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Kurzgeschichten

Queere Stimmen von den Rändern des Universums

Im Magazin "Queer*Welten" versammeln die Herausgeber*innen queerfeministische Literatur aus den Bereichen Fantasy und Science-Fiction. Damit liefern sie der deutschen Phantastik wichtige Impulse.


Ausschnitt aus dem Cover der sechsten Ausgabe von "Queer*Welten"

Wer mal wieder die gut sortierte Großbuchhandlung seines Vertrauens besucht, wird dort vermutlich stapelweise phantastische Literatur entdecken können. Auch wenn die Science-Fiction-Ecke meist überschaubar ist, so scheint zumindest die Fantasy mit all ihren Subgenres mittlerweile unverzichtbarer Bestandteil des Literatur-Mainstreams zu sein. Und doch kann man zwischen all den Geschichten von zaubernden Held*innen, endlosen Weiten und seltsamen Parallelwelten das Gefühl bekommen, das etwas fehlt: phantastische Bücher mit queeren Themen.

Natürlich wurde die phantastische Literatur immer auch von progressiven Schriftsteller*innen geprägt, man denke nur an Ursula K. Le Guin und ihre radikalen Weltentwürfe. Andererseits scheint auch heute noch ein gewisser Konservatismus die Szene zu beherrschen, viele Autor*innen und Verlage trauen sich nicht heraus aus der Behaglichkeit der pseudo-mittelalterlichen Männerwelten à la Tolkien oder klassischer Weltraumabenteuer. Entsprechend unwohl fühlen sich zahlreiche Fantasy-Fans in Anbetracht solcher Werke wie Marlon James' "Schwarzer Leopard, roter Wolf"; in einigen Rezensionen von Kund*innen heißt es dann zum Beispiel ganz generell, dass schwuler Sex in einem Fantasyroman nichts zu suchen habe.

Magazin mit Indie-Charme

Dass es der deutschen Phantastikszene an einem Magazin mit queerem, feministischem, progressivem Fokus mangelt, war einer der Gründe für die Entstehung von "Queer*Welten". Zugleich scheint das Interesse von queeren und feministischen Formaten an Phantastik eher gering. Dass sie mit ihrer Vision von queerfeministischer Science-Fiction und Fantasy eher ein Nischenpublikum ansprechen, hat die Herausgeber*innen zum Glück nicht davon abgehalten ihr Projekt mit Unterstützung des Ach je Verlags (mittlerweile Teil des Amrun Verlags) in die Tat umzusetzen. Nach anfänglich vier Heften pro Jahr erscheint das Magazin mittlerweile halbjährlich und bietet auf knapp 100 Seiten Kurzgeschichten, Essays, Veranstaltungstipps und Rezensionen.

Zwischen den von wechselnden Künstler*innen gestalteten Covern verbirgt sich ein Heft, das auf den ersten Blick beinahe ein wenig unscheinbar wirkt. Das Design ist simpel gehalten und versprüht spröden Zine-Charme. Der Fokus liegt hier ganz auf den Texten, und die haben es meist in sich. Immer wieder beweisen die Herausgeber*innen Judith Vogt, Lena Richter und Heike Knopp-Sullivan, die auch selbst professionell schreiben, lektorieren und übersetzen, ein gutes Gespür für spannende Geschichten.

Bunte Mischung an Kurzgeschichten

Im Zentrum stehen dabei oftmals Marginalisierungserfahrungen, Empowerment und Gesellschaftskritik. "Queer*Welten" wird dabei allerdings nie zu einem allzu engen Sprachrohr, durch das ideologische Bekenntnisse herausposaunt werden. Ganz dem Plural des Titels verpflichtet, versteht sich das Magazin vielmehr als eine Plattform für höchst unterschiedliche Sichtweisen und Erzählungen. Ganz gleich, ob Science-Fiction-Gedicht, Abarbeitung an antiken Mythen, melancholischer Geisterjägergeschichte, Hexenromanze oder rassismuskritische Ork-Analyse – in "Queer*Welten" findet alles seinen verdienten Platz.

Mittlerweile konnten die Macher*innen bereits erfolgreich einigen Widrigkeiten trotzen, die so eine Publikation mit sich bringt, etwa den erschwerten Startbedingungen zum Beginn der Corona-Pandemie. Ihr Magazin, von dem zuletzt die achte Ausgabe (Amazon-Affiliate-Link ) erschienen ist, hat sich zum Knotenpunkt für eine kleine Community aus gleichgesinnten Lesenden und Schreibenden entwickelt.

"Queer*Welten" hat sich als literarische Heimat für all diejenigen erwiesen, für die Queeres und Phantastisches keinen Widerspruch darstellen. Wer sich also gern auf zu den Sternen macht und dabei auch vor Gendersternchen nicht zurückschreckt, sollte hier einmal reinschauen.

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#1 Ith_Anonym
  • 20.08.2022, 07:36h
  • Ach, nunja, was sie aber halt explizit nicht wollen, ist schwules Zeug, und wenn man in der Intersektion trans* + schwul sitzt, aka null auf Frauen steht, isses zwar schön, dass es da Bicht-binäres und trans* geben darf, aber man sich als Schwuchtel gefälligst fernhält.
    Wie man sich halt immer entscheiden muss, entweder ein schwuler cis-Mann zu sein oder Feminist*in, denn bekanntlich schließen diese beiden Szenen sich sowohl bei den politischen Zielen als auch bei den in ihrem Bereich jeweils erlaubten Themen radikal gegenseitig aus.

    Ich hatte mich drauf gefreut, bevor es bei "wir suchen" hieß: "bevorzugt Own-Voices-Autor*innen (Nicht-Männer, Queers, BIPoC, Autor*innen mit Behinderung)"
    Anscheinend steht da inzwischen "trans", das muss aber nicht heißen, dass man ein auf Männer stehender Mann sein darf.

    Was da außerdem stand:
    "Was meinen wir eigentlich mit queerfeministische Science-Fiction und Fantasy?

    Es gibt einiges, was wir nicht meinen: Wir meinen damit keine gay romance-Stories. Das soll nicht heißen, dass Gay Romance keinen Platz bei uns hat, aber das ist nicht das, was wir uns unter queerfeministisch vorstellen "

    Und, was soll ich sagen, ich habe den Inhalt eine Weile verfolgt und nie irgendwelchen schwulen Content gesehen, von wegen es habe nicht "keinen Platz" - noe, Schwulsein HAT keinen Platz. Ist halt kein feministisches Thema.

    Also, nachdem das so angefangen hatte, hab ich die Sache begraben, und seit meiner Kritik damals blockt man sich halt. Es gibt halt Intersektionen, die verdienen Support. Und dann gibt es... Männer.

    Jaja. Ich könnte echt mal dankbarer dafür sein, dass ich jetzt schließlich männliche Privilegien genieße und von Sexismus nicht betroffen bin. Undankbares Me.
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#2 Elm_Anonym
#3 dark_spiritAnonym
  • 20.08.2022, 23:23h
  • Antwort auf #1 von Ith_
  • Interessanter Hinweis. Ich finde die Queer-Welten-Reihe eigentlich gut, diese Einschränkung war mir nicht bewusst. Schade, dass hier ein Teil queerer Identitäten ausgeschlossen wird. Aber es scheint ein allgemeines Phänomen zu sein, dass die eine queere Untergruppe wenig Interesse an anderen queeren Untergruppen hat. Anscheinend muss man sich als schwule*r oder bisexuelle*r trans Feminist*in zwischen verschiedenen Subkulturen aufteilen.
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