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Berlin

Carsharing-Anbieter verdächtigte trans Frau des Identitätsdiebstahls

Eine Mitarbeiterin von "Share Now" vermutete lieber betrügerische Absichten bei einer transgeschlechtlichen Berlinerin, als ihren Angaben zu ihrer Person Glauben zu schenken.


Diskriminierungsfall beim Carsharing-Anbieter "Share Now" (Bild: GoToVan / wikipedia)
  • 27. Juli 2022, 15:17h 22 2 Min.

Die transgeschlechtliche Jasmin Kira Hornung war mit einem Auto des Carsharing-Anbieters "Share Now" gefahren, als sie feststellte, dass sie beim Aussteigen Geld zurückgelassen hatte. Um die Chance nicht ziehen zu lassen, ihr Geld zurück zu kriegen, rief sie beim Anbieter an. So weit, so banal.

Der Anruf aber brachte ihr nur noch mehr Probleme ein, wie das Boulevardblatt "B.Z." berichtet. Denn bei der Abfrage der personenbezogenen Daten stieß Hornung auf ein Problem, das viele transgeschlechtliche Personen kennen: Die Mitarbeiterin verdächtigte sie des Identitätsdiebstahls.

Wegen Stimme gesperrt

Die Telefonistin war partout überzeugt davon, dass es sich bei der Frau am anderen Ende der Leitung um einen Mann handeln musste, der Name, Alter und Anschrift der Frau aus dem "Share Now"-Account angab. "Als ich sagte, dass ich Frau und nicht Herr Hornung bin, wurde mir nicht geglaubt" sagte die Carsharing-Kundin gegenüber der "B.Z.".

Nicht nur, dass Hornung ihr Geld los war. Einige Tage später musste sie auch noch die Sperrung ihres Kontos feststellen. Ein weiterer Anruf in der Hotline brachte Gewissheit: Grund war das Telefonat mit der Mitarbeiterin, die am Klang von Hornungs Stimme auszumachen meinte, dass sie nicht die Jasmin Kira Hornung aus dem Datensatz sein konnte.

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"Verdacht eines AGB-Verstoßes"

Die Zeitung rief beim Anbieter an und erkundigte sich, ob es den Vorfall tatsächlich so gegeben hat. "Share Now" bestätigte das: Das Konto der Kundin sei "aufgrund eines Verdachts eines AGB-Verstoßes vorläufig gesperrt" worden. Das jedoch sei "ein klarer Fehler" gewesen. Das Unternehmen will aus dem Vorfall lernen und das Verfahren zur telefonischen Identitätsüberprüfung überarbeiten.

Zwar ist die Accountsperre inzwischen wieder aufgehoben. Doch auch weil "Share Now" sogar am CSD teilnimmt, ist Hornung über den Vorgang wütend. Immerhin haben wir das Jahr 2022, wie sie gegenüber der Hauptstadt-Zeitung betont.

Der Carsharing-Stress der Berlinerin erinnert an Probleme, mit denen transgeschlechtliche Fahrer*innen des Fahrtendienstleisters "Uber" zu kämpfen hatten. Stunden in den Telefonhotlines und Support-Chats, immer wieder abgelehnte Registrationsprozesse trotz gültiger, zugesandter Fahrzeugscheine, Führer*innenscheine und Versicherungsunterlagen, die Anzeige von Deadnames gegenüber Kund*innen, Sperrungen bereits aktiver Konten, lebenslängliche Ausschlüsse und immer wieder die Behauptung, mit betrügerischer Absicht unterwegs zu sein – dagegen wehrten sich zuletzt die "Uber"-Fahrer*innen in den Vereinigten Staaten zusammen mit der American Civil Liberties Union (queer.de berichtete). (jk)

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#1 cujoAnonym
  • 28.07.2022, 08:16h
  • Ja, das ist alles demütigend und ätzend...aber kann man nicht auch ein wenig die Person gegenüber verstehen?

    Transgeschlechtlichkeit ist verdammt selten, die wenigsten cis-Menschen werden je mit einem Transmenschen bewusst in Kontakt treten. Hätte die Frau am Apparat direkt auf eine mögliche Transgeschlechtlichkeit verwiesen, wäre es u.U. auch als Angriff auf das Geschlecht gewertet worden. Der Umgang untereinander ist einfach noch nicht in der Gesellschft angekommen und vor allem gibt es keinen Konsens. Den einen ist ihre Transidentität wichtig und bezeichnen sich selbst als trans, den anderen ist es wichtig, dass sie durch und durch Frau bzw. Mann sind. Dass dies, gerade bei noch unklarem Personenstand iIrritationen hervorrufen kann, was ist daran transfeindlich, wenn nicht mal klar ist, wie der Kundenservice, denn die Anrufende hätte ansprechen sollen? warum hat die Anrufende auf den Umstand nicht hingewiesen?

    Man kann doch nicht absolute Akzeptanz in jeder Hinsicht verlangen, wenn es dem Gegenüber gar nicht bewusst ist, was der Sachverhalt ist! Und dann kann ich die Sperrung eines Account schon nachvollziehen. Leute, sprecht doch einfach miteinander und blendetet Realismen nicht aus! Nur so kann Akzeptanz erreicht werden! Nicht jedes Verhalten, was einen auf dem Schlips tritt, bedeutet Ablehnung und Feindlichkeit!
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#2 HolstbergAnonym
  • 28.07.2022, 08:44h
  • Volle Zustimmung.
    Für mich klingt das alles nach sehr missglückter Kommunikation.
    Vielleicht hilft es in diesem Fall, sich in die Situation in die Rolle der Telefonistin hineinzuversetzen:
    Da hat sie dem Namen nach mit einer weiblichen Kundin zu tun. Am Telefon jedoch spricht sie dann mit jemanden, der augenscheinlich eine tiefe, männliche Stimme hat. Dass sie deshalb annimmt, sie hätte es mit einem Mann zu tun, der scheinbar betrügt, ist doch eine verständliche Reaktion. Wäre mir im ersten Moment wahrscheinlich auch nicht anders ergangen.
    Ich vermute, dass es solche Probleme öfter geben wird. Besser wäre wohl, wenn die Kundin gleich zu Beginn des Gespräch darauf hingewiesen hätte, dass sie trans ist.
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#3 DQ24Anonym
  • 28.07.2022, 09:05h
  • Ursache des Problems war ihre "männliche" Stimme. Das roblem wird weiter bestehen, so lange sich manche Krankenkassen weigern, eine Stimmbandoperation und/oder logopädische Stunden zu bezahlen.
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