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Reality-TV
So queer ist die dritte Staffel von "Making the Cut"!
Bei Heidi Klum und Tim Gunn dürfen Modedesigner*innen aus aller Welt erneut ihre Kreativität unter Beweis stellen. Viele Kandidat*innen gehören zur LGBTI-Community und präsentieren nichtbinäre Kleidung.

Der Schweizer Modedesigner Yannick Zamboni (l.) mit zwei Models in der dritten Staffel von "Making the Cut" (Bild: James Clark / Prime Video)
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22. August 2022, 08:05h - 4 Min.
Dass gerade bei Amazon Prime Video die dritte Staffel "Making the Cut" angelaufen ist (jeden Freitag gibt es zwei neue Folgen), hätte man fast nicht mitbekommen, so wenig Marketing-Aufwand oder Online-Hype ging mit dem Start einher. Das war 2020 noch anders: Mit unübersehbar viel Aufwand wurde damals die neue Modedesign-Show lanciert, für die man für viel Geld Heidi Klum und Tim Gunn bei "Project Runway" abgeworben hatte, einer der erfolgreichsten Reality Competitions überhaupt (die es nach wie vor gibt, demnächst steht Staffel 20 an). Bei "Making the Cut" sollte alles noch größer und spektakulärer sein als in vergleichbaren Sendungen, und dass nach jeder Episode eines der entworfenen Outfits direkt vom Publikum bei Amazon erworben werden konnte, war der besondere Clou.

Das Moderations-Duo Tim Gunn und Heidi Klum wurde mit viel Geld bei "Project Runway" abgeworben (Bild: James Clark / Prime Video)
Dass man idealerweise direkt von der Show zum Shopping weiterklickt, ist natürlich noch immer Hauptbestandteil des Konzepts von "Making the Cut", doch davon abgesehen sind einige Unterschiede zum Beginn vor zwei Jahren nicht zu übersehen. Zwar ist die dritte Staffel nun keine coronabedingte Schmalspur-Produktion mehr wie die zweite, so dass wieder mit viel Tamtam inszenierte Modeschauen an sorgfältig ausgewählten Locations inszeniert werden. Doch wo die Debütstaffel noch in New York, Paris und Tokio gedreht wurde, bleibt man dieses Mal – zumindest den ersten beiden Folgen nach zu urteilen – doch lieber in Los Angeles. Ob sich das nun der Pandemie, Umweltüberlegungen oder doch einfach nur einem geschrumpften Budget verdankt, sei dahingestellt.
Moschino-Kreativdirektor Jeremy Scott in der Jury
Auch der Glamour der Jury ist längst verflogen. Saßen anfangs neben Klum noch Star-Designer Joseph Altuzzara, Ex-"Vogue"-Chefin Carine Roitfeld und eine wunderbar divenhafte Naomi Campbell, wird dieses Mal (erneut) von Nicole Richie und Moschino-Kreativdirektor Jeremy Scott unterstützt. Letzterer ist ohne Frage ein durchaus großer Name in der Modebranche (und trägt in der Auftaktfolge einen eindrucksvollen Perlenanzug), doch als Juror vermittelt er seine Expertise nur bedingt und lässt den schlagfertigen Witz vermissen, den etwa sein Kollege Michael Kors einst bei "Project Runway" an den Tag legte.
Selbst Klum und Gunn wirken dieses Mal ein wenig ermattet vom eigenen Format, vielleicht auch, weil ihnen kaum noch die Gelegenheit zur Interaktion gegeben wird. So bizarr die Einspieler mit den beiden in der ersten Staffel oft waren, so sehr vermisst man diese alberne Energie inzwischen doch.
Queere Quote übererfüllt
Glücklicherweise unverändert ist die Tatsache, dass – wie in eigentlich allen Wettbewerben, bei denen es um Mode geht – eine Vielzahl der Kandidat*innen queer ist. Und das ohne allzu viel Aufhebens. Dieses Mal zum Beispiel gehören mindestens alle vier männlichen Designer in "Making the Cut" der LGBTI-Community an: der aus Zürich kommende und auf Weiß spezialisierte Yannik Zamboni, der New Yorker Curtis Cassell, dessen genderloses Label namens Queera schon von Billy Porter getragen wurde, der aus Montreal stammende Street- und Skatewear-Experte Markantoine Lynch-Boisvert, der von einem homophoben Angriff auf ihn berichtet, sowie Rafael Chaouiche aus Brasilien, der zum ersten Mal überhaupt im Ausland ist und gerade erst Englisch gelernt hat.

Die Kandidat*innen Jeanette Limas und Curtis Cassell (Bild: James Clark / Prime Video)
Ob unter ihnen und ihren weiblichen Kolleginnen – die aus China stammende Sienna Li, die in der Dominikanischen Republik geborene Jeannette Limas, Georgia Hardinge aus London sowie die US-Amerikanerinnen Emily Bargeron, Gabriella Meyer und Ciara Morgan – so spannende Persönlichkeiten und starke Designer*innen befinden, wie sie Staffel eins etwa mit Esther Perbandt (die dieses Mal einen Gastauftritt haben wird) oder Sander Bos zu bieten hatte, bleibt abzuwarten.
Erfreulich ist auf jeden Fall, mit wie viel Selbstverständlichkeit die Kandidat*innen und die gesamte Sendung zumindest in Sachen Mode die Grenzen althergebrachter Binariät auflösen. Immer häufiger wird genderneutrale Fashion entworfen und androgyne Looks gefeiert. Und selbst bei klassischen Abendkleidern wird mitunter eher spontan entschieden, ob darin ein männlich oder weibliches gelesenes Model auf den Laufsteg geschickt wird.
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