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Im August in der queerfilmnacht
Endlich ein Film über queere Polyamorie
Bertie, Lane und Fred waren ein Paar, bis Lane verschwand. Jetzt ist sie plötzlich zurück – und bringt alles durcheinander: Mit schönen Bildern arbeitet "Ma Belle, My Beauty" eine Dreierbeziehung auf.

Fred, Bertie, Lane und waren ein Trärchen (Bild: Salzgeber)
- Von
1. August 2022, 05:03h - 3 Min.
Rotwein statt Kaffee: Mit ihrem Überraschungsbesuch trinkt Bertie lieber Alkohol. Ist zwar erst Nachmittag, aber eben auch Südfrankreich. Zum Anstoßen oder zum Betäuben? Das weiß sie vermutlich selbst noch nicht, während ihre Exfreundin Lane ihr im Garten gegenübersitzt. Die Grillen zirpen, sie tun das den ganzen Film lang. Ist ja Südfrankreich.
Dort sind Bertie und Fred hingezogen, nachdem Lane sie verlassen hatte. Aus dem Trärchen wurde ein Pärchen. Freds Familie hat dort ein Ferienhaus und das Musiker*innen-Paar kann sich dort auf ihre Europa-Tour vorbereiten. Ansonsten ist Südfrankreich vor allem eins: Kulisse, Stimmung, Atmosphäre, die über die über längere Zeit eher magere Handlung hinwegtröstet.
Visuell auf ganzer Linie überzeugend
Mit Erfolg: Wer amerikanische Rezensionen von "Ma Belle, My Beauty" liest, stößt fast immer auf die große Sehnsucht nach Urlaub, Meer, Unbeschwertheit, Europa, die der Film stille. Der prägnante Soundtrack von Mahmoud Chouki, mal Saxophon-, Geigen- oder Klarinettenklänge, führt zudem konsequent und stimmig durch die hübschen Bilder: Weinberge, Fahrradfahren in Slow Motion, ein flott geschnittener Marktbesuch, bei dem Bertie mit ihrem Französisch gerade so klarkommt. Die Romanze überzeugt visuell auf ganzer Linie.
Das ist für eine Sommer-Romanze schonmal eine gute Basis. Und auch inhaltlich geht der erste Langfilm der vietnamesisch-britischen Regisseurin Marion Hill vielversprechend los. Das Drama steigt sofort ein, die genauen Verhältnisse der drei werden erst langsam – oder gar nicht – klar, die Konfliktlinien genauso. Hill baut Spannung auf, man will entschlüsseln, was vor sich geht.
Bertie, Lane und Fred waren also zusammen, zwischen Lane und Fred lief aber nichts. Er ist es aber, der Lane aus New Orleans nach Frankreich holt, um Bertie aufzuheitern und aus ihrem kreativen Tief zu holen – nur dass sie von diesem Plan nichts wissen soll. Er ist nämlich ziemlich eigennützig.
Intensive Strap-on-Szene

Die Gefühle zwischen Bertie und Lane flammen wieder auf (Bild: Salzgeber)
Eine spannende Ausgangsposition, die neue Perspektiven bieten könnte. Lanes plötzlicher Besuch bringt vieles durcheinander, stellt die Beziehung auf den Kopf und scheint Fragen zu stellen, die bei der Trennung vor zwei Jahren nicht beantwortet wurden.
Doch so richtig möchte sich niemand diesen Fragen stellen. Alle drei gehen den schwelenden Konflikten aus dem Weg. Fred (Lucien Guignard) muss seine Tour planen, aber wahrscheinlich ohne seine Frau Bertie – eine Nebenhandlung, die nie so richtig ins Rollen kommt. Lane (Hannah Pepper) hat lieber mit einer israelischen Soldatin Sex, und Bertie (Idella Johnson) macht das alles eher mit sich selbst aus.
Hier und da überrascht dann "Ma Belle, My Beauty" mit ziemlich lustigen Momenten, später auch mit einer intensiven Strap-on-Szene. Nur das große Ganze, das will einfach nicht rüberkommen.
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Ma Belle, My Beauty. Drama. USA 2021. Regie; Marion Hill. Cast: Idella Johnson. Hannah Pepper, Lucien Guignard, Sivan Noam Shimon. Laufzeit: 96 Minuten. Sprache: englisch-französische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. Verleih: Salzgeber. Im August 2022 in der queerfilmnacht
Links zum Thema:
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20:15h, Arte:
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