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Heimkino

Die Hoffnungslosigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen

Im Familiendrama "The Humans" vermasseln unverarbeitete Traumata, unausgesprochene Animositäten und unerfreuliche Geheimnisse eine Thanksgiving-Feier. Der Herzschmerz des lesbischen Aimee ist da noch das geringste Problem...


Horrorshow im heruntergekommenes Apartment (v.l. im Uhrzeigersinn): June Squibb, Amy Schumer, Steven Yeun, Beanie Feldstein, Richard Jenkins und Jayne Houdyshell in "The Humans" (Bild: MUBI)

Im zeitgenössischen US-amerikanischen Theater mangelt es nicht an anerkannten queeren Stimmen, und eine der meistbeachteten unter ihnen gehört ohne Frage dem Dramatiker Stephen Karam, Jahrgang 1980. Spätestens seit seinem Studienabschluss ist der schwule Autor und Tschechow-Experte fester Bestandteil der New Yorker Bühnenwelt und wird nicht nur am Broadway gefeiert. Seine Stücke, in denen nicht selten auch queere Figuren zentrale Rollen spielen, werden immer wieder mit Preisen bedacht, und Finalist beim Pulitzer-Preis war er auch schon mehrfach.

Nun gibt es endlich auch mal für uns die Gelegenheit, zumindest einen Teil von Karams Arbeit zu erleben, ohne um die halbe Welt fliegen zu müssen. Denn mit "The Humans" hat er einen seiner größten Theatererfolge (das Stück wurde 2016 mit dem Tony Award ausgezeichnet) als Film adaptiert – und gibt damit direkt auch sein Regiedebüt. Zu sehen ist das Werk im deutschsprachigen Raum nun beim Streamingdienst MUBI.

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Ursprünglich als Einakter für die Bühne geschrieben

Dass die Geschichte dieses Familiendramas ursprünglich als Einakter für die Bühne geschrieben wurde, merkt man ihr auch in dieser Form noch an, denn mehr als einen Schauplatz und ein überschaubares, sechsköpfiges Ensemble braucht Karam weiterhin nicht. Es ist Thanksgiving in New York, und Brigid (Beanie Feldstein) hat mitsamt ihrem neuen Partner Richard (Steven Yeun) die Familie trotz mangelnder Einrichtung ins frisch bezogene Apartment in Chinatown (wo auch Karam wohnt) eingeladen.

Dass die Maisonette-Wohnung zwar erstaunlich geräumig, aber vor allem hellhörig, düster und insgesamt in ziemlich desolatem Zustand ist, bleibt natürlich nicht unkommentiert von Vater Erik (Richard Jenkins) und Mutter Deidre (Jayne Houdyshell, aktuell auch in "Only Murders in the Building" zu sehen), die auch noch Brigids lesbische Schwester Aimee (Amy Schumer) und die senile, im Rollstuhl sitzende Oma (June Squibb) im Schlepptau haben.

Direktlink | Englischer Originaltrailer. Bei MUBI ist der Film mit deutschen Untertiteln zu sehen
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Doch im Verlauf des teilweise chaotischen Feiertagsbesuchs treten Lage und Zustand des neuen Quartiers als Thema bald in den Hintergrund, und selbst Aimees noch längst nicht verarbeitete Trennung von ihrer Freundin ist irgendwann nicht mehr das größte Drama. Denn unverarbeitete Traumata, unausgesprochene Animositäten und unerfreuliche Geheimnisse sorgen dafür, dass das Dinner eine besonders bittere Angelegenheit wird.

Ein exzellentes Ensemble

Das gesamte Ensemble, das Karam für seinen ersten Film zusammengestellt hat, ist exzellent, wobei – neben Feldstein (die nach ihrem "Funny Girl"-Flop am Broadway gerade mit ihrer Lebensgefährtin Verlobung feierte) und einer ungewohnt zurückgenommenen Schumer – vor allem die großartige Houdyshell erwähnt werden sollte, die als einzige schon in der Bühnenfassung dabei war (und dafür den Tony gewann). Sie alle füllen die ohnehin schon enorm authentischen Dialoge mit Leben, mit denen Karam die Hoffnungslosigkeit zwischenmenschlicher Beziehungen ausleuchtet.

Für finsteren Witz ist in dieser gelungenen Adaption durchaus Platz, doch eigentlich wird in "The Humans" unser Dasein als ziemliche ausweglose Horror-Show enttarnt, was Karam auch auf Soundtrack- und Tonspur-Ebene gleichermaßen clever wie deutlich hervorhebt. Die siebte und vielleicht wichtigste Rolle spielt entsprechend auch das klaustrophobisch und wie ein Spukhaus inszenierte Apartment mit seinen wenig verlässlichen Glühbirnen, das hier höchstens mal für einen Mini-Abstecher in den Hausflur verlassen wird.

Infos zum Film

The Humans. Drama. USA 2021. Regie: Stephen Karam. Cast: Jayne Houdyshell, Richard Jenkins, Amy Schumer, Beanie Feldstein, Steven Yeun, June Squibb. Laufzeit: 107 Minuten. Sprache: englische Originalfassung. Untertitel: Deutsch (optional). Seit 12. August 2022 beim Streamingdienst MUBI
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