https://queer.de/?42737
Florida
Wahlkämpferin will Pro-Trans-Ärzt*innen an Bäumen aufhängen
Und noch mehr Hass: Eine von den Republikaner*innen unterstützte Wahlkämpferin für einen Schulrat in Florida hat gefordert, Ärzt*innen, die trans Kinder behandeln, müssten "am nächsten Baum hängen".
- 26. Juli 2022, 09:48h 3 Min.
Alisabeth Lancaster möchte in den Schulrat des Santa Rosa County in Florida gewählt werden. Zwar ist es ungewöhnlich, dass Parteien in den USA bei solchen Wahlen eine Rolle spielen, doch Lancaster hat die offizielle Fürsprache der lokalen republikanischen Partei.
Im Rahmen ihres Wahlkampfes sprach sie deshalb bei einer Veranstaltung der Gulf Coast Patriots. Das ist ein Debattenforum, das ebenfalls zu der immer weiter nach rechts gleitenden Partei gehört. Ihre Qualitäten für den Job wusste sie jedenfalls zu unterstreichen.
Forderung nach Lynchmord
Ihrer Meinung nach würden einige Ärzt*innen dabei "mitmachen", Kinder zu verstümmeln und ihnen Hormonblocker verschreiben. Wenn es jedoch nach ihr ginge, sollten solche Ärzt*innen für die geschlechtsaffirmierende Behandlung transgeschlechtlicher Kinder "am nächsten Baum hängen". Die Forderung nach Lynchmord entsetzte das anwesende Publikum jedoch nicht. Es reagierte mit Applaus.
/ Esqueer_ | Alejandra Caraballo kopierte den Videoausschnitt von den Gulf Coast PatriotsHere is the exact moment she called for the lynching of doctors who work with trans kids. You can tell that she did not expect the applause she got from the crowd. pic.twitter.com/VsMbgPPJIE
Alejandra Caraballo (@Esqueer_) July 20, 2022
|
Eine Aktivistin für die Rechte transgeschlechtlicher Menschen, Alejandra Caraballo, teilte ein Video der Ansprache von Lancaster auf Twitter und sorgte so für die nötige Aufmerksamkeit. Die Aufnahme stammt jedoch ursprünglich von dem republikanischen Debattenforum selbst, das die Veranstaltung organisiert hatte. Sie wurde auf dem Facebookkanal der Organisation verbreitet und erst gelöscht, als es negative Presseaufmerksamkeit gab.
Christliche Werte gegen "Woke-Agenda"
Lancaster sei, wie sie in ihrer Ansprache erzählt, eine Konservative und habe christliche Werte und Glaubenssätze. In ihrer Rede forderte die Frau, die früher als Polizeibeamtin tätig gewesen ist, zudem noch verpflichtende Gebete an Schulen an der Stelle, an der momentan Schweigeminuten abgehalten werden. Der Grund: Die Vereinigten Staaten seien auf jüdisch-christlichen Prinzipien begründet worden, die respektiert und den Schüler*innen nahegelegt werden müssten.
Insbesondere der Schutz der Schüler*innen liege ihr als Kandidatin für den Schulrat am Herzen. Darum sei sie auch gegen ideologische Umerziehungsprojekte, die nicht in die Schule gehörten. Kinder sollten nicht mit der "Woke-Agenda" belastet werden, die überall, wo sie angewandt werde, eine "Schneise der Verwüstung" hinterlasse.
Dazu passend paraphrasiert Lancaster eine Verschwörungstheorie, wonach die Pharmaindustrie 1,3 Millionen Dollar für jede geschlechtsangleichende Operation zahle. Sie wundere sich, wie die Pharmaunternehmen überhaupt in Kontakt zu den Kindern geraten könnten. Laut einer Studie glaubt die Mehrheit der republikanischen Wähler*innen in den USA, dass transgeschlechtliche Menschen es darauf abgesehen hätten, cisgeschlechtliche Kinder trans zu machen (queer.de berichtete). Im Anschluss folgt der Ausspruch mit den Ärzt*innen, die an Bäume aufgeknüpft gehörten.
Auch in den Vereinigten Staaten sehen die Behandlungsempfehlungen bei transgeschlechtlichen Jugendlichen vor, dass geschlechtsangleichende, operative Maßnahmen der Genitalien nicht vor Vollendung des 18. Lebensjahres vorgenommen werden sollten. Caraballo wies zudem darauf hin, dass die Behauptung, wonach die Pharmaindustrie 1,3 Millionen Dollar für Geschlechtsangleichungen zahle, aus dem im Jahr 2022 erschienenen Anti-Trans-Film "What is a Woman?" stamme.
Florida war zuletzt einer der Bundesstaaten, in denen der US-Kulturkampf um den Status transgeschlechtlicher Menschen und die Rechte von LGBTI besonders heftig tobte. Wegen seiner queerfreundlichen Haltung entzog die republikanische Parlamentsmehrheit dem im Bundesstaat angesiedelten Freizeitpark "Disney World" historische Sonderrechte (queer.de berichtete).
Der Streit mit dem Filmkonzern hat seine Wurzeln in dem sogenannten "Don't Say Gay"-Gesetz, das der republikanische Gouverneur Anfang März unterzeichnet hatte. Es verbietet Unterricht an Grundschulen über sexuelle Orientierung und Geschlechtsidentität und ist Teil der Bestrebungen der US-Republikaner, ihre reaktionäre Linie in gesellschaftspolitischen Fragen durchzusetzen (queer.de berichtete). (jk)













