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6. August
Hamburg Pride erwartet bislang größte CSD-Demo
Der CSD hofft am Samstag auf eine Rekordzahl von Teilnehmenden und Besucher*innen. Das Motto: "Auf die Straße! Vielfalt statt Gewalt."

Nach einigen schwierigen Jahren könnte es wieder voll werden
- 3. August 2022, 17:03h 4 Min.
Zur CSD-Demo am 6. August rechnet der Hamburg Pride mit mehr als 250.000 Menschen auf den Straßen – mehr als je zuvor. Auch der Demo-Zug werde länger sein als je zuvor, so der Verein in einer Pressemitteilung. Noch nie hätten sich so viele Gruppen angemeldet: insgesamt 82, davon 30 Trucks.
Die Co-Vorsitzenden Nicole Schaening und Christoph Kahrmann erklären: "Wir spüren in der Community nach zwei Jahren Einschränkungen aufgrund der Corona-Pandemie und Fahrrad-Demos eine große Sehnsucht nach dem regulären CSD, d.h. wieder sichtbarer in der Stadt zu sein, aber auch die Möglichkeit zu haben, sich zu vernetzen, Erfahrungen auszutauschen, für unsere Rechte gemeinsam auf die Straße zu gehen und mit aller Kraft auf allgegenwärtige Probleme wie Diskriminierung und Gewalt gegenüber LGBTIQ+ hinzuweisen."

Das CSD-Motto lautet dieses Jahr "Auf die Straße! Vielfalt statt Gewalt." und nimmt Bezug auf die Zunahme registrierter Gewalt gegenüber queeren Menschen. Bundesweit wurden 2021 mehr als 1.000 Straftaten von Hasskriminalität gegenüber Menschen der queeren Community polizeilich gemeldet, in Hamburg waren es 67 – mehr als doppelt so viele wie im Jahr zuvor. "Die zunehmende Gewalt gegenüber queeren Menschen bestürzt uns sehr", so Schaening und Kahrmann. "Die queere Community kann sich auch in Hamburg auf offener Straße längst nicht immer sicher fühlen und wir sind nicht bereit, diese Entwicklung hinzunehmen. Wir fordern von der Politik endlich mehr Maßnahmen, um LGBTIQ+ vor Hass und Gewalt zu schützen."
Demo, Rahmenprogramm und Dyke* March
Die CSD-Demo startet am 6. August gegen 12 Uhr an der Langen Reihe Ecke Schmilinskystraße. Die Route führt gut 4 Kilometer durch die Stadt über Kirchenalle, Steinstraße, Speersort, Mönckebergstraße, Glockengießerwall und Lombardsbrücke zum Jungfernstieg. Mehrere Dutzend ehrenamtliche Demohelfer*innen und mehr als 300 Ordner*innen werden den CSD organisatorisch unterstützen. Die Lange Reihe wird ab 9 Uhr gesperrt.
Unter den 82 Gruppen, die sich für die Demo angemeldet haben, finden sich zahlreiche LGBTIQ+-Initiativen, darunter das Lesbennetzwerk Hamburg und der Queer Refugees Support Hamburg, Vereine wie St. Pauli und politische Parteien.

Zur Demo werden u.a. Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Tschentscher (SPD) erwartet, die Zweite Bürgermeisterin Katharina Fegebank sowie Sven Lehmann, der Queer-Beauftragte der Bundesregierung (beide Grüne). Letzterer wird um 17 Uhr zum Abschluss der Demo eine Rede auf der CSD-Bühne am Jungfernstieg halten. Zu den weiteren Programmpunkten gehören Reden von Vertreter*innen der Kampagne "Liebe kennt keine Pause" gegen Homophobie im Fußball-WM-Austragungsland Katar sowie von Vertreter*innen der LGBTIQ+-Communitys aus Oslo und aus Belgrad, wo im Oktober der Europride stattfinden wird.
Das dreitägige CSD-Straßenfest beginnt bereits am Freitag. Rund um die Binnenalster werden eine große Bühne, Infostände der Hamburger LGBTIQ+-Community, Musikinseln und Gastronomie aufgebaut. Zu den musikalischen Höhepunkten am Freitag gehören die Auftritte von Jasmin Wagner aka Blümchen am 5. August um 20.15 Uhr und der amerikanischen LGBTIQ+-Ikone Kat Graham um 21.15 Uhr. Das Straßenfest ist an allen drei Tagen ab 11 Uhr geöffnet und endet jeweils um Mitternacht bzw. am Sonntag um 22 Uhr.
Die "größte CSD-Abschlussparty, die es bislang in Hamburg gab", wird zugleich für Samstag versprochen: Beim (kostenpflichtigen) "Pink Pauli Festival" rund um den Spielbudenplatz versammeln 15 Locations alle namhaften Partyveranstalter*innen, DJs, Künstler*innen, Drag Queens und Influencer*innen der Hamburger Szene auf dem Kiez. Das Party-Festival findet u.a. mit Unterstützung der Macher von der WunderBar, Pink Inc. und Pop The Floor statt. Zu den beteiligten Clubs zählen das Docks, Schmidts Tivoli, der Sommersalon und die WunderBar.
Bereits in den Tagen zuvor gab und gibt es zahlreiche Veranstaltungen in der Pride Week. Am Freitag findet der vom Lesbennetzwerk organisierte 7. Dyke* March Hamburg statt. Von Bergstraße / Ecke Mönckebergstraße geht es ab 18.30 Uhr zur Abschlusskundgebung am Carl-von-Ossietzky-Platz. Für eine Rede wird die Bundestagsabgeordnete Tessa Ganserer (Grüne) erwartet.
Lesbennetzwerk ausgezeichnet
Das Lesbennetzwerk, das unter anderem den March organisiert, gewann am vergangenen Samstag bei der CSD-Auftaktveranstaltung den diesjährigen Community Pride Award, eine Auszeichnung der Wertschätzung für den ehrenamtlichen Einsatz in der Community. Das Netzwerk vereint Vertreterinnen lesbisch-queerer Community-Gruppen und Einzelpersonen (AK ver.di Regenbogen, DENKtRÄUME, Hamburg Pride, Lesben und Kirche, Lesben*verein Intervention, LSVD Hamburg, SPD Queer) und setzt sich seit Jahren dafür ein, die lesbische* Sichtbarkeit zu stärken.

Das Netzwerk stärke das "Bewusstsein dafür, dass Lesben* keine homogene Gruppe sind, sondern sich aus Frauen* mit unterschiedlichen Erfahrungen, Chancen und Identitäten zusammensetzen", hieß es in der Nominierung. "Lesben* werden als Lesben* und als Frauen diskriminiert – auch heutzutage", betont das Netzwerk in einer Pressemitteilung zum Preis und benennt ein aktuelles Thema: "Insbesondere ältere und pflegebedürftige Lesben* benötigen adäquate, bezahlbare Wohnformen, die ihnen ein selbstbestimmtes Leben diskriminierungsfrei ermöglichen", so Karin Klipp von der Netzwerkstelle Lesben* vom Lesben*verein Intervention. "Das Lesbennetzwerk tritt für die Öffnung und Zertifizierung der Senior*innen-Einrichtungen für LSBTIQ*-sensible Pflege, inkludierende LSBTIQ* offene Senior*innenarbeit ein."
Mit dem Ehren-Pride-Award wurde am Samstag zudem die Initiative #OutInChurch ausgezeichnet (queer.de berichtete).
Weitere CSDs gibt es an diesem Wochenende auch in Nürnberg, Mainz, Essen und Bonn. (cw)
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