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Staatshomophobie
Verdacht auf "Homo-Propaganda": Ungarn ermittelt gegen Netflix
Die Budapester Medienkontrollbehörde geht gegen den US-Streamingdienst vor, weil in einer Zeichentrickserie ein Mädchen ein anderes küsst.

Yaz (li.) und Sammy mögen sich – und das stößt der ungarischen Zensurbehörde sauer auf (Bild: Netflix)
- 18. August 2022, 15:05h 2 Min.
Die ungarische Staatliche Behörde für Medien und Nachrichtenübermittlung (NMHH) ermittelt laut "Politico" gegen die Netflix-Kindersendung "Jurassic World: Neue Abenteuer", weil dort ein gleichgeschlechtlicher Kuss vorkommt. Problematisch ist dabei nicht der Kuss selbst, sondern dass es sich bei den Küssenden um zwei Mädchen – Yaz und Sammy – handelt. Dies könnt gegen das im Juni 2021 beschlossene Gesetz gegen "Homo-Propaganda" verstoßen, teilte die Behörde mit.
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In der computeranimierten Abenteuerserie geht es um Teenager*innen, die auf der Jurassic-Park-Insel campen, während Dinosaurier aus ihren Käfigen entkommen. In der Reihe kommen auch heterosexuelle Küsse vor, die allerdings nicht beanstandet worden sind. Im ungarischen Netflix ist die amerikanische Serie ab sieben Jahren freigegeben.
Bei einer Verurteilung von Netflix müsste die ungarische Regulierungsbehörde das Pendant aus den Niederlanden informieren, das Netflix in Europa überwacht. Unklar ist, wie diese Behörde reagieren würde.
Die Behörde hatte bislang insgesamt 84 Beschwerden wegen des "Propaganda"-Gesetzes. Einen Schuldspruch gab es bislang noch nicht.
EU verklagte Ungarn wegen "Homo-Propaganda"-Gesetz
Das Gesetz gegen "Homo-Propaganda" verbietet es, dass Kinder Zugang zu Informationen über nicht-heterosexuelle oder nicht-cisgeschlechtliche Lebensformen erhalten. Die EU-Kommission hat vor einem Monat eine Klage vor dem Europäischen Gerichtshof gegen Ungarn angekündigt (queer.de berichtete). Brüssel sieht das Gesetz als Verstoß gegen die Werte der Europäischen Union. Es verletze etwa die Grundrechte von queeren Menschen und verstoße auch gegen die Binnenmarktvorschriften. Mit dem Gesetz würden "eindeutig Menschen aufgrund ihrer sexuellen Orientierung diskriminiert", erklärte die EU.
Der rechtspopulistische Ministerpräsident Viktor Orbán hat sich zuletzt immer wieder mit Queerfeindlichkeit profiliert. Zuletzt forderte er etwa bei einem konservativen Treffen in den USA: "Weniger Dragqueens und mehr Chuck Norris" (queer.de berichtete). (dk)
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