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Transfeindliche Biologin
Marie-Luise Vollbrecht: 15.000 Euro gegen Widerspruch gesammelt
Die als transfeindlich kritisierte Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht will sich juristisch gegen eine "Rufmord-Kampagne" gegen sich wehren. Tausende Euro haben ihre Unterstützer*innen hierfür schon gespendet.
- 25. Juli 2022, 10:02h 3 Min.
Die Biologie-Doktorandin Marie-Luise Vollbrecht hat angekündigt, sich rechtlich gegen ihre Kritiker*innen zur Wehr zu setzen und hat zu diesem Zweck mehr als 15.000 Euro an Spenden für ihre dabei entstehenden Rechtskosten eingesammelt.
Vollbrecht wollte an der Berliner Humboldt-Universität im Rahmen der "Langen Nacht der Wissenschaft" einen transfeindlichen Vortrag halten. Obwohl der schon den geisteswissenschaftlichen Begriff "Gender" im Titel trug und auf einen Diskurs bezug nahm, der Geschlecht angeblich als "schlecht" verurteile ("Geschlecht ist nicht (Ge)schlecht. Sex, Gender und warum es in der Biologie zwei Geschlechter gibt."), verteidigt sich die Naturwissenschaftlerin immer wieder damit, dass es im Vortrag ausschließlich um biologisches Grundlagenwissen gegangen sei. Hierbei betonte sie in offenkundigem Zusammenhang zur Frage nach der Existenz transgeschlechtlicher, nichtbinärer und intergeschlechtlicher Personen, dass es beim Menschen nur zwei Geschlechter gäbe, die sich im Lauf des Lebens auch nicht änderten.
Unterlassungsaufforderungen gegen Berichterstattung
Im Netz war die Doktorandin in der Vergangenheit mit Äußerungen aufgefallen, die transgeschlechtliche Personen verächtlich machen und ihr Streben nach Rechten als unvereinbar mit Frauenrechten oder dem Feminismus darstellen. Die Humbold-Universität sagte die Veranstaltung nach angekündigten Protesten und Gegen-Protesten schließlich kurzfristig wegen Sicherheitsbedenken ab (queer.de berichtete).
Zu der auf einem Spendenportal von Vollbrecht eingerichteten Sammlung von Geldern heißt es: "Ich habe eine auf Medienrecht spezialisierte Kanzlei damit beauftragt, mir zu helfen, diesen Sturm zu überstehen und Unterlassungsaufforderungen an die Medien und Personen zu schicken, die die Grenzen des Zulässigen überschritten haben, wie auch gegebenenfalls Gegendarstellungen durchzusetzen. "
Vollbrechts Universität sei so unter Druck gesetzt worden, heißt es dort ebenfalls, dass diese den Vortrag habe absagen müssen – und zwar, weil sich die Doktorandin "online für die Rechte von Frauen" einsetze und "genderkritische Meinungen" vertrete. Den Studierenden, die gegen Vollbrecht protestieren wollten, wird im zur Spendensammlung gehörenden Text auch vorgeworfen, dass sie dies möglicherweise hätten "gewalttätig" tun wollen.
Das Medieninteresse an dem Vorgang habe dann "zu einer Intensivierung der öffentlichen Rufmord-Kampagne" und zu "neuen Tiefpunkten in Form von Verleumdungen und Beleidigungen, sowohl online wie im realen Leben" geführt. Werde die "öffentliche Kampagne" gegen sie "in der momentanen Frequenz und Intensität fortgeführt", müsse sie um ihre "Reputation, Karriere und wirtschaftliche Existenz" fürchten.
Debatte um Wissenschaftsfreiheit
Am 14. Juli konnte Vollbrecht ihren Vortrag ohne Störungen nachholen (queer.de berichtete). Wie zuvor geplant, protestierten Studierende friedlich vor den Türen der Universität. Der Arbeitskreis kritischer Jurist*innen, der den ursprünglichen Protest ebenfalls angemeldet hatte, hatte kritisiert, dass in der Debatte Meinungsfreiheit mit Widerspruchsfreiheit verwechselt werde und dass Vollbrecht ihre Thesen unzulässig als Fakten darstelle.
Bei einer Podiumsdiskussion hatte die Universität im Anschluss an den Vortrag versucht, die Kontroverse um die Absage aufzuarbeiten. Universitätspräsident Peter Frensch hatte hierbei betont, dass es nie die Absicht gewesen sei, den Vortrag zu streichen, sondern nur, ihn zu verlegen. Vollbrecht hatte sich wiederum geweigert, an der Diskussion teilzunehmen und sich auch Nachfragen zu ihrem halbstündigen Vortrag verbeten.
Bundesforschungsministerin Bettina Stark-Watzinger (FDP) hatte im Zusammenhang mit der Transphobie-Kontroverse ihre Sorge um die Wissenschaftsfreiheit geäußert. Hochschulen seien gefordert, auch kritische Debatten zu ermöglichen: "Das müssen wir alle aushalten." (queer.de berichtete)
Vollbrecht war zudem Co-Autorin des transfeindlichen Gastbeitrags in der "Welt", in dem behauptet wurde, dass ARD und ZDF durch queere Sichtbarkeit in ihren Programm Kinder "sexualisieren und umerziehen" würden (queer.de berichtete). (jk)














