Ein queeres Playmate sorgt in Bamberg für Aufregung. Auf Facebook empörten sich CSU-Kreischef Wolfgang Heim und sein Kreisgeschäftsführer Florian Köhn über ein aktuelles "Playboy"-Cover mit der Hamburger Künstlerin Geraldine Schabraque. Die August-Ausgabe des Männermagazins erschien anlässlich des 50-jährigen Jubiläums in Deutschland mit 50 verschiedenen, von bekannten Künstler*innen gestalteten Titelseiten.
"Wer Gagasternchen sät, wird so einen Playboy (m/w/d) ernten", kommentierte Köhn das Foto von Geraldine Schabraque, das von dem in der Ukraine aufgewachsenen Fotografen Denys Karlinskyy inszeniert wurde. Sein Parteifreund Heim merkte an: "Wenn Playboy jetzt zum Schwulenjournal werden möchte, dann hinterfrage ich gerne die Gründe. Ist es wirtschaftlich sinnvoll, weil es zu wenig hetero Männer gibt, die zu sich selbst stehen?"
Grüne fordern "Mindestmaß an Respekt"
Weil sich die Herren von der CSU noch weitere Entgleisungen leisteten (Heim verglich eine Grünen-Stadträtin mit einer Kröte, Köhn nannte Außenministerin Annalena Baerbock "irre"), forderten die Bamberger Grünen die politische Konkurrenz zu einem "Mindestmaß an Respekt" auf. "Stehen diese verächtlichen und respektlosen Äußerungen für die Positionen und den Stil der CSU Bamberg?", fragten sie in einem Offenen Brief. "In der politischen Auseinandersetzung sollten wir am Ende Lösungen für Sachprobleme finden, statt andere Menschen zu diskreditieren."
Gegenüber dem "Fränkischen Tag" (Bezahlartikel) bedauerten die beiden CSU-Politiker ihre Facebook-Kommentare. "Ich (Florian Köhn) habe als Privatperson ein Posting zum Thema Ästhetik und Gendersprache geteilt, das ich zu der Diskussion pointiert und zugespitzt fand. Soweit ich (Wolfgang Heim) kommentiert habe, erfolgte dies ebenfalls rein privat", zitiert die Regionalzeitung aus einer schriftlichen Stellungnahme. "Es war niemals unsere Absicht, dadurch Menschen abzuwerten oder zu verletzen. Sollte der Post oder die darunter stehenden Kommentare dies ausgelöst haben, dann tut uns das aufrichtig leid und wir entschuldigen uns bei allen, die sich hierdurch angegriffen oder verletzt fühlen."
Uferlos nimmt Entschuldigung an
Auch die Fotografin Esther Haase gestaltete einen queeren "Playboy"-Titel (Bild: Playboy)
Die Stellungnahme der beiden CSU-Politiker endete mit dem Wunsch nach einer Aussprache mit Bambergs LGBTI-Verein Uferlos und der queeren Community. Gegenüber dem "Fränkischen Tag" nahm Uferlos die Entschuldigung an. "Daraus müsste aber ein echtes Umdenken resultieren, dass Menschen mit einem anderen Schönheitsbild, die anders denken und fühlen, dennoch gleichwertig sind", sagte Vorstandsmitglied Michael Behr.
Mit dem queeren "Playboy"-Cover wollte Fotograf Denys Karlinskyy ein "gesellschaftlich relevantes Statement" setzen, heißt es auf der Homepage des Magazins. "Ich freue mich über die Chance, für queere Sichtbarkeit zu sorgen!", erklärte Model Geraldine Schabraque. "Dass ich als queere Person ohne Brüste, aber dafür mit Brusthaar auf dem Cover des Playboy zu sehen bin, ist wahnsinnig empowernd."
Unter den 50 Jubiläums-Titelseiten, die von Künstler*innen aller Metiers gestaltet wurden, gibt es weitere queere Motive, die auch als Kunstdruck erhältlich sind. Die Fotografin Esther Haase lichtete etwa einen Mann im Bunny-Kostüm ab.
Der "Playboy" wurde 1953 von Hugh Hefner (1926-2017) in den USA gegründet, die erste deutsche Ausgabe erschien 1972. Dschungelstar Giuliana Farfalla schaffte es 2018 als erste trans Frau auf die Titelseite (queer.de berichtete). (mize)
Update 09.25h: SPDqueer kritisiert Übernahme von AfD-Begriffen
Die SPDqueer Oberfranken forderte den CSU-Kreisverband Bamberg auf, sich von den Äußerungen von Heim und Köhn zu distanzieren. "Wir sind fassungslos angesichts solcher verbalen Entgleisungen, die man in dieser Form nur von Politiker:innen der AfD kennt", heißt es in einem Facebook-Post der Parteiorganisation. "Wir fragen uns: steht in der CSU Kreisverband Bamberg die Brandmauer gegen die AfD noch? Die Übernahme von Begriffen führt oftmals zur Übernahme von Positionen. Das darf auf keinen Fall passieren."