https://queer.de/?42859
Profilierter Queerpolitiker
Johannes Kahrs in der Bredouille
Der langjährige queerpolitische Sprecher der SPD-Fraktion gerät nach Berichten über einem großen Geldfund immer mehr unter Druck.

Johannes Kahrs kämpfte jahrelang lautstark im Bundestag für queere Rechte
- 8. August 2022, 10:58h 2 Min.
Im Bankschließfach des offen schwulen Hamburger SPD-Politikers Johannes Kahrs sollen bei einer Razzia vergangenen Herbst mehr als 200.000 Euro in bar entdeckt worden sein. Das berichtete am Wochenende die "Bild"-Zeitung. Jetzt wird darüber spekuliert, ob das Geld in Zusammenhang mit Cum-Ex-Geschäften steht.
Hintergrund ist, dass sich die in Hamburg ansässige Warburg-Bank Kapitalertragssteuern von Finanzbehörden zurückerstatten ließ, obwohl diese nie gezahlt worden waren – dem Fiskus soll so ein Millionenschaden entstanden sein. Kahrs soll sich für die Privatbank eingesetzt haben. Die Staatsanwaltschaft Köln ermittelt bereits seit September 2021 wegen des Anfangsverdachts der Begünstigung zur Steuerhinterziehung. Bislang waren in diesem Zusammenhang nur Durchsuchungen von Kahrs Privaträumen bekannt, nicht aber die des Bankschließfachs (queer.de berichtete).
Auswirkungen auf Ampelregierung?
Die Affäre könnte auch Auswirkungen auf die Ampelkoalition haben, da auch Bundeskanzler Olaf Scholz involviert gewesen sein soll. "[Kahrs] hat den Bankern den Weg zum Bundesfinanzministerium und zu Olaf Scholz geebnet", sagt Buchautor Oliver Schröm, der lange zu den Hintergründen recherchiert hatte. Daher zählt die Opposition bereits den Kanzler an: "Das Schließfach ist Sprengstoff für den Bundeskanzler", so der frühere Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi (Linke) zum "Tagesspiegel". CDU-Generalsekretär Mario Czaja ergänzte: "Der Bundeskanzler kann sich jetzt nicht mehr durch Aussitzen aus der Affäre ziehen. Scholz muss Kahrs dazu auffordern, die Herkunft des Geldes zu belegen."
Kahrs gehörte dem Deutschen Bundestag von 1998 bis 2020 als direkt gewählter Abgeordneter für den Wahlkreis Hamburg-Mitte an. Er war unter anderem Chef des konservativen Seeheimer Kreises innerhalb der SPD und für seinen angeblichen Hang zur Strippenzieherei und innerparteilichen Intrigen berüchtigt.
Von 2008 bis 2019 war er Sprecher für die Belange von Lesben und Schwulen seiner Fraktion – und setzte sich in dieser Zeit engagiert für queere Rechte ein. Dabei legte er sich auch oft verbal mit Homo-Hasser*innen an und wurde deshalb online oft angefeindet, auch von homophoben AfD-Abgeordneten (queer.de berichtete). Kahrs' Nachfolger als queerpolitische Sprecher der sozialdemokratischen Fraktion sind Karlheinz Brunner (2019-2021) sowie in dieser Legislaturperiode Falko Droßmann.
2018 hatte Kahrs seinen langjährigen Partner Christoph Rohde geheiratet. (dk)













taz.de/Die-Politik-von-Johannes-Kahrs/!5567142/