In der Auseinandersetzung um den Status transgeschlechtlicher Spotler*innen haben die Weltverbände der Schwimmer*innen und des Rugby zuletzt mit weitreichenden Ausschlüssen von trans Frauen die Marschrichtung vorgegeben. Das war als Omen für die anstehenden Beschlüsse anderer Sportverbände gedeutet worden.
Doch mit den neuen Regeln, die sich der Welt-Triathlonverband nun gibt, scheinen auch wieder andere Entscheidungen möglich. Denn die bestätigen prinzipiell die Teilnahmemöglichkeit von trans Sportler*innen bei den Frauenwettkämpfen.
Zwei bis vier Jahre Sperre
Dennoch setzt der Verband die Hürden für eine Wettbewerbsteilnahme nun höher als in der Vergangenheit an. Testosteronlevels müssen künftig für zwei statt bloß einem Jahr reduziert worden sein – und zwar auf eine Blutkonzentration von 2,5 Nanomol pro Liter. Darüber müssen die Athlet*innen dann, wie gewohnt, Nachweise erbringen.
Haben Sportler*innen – transgeschlechtliche Frauen wie nichtbinäre Personen – früher schon an Wettkämpfen der Männer teilgenommen, soll die Hürde zudem noch höher sein. Und das gilt unabhängig davon, in welcher Sportart. Vier Jahre nach Beginn der hormonellen Transition können die Athlet*innen dann erstmals wieder an Wettbewerben teilnehmen. Eine getrennte, eigene Wettkampfkategorie für transgeschlechtliche Athlet*innen, wie vom Schwimmverband angestrebt und von Beobachter*innen für wenig realistisch eingeschätzt, soll es nicht geben.
Fairness stärker als Inklusion gewichtet
Der Welt-Triathlonverband teilte mit, dass die neuen Richtlinien eine Priorisierung des Fairness-Aspektes darstellten, aber auch denjenigen der Inklusion zeigten. Sie sollen ab Anfang September gelten. Die Auswirkungen der eigenen Regeln werde man genau so, wie die Entwicklungen auf dem Feld in anderen Sportarten, beobachten und die Bedingungen zur Teilnahme an Wettkämpfen gegebenenfalls weiter anpassen.
Marisol Casado, Welt-Triathlonpräsident und Mitglied des Internationalen Olympischen Komitees, das die Sportverbände zuletzt mit der Erarbeitung eigener Richtlinien beauftragt hatte, betonte, dass sich das entsprechende Forschungsfeld noch entwickle und man flexibel sein werde.
IOC gab Kompetenz an Verbände ab
Dass inzwischen die Verbände der einzelnen Sportarten an eigenen Regeln arbeiten, liegt daran, dass das Internationale Olympische Komitee dies im November 2021 durch einen "Regelrahmen zu Fairness, Inklusion und Nicht-Diskriminierung" in ihren Kompetenzbereich gelegt hatte. Begründet wurde das dadurch, dass die Frage beim gegenwärtigen wissenschaftlichen Stand nicht generell für alle Sportarten entschieden werden könne.
Auch von generell beim Sport gültigen Testosteron-Grenzwerten hatte das IOC dabei Abstand genommen und den Aspekt der Antidiskriminierung und des Rechts auf Wettkampfteilnahme betont (queer.de berichtete). Der Grenzwert von 2,5 nmol Testosteron pro Liter Blut, wie er nun im Triathlon zur Anwendung kommen soll, gilt seit der im Juni bekanntgegebenen Reform beim Schwimmen auch dort (queer.de berichtete) – allerdings neben Regelungen, die auf einen weitgehenden Ausschluss transgeschlechtlicher Frauen und nichtbinärer Personen hinauslaufen. Nämlich immer dann, wenn sie nicht bereits zu Beginn der Pubertät mit einer entsprechenden Hormontherapie unter Einhaltung der strengen Testosteron-Grenzwerte begonnen hatten. (jk)
Testosteronwert bei Frauen
0,7 nmol/L (=0.2 µg/L = 20 ng/dl) bis
2,7 nmol/L (=0,8 µg/L = 80 ng/dl)
erlaubt sind jetzt beim Triathlon 2,5 nmol/L (= 0,72 µg/L = 72 ng/dl)
ich finde den Wert schon gut.
In Klammern habe nur schnell die Werte umgerechnet, da man diese Werte in Deutschland verwendet.
Aber viel wichtiger ist, dass man jetzt Menschen nicht mehr ausgrenzt.