Teilnehmende beim "Rosa Tag" 2016 (Bild: CSD Nord / Archiv)
Seit Jahren bitten der CSD Nord e.V., der Zusammenschluss der Prides aus Norddeutschland, und das Heide Park Resort Soltau zum Ende der CSD-Saison zum "Rosa Tag". So soll es auch in diesem Jahr am 3. und 4. September in dem beliebten Freizeitpark ein zweitägiges Programm "mit der LGBT-Community" geben. Frühere Programmpunkte rund um einen queeren Treffpunkt in dem Areal waren etwa eine Handtaschen-Weitwurf-Challenge, ein Wet-Look-Contest oder Bühnenauftritte.
Moderation des "Rosa Tag" 2016 – Phallus-Symbole sind nun unerwünscht. Update s.u.: Rosa-la-ola Grande hat ihre Teilnahme nun abgesagt (Bild: CSD Nord e.V. / Archiv)
"Feier Vielfalt & Toleranz!", heißt es auf der Webseite des Parks zu dem diesjährigen Kooperationsangebot, das als "Pride Festival" beschrieben wird und für das der CSD Nord bei Instagram derzeit teilnehmende Dragqueens sucht. Zugleich heißt es auf der Park-Seite offenbar erstmals, dass man ein "buntes" und "familienfreundliches Programm" bieten wolle und daher Gäste zusätzlich zur Hausordnung um die Einhaltung einiger "Spielregeln" bitte.
Dazu listet die Webseite "Familien-taugliche Kleidung" auf, sowie "Keine Darstellung von Fetisch, Bondage, Lack/Leder, Masken etc." Auch eine "Darstellung von Phallus-Symbolen" ist unerwünscht. Der Heide Park weiter: "Wir möchten mit diesem Event mögliche Berührungsängste abbauen und die Community unterstützen – vielen Dank für Eure Unterstützung!"
Ausschnitt aus der Webseite des Heide Park Resort
Frühere Bewerbungen der Veranstaltung enthielten diesen Hinweis offenbar nicht. So hieß es 2019 in der Facebook-Einladung etwa noch schlicht und locker: "Es mischen sich wieder Lesben, Schwule, Bisexuelle, Trans* und Intersexuelle aus ganz Norddeutschland unter die verwunderten heterosexuellen BesucherInnen des Freizeitparks." Und Galerien der Veranstaltung zeigen, wie die moderierende Schwester der Perpetuellen Indulgenz Jahr für Jahr einen auffälligen Stoff-Phallus auf dem Kopf trägt.
Keine Reaktionen auf queer.de-Anfrage
Ein Leser von queer.de hatte die Redaktion auf die nun offenbar neu erlassenen "Spielregeln" aufmerksam gemacht. Gibt es so, ein Jahr nach dem Streit um ein Fetisch-Verbot beim CSD Bremen, erneut einen Versuch, die Szene maßzuregeln? Auf Anfragen von queer.de vom Montagmittag an die jeweiligen Presse-Kontakt-Adressen haben weder der CSD-Vernetzungsverein noch der Heide-Park reagiert. Gefragt wurde unter anderem, wer für die Regelungen verantwortlich ist, was "familientaugliche Kleidung" sein soll und was nicht – und was bei einem "Verstoß" passieren würde.
Laut der Webseite von CSD Nord gibt es den "Rosa Tag" seit 2006. Die Pride-Kooperation selbst wurde 2001 begonnen und 2009 von den CSDs Braunschweig, Hamburg, Kiel, Lübeck, Oldenburg, Rostock und Schwerin als Verein gegründet. Inzwischen verlinkt die Webseite zu 27 Prides im Norden. (nb)
Update Rosa-la-ola Grande sagt Teilnahme ab
Die unter anderem oben abgebildete Rosa-la-ola Grande hat aufgrund der neuen "Spielregeln" als Schwester vom Orden der Schwestern der Perpetuellen Indulgenz Berlin der CSD-Nord-Kooperation eine Absage für dieses Event mitgeteilt. Auf Facebook (und in den Kommentaren unten) schrieb sie am Dienstagabend: "Ich stehe für das offensichtliche #pinkwashing des Heide-Parks nicht zur Verfügung und kann nur hoffen und es mir wünschen, dass wir zu einem späteren Zeitpunkt, wenn der Park ein echtes Interesse an Akzeptanz und Vielfalt ohne Ausgrenzung beweisst, erneut zusammen kommen!"
Wie schon bei CSD´s wird hier langsam aber sicher versucht in die gleiche Richtung zu gehen.
Und dann verschiedene Kommentare, die das beklatschen, lassen die Vermutung aufkommen, dass das sehr gezielt gemacht wird um ein Stimmungsbild zu erzeugen.
Wir tun gut daran alles zu tun, das das unterbunden wird.
Was den Heide Park betrifft sollte sich der CSD Nord e. V. überlegen ob das eine sinnvolle Zusammenarbeit ist.