRAM-Podcast spricht Johannes Kram mit Luca Renner und Alfonso Pantisano über den Spagat zwischen Aktivismus und Realpolitik, Queerfeindlichkeit in linken Parteien und die Frage, wo die Gesprächsbereitschaft endet.

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Zu den sehr deutschen Besonderheiten der LGBTI-Bewegung gehört, dass sich nicht wenige ihrer bekannten Vertreter*innen parallel und an ebenso herausragender Stelle in Parteien engagieren. Der queere Marsch durch die Ortsvereine und Kreisvorstände hat nicht nur Vorteile. Ohne die Verdienste der fleißigen Aktivist*innen mit Parteibuch zu schmälern: Manchmal können sie ihre jeweiligen Hüte nicht auseinanderhalten und verlieren bei Bewertungen schon mal das Augenmaß.

Wie schwer der Spagat zwischen queerem Aktivismus und zäher Realpolitik (nicht nur) in den Parteien ist, darüber redet Johannes Kram in einer neuen QUEERKRAM-Folge mit Luca Renner und Alfonso Pantisano. Renner ist eine von vier Bundessprecher*innen von Die Linke.queer und seit 2016 Mitglied des ZDF-Fernsehrats, Pantisano macht als Landesvorsitzender der SPDqueer in Berlin und Mitglied des LSVD-Bundesvorstands oft von sich reden.

Die Politik der kleinen Schritte

Beide Aktivist*innen sind dafür bekannt, radikale Forderungen zu stellen und kein Blatt vor den Mund zu nehmen, gleichzeitig scheuen sie auch nicht den Dialog mit Skeptiker*innen und Gegner*innen und wissen die Erfolge einer Politik der kleinen Schritte zu schätzen. Das Versprechen in der jüngsten ZDF-Selbstverpflichtungserklärung, künftig verstärkt die queere gesellschaftliche Vielfalt abzubilden, sieht Renner etwa als Erfolg ihres jahrelangen Nachbohrens.

Pantisano wiederum hat den früheren Berliner Innensenator Andreas Geisel dazu gebracht, das Thema Hasskriminalität gegen queere Menschen auf die Tagesordnung der Landesinnenministerkonferenz zu setzen. Er habe seinen Parteifreund bei einer Veranstaltung auf das Thema angesprochen und sei zunächst freundlich abgebügelt geworden, plaudert der Aktivist im Podcast aus dem Nähkästchen. Erst als er einen kleinen Wutausbruch bekommen habe, sei Geisel der Ernst des Themas bewusst geworden. Kurz darauf habe er tatsächlich einen Anruf bekommen.


Luca Renner (l.), Johannes Kram (m.) und Alfonso Pantisano vor dem Tonstudio

Im Gespräch mit Johannes Kram geht es natürlich auch um Wolfgang Thierse und Sahra Wagenknecht, um Queerfeindlichkeit in den eigenen Parteien. "Die SPD darf noch lernen, wie das Thema Solidarität neu definiert wird", räumt Alfonso Pantisano ein, sieht jedoch insgesamt keine queerfeindliche SPD-Kultur. Gegner*innen von LGBTI-Rechten gebe es auch bei den Grünen. In der Linken sei der Kampf gegen LGBTI-Feindlichkeit schwieriger als in der SPD, meint sogar Luca Renner. Im Podcast nennt sie die Gründe und verrät auch, wie Die Linke.queer auf das jüngste Lästern von Gregor Gysi über geschlechtergerechte Sprache reagieren will.

Dialog über alles?

Immer wieder geht es in der neuen QUEERKRAM-Folge um den vielbeschworenen Dialog. Kann man den Einfluss des Vatikans bekämpfen und gleichzeitig mit einem Vertreter der katholischen Kirche kooperieren? Wie ernst müssen wir irrationale Ängste vor dem geplanten Selbstbestimmungsgesetz nehmen?

