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"Paradigmenwechsel"
Vietnam sieht queere Menschen nicht mehr als krank an
LGBTI-Aktivist*innen feiern einen wichtigen Sieg in Vietnam: Die Regierung streicht Homosexualität und Transgeschlechtlichkeit von der Liste der psychischen Krankheiten.

Teilnehmende beim CSD in Hanoi 2016 (Bild: USAID Vietnam)
- 25. August 2022, 10:25h 2 Min.
Das vietnamesische Gesundheitsministerium hat diesen Monat mitgeteilt, dass gleichgeschlechtliche Liebe und Transidenität nicht mehr als psychische Erkrankungen angesehen werden würden (PDF). Man werde diesem Personenkreis "keine Behandlungen mehr aufzwingen", teilte das Ministerium mit. Zudem werde man Diskriminierungen entgegenwirken.
"Die American Psychiatric Association und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) haben bestätigt, dass Homosexualität keine Krankheit ist, daher kann Homosexualität weder 'geheilt' werden noch muss sie 'geheilt' oder auf irgendeine andere Weise verändert werden", heißt es in der Mitteilung. Die WHO hatte bereits 1990 Homosexualität von der Liste der psychischen Krankheiten gestrichen.
LGBTI-Aktivist*innen hatten sich jahrelang für eine Neudefinition von queeren Lebensweisen in der kommunistischen Diktatur eingesetzt. Im April bestätigte auch der WHO-Gesandte in Vietnam, dass die "Heilung" von sexueller Orientierung oder Geschlechtsidentität keine medizinische Grundlage habe und "inakzeptabel" sei.
"Erleichterungen für queere Menschen und ihre Familien"
Kyle Knight von der internationalen Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch begrüßte den Schritt Vietnams. Dieser bringe "Erleichterungen für queere Menschen und ihre Familien" im ganzen Land. "LGBT in Vietnam verdienen Zugang zu Gesundheitsinformationen und -dienstleistungen ohne Diskriminierung. Die neue Direktive des Gesundheitsministeriums ist ein großer Schritt in diese Richtung", so Knight. "Die Einstellungen werden sich zwar nicht über Nacht ändern, trotzdem bedeutet dieser Schritt einen Paradigmenwechsel."
In den vergangenen Jahren hat sich die einst sehr feindliche Einstellung der Regierung gegenüber queeren Menschen in Vietnam verändert. 2012 erlaubte sie die Ausrichtung des ersten CSDs in der Hauptstadt Hanoi (queer.de berichtete). 2013 strich die Regierung gleichgeschlechtliche Partnerschaften von der Liste der verbotenen Beziehungen. 2015 erlaubte das Land trans Menschen, ihren Geschlechtseintrag und ihren Vornamen in offiziellen Dokumenten zu ändern (queer.de berichtete). Letztes Jahr kandidierte erstmals ein LGBTI-Aktivist bei Wahlen (queer.de berichtete). Zwar war Homosexualität in Vietnam nie offiziell verboten, trotzdem gilt Queersein im Land noch immer als Tabu-Thema. (dk)














