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Hass im Fußball
Homophobie der Hansa-Fans wird in sozialen Medien verharmlost
Hansa Rostock schweigt den Homophobie-Eklat beim Spiel gegen St. Pauli in sozialen Medien tot. Viele behaupten zudem, dass Sprüche wie "Schwule bekommen kein Nachwuchs" nicht homosexuellenfeindlich seien.

Transparent von Fans des FC Hansa Rostock vor dem provozierenden Sonnenblumen-Symbol (Bild: Twitter / lenny from the block)
- 23. August 2022, 11:54h 3 Min.
Am Sonntag zeigten Fans des FC Hansa Rostock Transparente mit Aufschriften wie "Euer Gender-Scheiss interessiert in Wolgast keine Sau" oder "Schwule bekommen kein Nachwuchs", um die Anhänger*innen des als weltoffen bekannten Fußballclubs FC St. Pauli zu provozieren (queer.de berichtete). Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) hat bereits Ermittlungen aufgenommen. Allerdings gibt es auch viel Unterstützung für die Homophobie der Rostock-Fans in sozialen Medien.
Ein Nutzer schrieb etwa: "Daran ist nix homophob. Das ist nur eine Ansage an den FC St. Pauli, dass man sich in Wolgast nicht so für Gender-Gaga interessiert." Ein anderer merkte an: "Ich check nicht, was euch daran so stört." Ein weiterer Mann schrieb: "Also wenn man nicht gendert und an die gegebene, natürliche Biologie des Menschen glaubt, ist man jetzt ein homophober Rassist?" Auf dem "Gender-Scheiss"-Transparent hatte es weiter geheißen: "Hier gibt es nur Jungs, Mädchen, Mann und Frau."
Gegnerische Fans als "St.-Pauli-Juden" beschimpft
Das Hamburger "Abendblatt" (Bezahlartikel) berichtet auch von dem Hass, der St.-Pauli-Fans in Rostock entgegen geschlagen sei und wie offen rechtextreme Symbole unter den Heim-Anhängern gezeigt worden seien: "Die Fangruppe bedrängt nahestehende Zuschauer physisch. Klamotten der in der rechtsradikalen Szene beliebten Bekleidungsmarke 'Thor Steinar' seien weit verbreitet gewesen, berichtet [St.-Pauli-Fan] E., dazu seien ihm viele eindeutig neonazistische Tattoos aufgefallen. 'Das Harmloseste waren noch Hansa-Shirts mit AfD-Schriftzug'", heißt es in dem Artikel. Außerdem seien Schmäh-Rufe wie "St.-Pauli-Juden" und die Gesangszeile "Wenn wir wollen, töten wir euch alle" zu hören gewesen.
Dem "Abendblatt"-Bericht zufolge wollte sich Hansa Rostock zu diesen Äußerungen der eigenen Fans nicht äußern, sondern kritisierte die St.-Pauli-Fans: Es sei bedauerlich, "dass unsere Fans mehrfach vom gesamten Gästeblock als Nazi-Schweine beschimpft wurden".
Hansa Rostock hat sich auf Anfrage zu dem Thema geäußert, nachdem der DFB Ermittlungen aufgenommen hatte: "Homophobie, Rassismus und ähnlich geartete Einstellungen und Ideologien stehen nicht für den F.C. Hansa Rostock und verbieten sich schon allein durch die in der Satzung des Vereins verankerten Werte wie Toleranz", teilte der Verein am Montagabend laut dpa mit. In sozialen Medien schweigt der Verein die Provokationen aber tot. Im letzten Twitter-Eintrag freute sich das Twitter-Profil des Zweitligisten lediglich über den Sieg und merkte an: "Es gibt nichts zu Meckern."
/ HansaRostock#Härtel zu #FCHFCSP: Man sieht, dass ein frühes Tor einer Mannschaft einen Push gibt. Wir haben eine richtig gute erste Halbzeit gespielt. Ich war bis zum Schluss angespannt, 2:0 ist immer gefährlich. Wirklich zugelassen haben wir aber nichts. Es gibt nichts zu Meckern. #hansa
F.C. Hansa Rostock (@HansaRostock) August 21, 2022
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Gleichzeitig gibt es auch viel Kritik an den Hansa-Fans. René Domke, Landesvorsitzender der FDP in Mecklenburg-Vorpommern, erklärte etwa laut "Ostsee-Zeitung", dass derartige Banner im Fußball nichts zu suchen hätten: "Und ich dachte, es ging um Fußball", so Domke.
/ ptrck2001 | Fragwürdige Prioritäten der Rostock-Fanseinfach nur peinlich @HansaRostock pic.twitter.com/5LLSOaQ7k9
patrick (@ptrck2001) August 23, 2022
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Am Montag hatte auch WDR-Journalist Georg Restle ("Monitor") Rostock scharf dafür kritisiert, dass auch die rassistischen Ausschreitungen von Rostock-Lichtenhagen verharmlost worden seien, die sich in diesen Tagen zum 30. Mal jähren. Grund ist ein großflächiges "Lichtenhagen"-Transparent mit einem Sonnenblumen-Symbol; das Sonnenblumenhaus war vor drei Jahrzehnten angezündet worden, weil sich darin vietnamesische Vertragsarbeitende aufhielten.
An den Verein richtete er auf Twitter die Frage: "Hat das eigentlich Konsequenzen? Oder werden homophobe Rassisten, die #RostockLichtenhagen verherrlichen, bei Euch geduldet?" Wenige Stunden später beklagte er, dass der Verein schweige. "Wegschauen heißt Tolerieren, 30 Jahre nach #RostockLichtenhagen", so Restle. (dk)
/ georgrestleKeine Antwort darauf und kein einziges Wort dazu auf Eurem Twitter-Account @HansaRostock? Wegschauen heißt Tolerieren, 30 Jahre nach #RostockLichtenhagen
Georg Restle (@georgrestle) August 22, 2022
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