"Politiker*innen muss man nichts mehr erklären", sagt Pantisano zu den Grenzen der Diskussionsbereitschaft, die politische Debatte über das Transsexuellengesetz werde schließlich schon seit Jahren geführt. "Wenn aber Nachbar*innen Fragen haben, beantworte ich sie gern." Renner, selbst nichtbinär und mit "Sisterhood, not cisterhood"-T-Shirt im Tonstudio, mahnt ebenfalls zur Eile. "Die Mehrheiten sind da, das Selbstbestimmungsgesetz gehört jetzt verabschiedet."

Den heftigen Widerstand gegen die queeren Pläne der Regierung erklärt Alfonso Pantisano im Podcast mit Angst vor Machtverlust. "Sie wollen weiter diskriminieren, sie wollen keine Kontrolle abgeben", sagt der LSVD-Bundesvorstand über die Gegner*innen des Selbstbestimmungsgesetzes, die sich selbst bei der SPDqueer fänden. "Immer älter werdende schwule Männer verlieren manchmal, so glauben sie es jedenfalls, ihre Deutungshoheit über das queere Leben, weil plötzlich andere Themen wichtiger werden als sie selbst."

Johannes Kram hat zwei aufrichtige Aktivist*innen zu Gast, denen man in dieser guten Stunde ganz bestimmt nicht den Vorwurf machen kann, Parteisoldat*innen zu sein. Schauen wir mal, was ihre Genoss*innen zu dem ehrlichen und lebendigen Podcast sagen…

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Zu Gast bei QUEERKRAM

Folge 1 mit Falk Richter und Jonas Dassler:
Warum sich Schauspieler outen sollten
Folge 2 mit Anastasia Biefang:
Warum das Transsexuellengesetz auf den "Müllhaufen der Geschichte" gehört
Folge 3 mit Ralf König:
Warum Ralf König genug vom "Gezicke in sozialen Medien" hat
Folge 4 mit Stephanie Kuhnen und Juliane Löffler:
Wie viel kreatives Potenzial steckt in der Corona-Krise?
Folge 4 mit Georg Uecker:
Warum gibt es so viel Häme auch in der Community?
Folge 6 mit Ines Pohl:
Outest du dich im Interview mit Homohassern, Ines Pohl?
Folge 7 mit Patrick Lindner:
Warum Patrick Lindner auf dem CSD singen muss!
Folge 8 mit Pierre Sanoussi-Bliss:
"Dass mein Leben auch zählt, müssen mir Weiße nicht sagen"
Folge 9 mit Annie Heger:
"Ich werde als Christin von der LGBT-Community mehr angefeindet als andersrum"
Folge 10 mit Aminata Touré und Tessa Ganserer:
"Zwischen Queerfeindlichkeit und Rassismus gibt es Parallelen"
Folge 11 mit Riccardo Simonetti:
Warum wir auf unser "Anderssein" stolz sein können!
Folge 12 mit Sookee:
"Eine rassistisch agierende Community kann sich erneuern"
Folge 13 mit Linus Giese:
"Trans Menschen müssen nicht ihre Existenz erklären"
Folge 14 mit Kevin Kühnert:
Warum schweigt die Politik zum Mord in Dresden, Kevin Kühnert?
Folge 15 mit Manuela Kay:
"Die Berliner Szene kann die Pest sein"
Folge 16 mit Kristina Marlen:
"So offen hat sich die Fratze der heteronormativen Ordnung selten gezeigt"
Folge 17 mit Klaus Lederer:
Klaus Lederer: Wie er Wowereit mit "sanftem Druck" zur Gleichstellung drängte
Folge 18 mit Karin Hanczewski und Godehard Giese:
3 Wochen #ActOut: Karin Hanczewski und Godehard Giese ziehen Bilanz
Folge 19 mit Julian F. M. Stoeckel:
"Wir durften bei RTL so sein, wie wir sind"
Folge 20 mit Jens Brandenburg:
"Auch die Grünen könnten noch LGBT-freundlicher werden"
Folge 21 mit Sigrid Grajek:
"Die Revolutionäre von gestern sind die Konservativen von heute"
Folge 22 mit Benjamin Gutsche und Nataly Kudiabor:
"All you need": Warum spielen vier Heteros die Hauptrollen?
Folge 23 mit Seyran Ateş:
Wie gelingt die sexuelle Revolution des Islam, Seyran Ateş?
Folge 24 mit Jochen Schropp:
"Ich bin ein Mensch mit Haltung und will gewisse Sachen im Fernsehen nicht sehen"
Folge 25 mit Kerstin Polte:
"Scheiß auf diese ganzen binären Quatschsysteme"
Folge 26 mit Daniel Schreiber:
Wieviel "queere Scham" steckt in uns, Daniel Schreiber?
Folge 27 mit Micha Schulze:
"Wir haben auch Texte geschrieben, die heute unglaublich peinlich sind"
Folge 28 mit Julia von Heinz und Sabine Steyer-Violet:
Lesbische Weihnachten im Ersten
Folge 29 mit Bettina Böttinger:
Wie laut sollten wir streiten, Bettina Böttinger?
Folge 30 mit Jurassica Parka:
Wie bleibt die Drag-Kultur subversiv, Jurassica Parka?
Folge 31 mit Sven Lehmann und Arndt Klocke:
"Wir haben auch ein Privatleben, und das ist gut so"
Folge 32 mit Inga Pylypchuk und Wanja Kilber:
Träumen von Rote-Beete-Partys nach Putins Tod
Folge 33 mit Kerstin Ott:
Warum hältst du die erste lesbische Liebesnacht im deutschen Schlager für keine Sensation, Kerstin Ott?
Folge 34 mit Benedikt Wolf und Harm-Peter Dietrich:
Wie der erste schwule Roman der Bundesrepublik durch Zufall entdeckt wurde
Folge 35 mit Julia Shaw:
"Biphobie erleben wir vor allem in der queeren Community"
Folge 36 mit Hartmut Stocker und Holger Wicht:
Kommt mit den Affenpocken das Comeback des Kondoms?

18 Kommentare

#1 Ith_Anonym
  • 23.07.2022, 10:24h
  • Ach, naja. Die Antwort auf all diese Fragen wird immer davon abhängen, wie sehr die eigenen Rechte sich vom cis-heteronormativen Standard unterscheiden. Wenn also über so ein Thema nur Cissen diskutieren, können Antworten, bei denen nicht vorausgesetzt ist, dass man selbst in Bezug auf das "cis" den Cishets zu 100% gleichgestellt ist, schon der Zusammensetzung wegen nach gar nicht vorkommen.
    Gatekeeping sorgt dafür, dass eine nicht-cis-Person in der Politik maximal dann vorkommen kann, wenn das trans*-Outing stattfindet, nachdem die unteren Ränge mit den erschlichenen cis-Privilegien absolviert wurden, aka mit der ultimativen Form queerer Nettigkeit: Der Existenz im Schrank.

    Viel mehr muss man aus queerer Perspektive zu dem Thema bzgl. Politik eigentlich auch nicht wissen. Zumindest, wenn das mit der Queerness über die Buchstaben L, G und B hinausgeht.
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#2 Besser Gar NixAnonym
  • 23.07.2022, 11:17h
  • Wie mensch es macht, setzt mensch sich in die Nesseln. Irgendwas wird immer gefunden, um selbst Unterstützer_innen binnen Sekunden zu Todfeind_innen der eigenen Gruppe zu erklären.
    Es gilt: trans Inklusion ja, aber bitte nur unter trans, denn alle(!) anderen sind per der_die Todfeind_in. Alle. Immer. Insbesondere die cis Schwulen, die sind noch schlimmer als alles andere. Alle. Immer.
    Btw: Erklären muss trans auch nichts - wenn die cis Heten und Schwulen nicht mindestens auf dem tagesaktuellen Stand aller Entwicklungen sind, zeigt das nur, wie sehr sie trans verachten und unsichtbar machen wollen. Alle. Immer.
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#3 PrideProfil
#4 SchonProfil
  • 23.07.2022, 12:53hFürth
  • Ich mag das Wort radikal im Zusammenhang mit Queer überhaupt nicht!
    Ich schlage eine Umformulierung zu:
    "Wie nett oder nachdrücklich/hartnäckig muss die quere Bewegung sein"

    Meine Antwort: wir müssen so hartnäckig sein, das es in dieser Regierungsperiode auch zu handfesten Gesetzen zu unserem Schutz und zum Ausräumen von Hürden kommt.
    Krieg, Klima und von mir aus ein schmerzender Pickel am hintern mögen wichtige Dinge sein, aber Politiker können sich wie alle Menschen um mehrere Sachen in einem Zeitintervall kümmern und wir haben so viele bezahlte Vertreter wie nie zuvor. Da ist Arbeitsteilung zumutbar.

    Ich habe einen schönen Satz, mit dem ich mich gerne unbeliebt mache:
    "Nicht das erzählte reicht, sondern das erreichte zählt".
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#5 la_passanteAnonym
#6 PeerAnonym
  • 23.07.2022, 13:52h
  • Ich finde "radikal" das falsche Wort. Wir sollten besser sagen "kompromisslos". Denn natürlich lassen wir uns nicht mit Kompromissen abspeisen. Uns stehen 100% zu und kein Jota weniger. Punkt.

    Aber das muss sich ja auch nicht mit "nett" ausschließen. Man kann ja durchaus nett und fröhlich sein und dennoch vehement, mit Nachdruck und ohne Anbiederung 100% Gleichstellung verlangen. Eben weil es uns (wie allen anderen Menschen auch) zusteht.
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#7 GratulationAnonym
#8 canSarahAnonym
  • 23.07.2022, 14:53h
  • Unbequem. Möglichst umbequem. Bis alle in der LGBT Menschenrechte haben. Cishet Leute behandeln uns ja auch nicht immer freundlich und machen sich über trans Leute lustig. Warum sollen wir sehr nett und sehr sehr freundlich sein, wenn niemand zu uns es ist?
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#9 Ith_Anonym
  • 23.07.2022, 15:15h
  • Leutz, ihr versteht das hier alle vollkommen falsch. Angeblich soll es Heten geben, die von Herr Kram und seinen Ansichten maximal genervt sind.
    Und ich erspare euch einfach die Arbeit mit der psychologischen Übertragung und der Empathie und helfe euch auf ganz praktische Art, zu verstehen, wie die sich fühlen. Selber fühlen ist sehr viel konkreter als sich in irgendwas hineinversetzen zu müssen. Versprochen.
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#10 SchonProfil
  • 23.07.2022, 16:09hFürth
  • Antwort auf #9 von Ith_
  • Die Heten gibt es wirklich. ich habe die letzten Wochen mit einer hin- und hergeschrieben. Fazit:
    -LG haben doch schon alle Rechte
    -CSD ist ok, aber ohne die schrillen Dragqueens und nur einen Tag im Jahr.
    -Transsexuelle gibt es nicht.
    -Asexuelle schon. Juhu!
    -Das Selbstbestimmungsgesetz tötet die Meinungsfreiheit, eine Transfrau als Mann zu bezeichnen.
    -Das Selbstbestimmungsrecht führt dazu dass Kinder desorientiert gar nicht mehr wissen, ob sie Manderl oder Weiberl sind. (BILD).
    - Es gibt eine transsexuelle Verschwörung. Verantwortlich sind die Kommunisten von 1928.
    -Die AFD ist die einzige Partei, die Deutschland retten will.

    Es war interessant.
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