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Interview
Wie kam es zur ersten ZDF-Show aus dem SchwuZ, Conchita Wurst?
Am Freitag startet im ZDF die neue Musikshow "Music Impossible" – moderiert von ESC-Gewinner Tom Neuwirth. Wir sprachen mit ihm über das ungewöhnliche Konzept, die ersten Gäste und den queeren Aufzeichnungsort in Berlin.

"Meine eigene Queerness rutscht da ganz selbstverständlich mit": Tom Neuwirth moderiert die ZDF-Show "Music Impossible" (Bild: ZDF / Michael Clemens)
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1. September 2022, 04:07h 6 Min.
Drag-Ikone, ESC-Gewinner und Performer Tom Neuwirth alias Conchita Wurst moderiert eine neue ZDF-Musikshow: "Music Impossible" stellt Künstler*innen gegensätzlicher Genres gegenüber, die einen eigenen Song in der Stilrichtung ihres Gegenübers performen sollen. Neuwirth steht den Teilnehmenden mit Rat und Tat zur Seite, überrascht sie aber auch mit der einen oder anderen Zusatzaufgabe. Die Zuschauer*innen vor Ort im Berliner SchwuZ entscheiden nach Stärke des Applauses, welcher Person das Verlassen der eigenen Komfortzone besser gelingt.
In den beiden ersten Episoden ringen Schlagersängerin Marianne Rosenberg und Rapper Eko Fresh sowie Heavy-Metal-Artist Doro Pesch und Pop-Star Mike Singer um die Gunst des Publikums. Die erste Show wird am Freitag, den 2. September um 23.30 Uhr im ZDF ausgestrahlt, die zweite folgt eine Woche später zur selben Zeit. Die Folgen sind dann auch in der ZDF-Mediathek verfügbar.
Wir hatten die Gelegenheit, Tom Neuwirth nach der Aufzeichnung einige Fragen zu stellen.
Der Titel "Music Impossible" beschreibt eine nahezu unmögliche Aufgabe: Für wie herausfordernd hältst du die Challenge, sich ein anderes Genre "einzuverleiben"?
Auf den ersten Blick scheinen die musikalischen Herausforderungen unmöglich: ein Rap als Schlager, ein Pop-Song im Heavy-Metal-Gewand… daher rührt der Sendungstitel. Der Untertitel lautet ja "Mein Song. Dein Sound." – damit ist das Format ja schon ganz gut umrissen. Und die Challenge halte ich schon für sehr herausfordernd.
Welcher Aspekt macht das Konzept für dich so unterhaltsam?
Dass man über den eigenen Tellerrand guckt – sowohl musikalisch als auch in der Präsentation der Kunst. Ich hasse Engstirnigkeit und die bekloppte Idee, jede*r müsse innerhalb seiner Grenzen bleiben. Was sind denn unsere Grenzen, wer legt sie fest? An "Music Impossible" gefällt mir, dass sich etablierte Stars aus ihrer Komfortzone heraus bewegen und sichtbar Unsicherheiten aushalten. Es ist etwas, das uns allen Mut machen sollte. Weil es zeigt, dass wir alle nur Menschen sind.
Neben der Genre-Umordnung dürfen sich die Zuschauer*innen auch auf Zusatzchallenges freuen?
Die Zusatzchallenges sind ganz unterschiedlich und sollen für die Künstler*innen tatsächlich ganz neu sein: hohe Töne in Kopfstimme treffen und halten, eine bestimmte Anzahl an Silben rappen, Gitarrenriffs spielen – alles keine unmöglichen Herausforderungen, aber schon auch ein bisschen abseits der Komfortzone und ganz neu für die Artists.
Kann die angestrebte stilistische Veränderung funktionieren?
Natürlich kann sie funktionieren – die fertigen, neuen Songs in der Show sind der beste Beweis dafür! Und ich finde die Idee wundervoll, bestehendes Material neu zu erarbeiten und in ein neues Parfum zu tauchen – das mache ich ja zum Beispiel auch mit "Rise Like a Phoenix", das im Original eine bombastische Orchesterbegleitung hat. Bei Konzerten spiele ich den in letzter Zeit ganz reduziert mit akustischer Gitarrenbegleitung – und schon wirkt er ganz anders, fast wie ein anderer Song.
Für wie gelungen hältst du die Zusammenstellung der Künstler*innen-Duos? Nach welchen Kriterien wurden die Artists kombiniert?
Die Kombinationen finde ich hervorragend! Schlager trifft Rap, oder der Popstar Mike Singer auf die Queen des Heavy-Metal Doro Pesch – die Musiker*innen könnten unterschiedlicher nicht sein, und doch gibt es bei allen Verbindungen im Lebensweg oder in Ihrem Werk, die wir durch die Gespräche in der Sendung herausfinden. Einerseits sollten die Genres eher weiter auseinanderliegen, und andererseits ist es bei unseren erfolgreichen und arbeitsamen Künstler*innen auch immer eine Frage der Terminverfügbarkeit zwischen eigenen Konzerten und Projekten.

Rapper Eko Fresh, Tom Neuwirth und Schlagerstar Marianne Rosenberg in der ersten Folge von "Music Impossible" (Bild: ZDF / Michael Clemens)
Könntest du dir selbst vorstellen teilzunehmen?
Ja, ich könnte mir definitiv vorstellen, auch selbst daran teilzunehmen – und ich hätte auch gerne mit allen bisherigen Künstler*innen schon gern mal das Genre getauscht! Ich liebe unterschiedliche Stilrichtungen – genau deshalb klingt keiner meiner Songs so wie ein anderer! (lacht) Ich selbst fände Death Metal oder Volksmusik ganz schön herausfordernd, denke ich.
Wie viele Episoden sind geplant?
Wir haben zwei jeweils 50-minütige Folgen gedreht. Und wir hoffen natürlich, dass wir in Serie gehen und eine ganze Staffel drehen dürfen – viele Künstler*innen haben großes Interesse gezeigt, jetzt müssen wir nur noch passende Termine für die verschiedenen Duos finden! Und ich würde mich extrem freuen, wenn wir das Angebot auf Österreich und die Schweiz ausweiten könnten, denn dort gibt es auch hervorragende und vielseitige Musiker*innen!
Das ist jetzt deine erste eigene ZDF-Show: Welchen Stellenwert hat die Fernsehmoderation momentan in deiner Karriere?
Ich mache Fernsehen schon, seit ich 17 bin – das war mein eigentlicher Start ins Unterhaltungsbusiness. Und ich durfte auch schon viele Sendungen im musikalischen Umfeld moderieren: den Amadeus Austrian Music Awards, den Green Room des Eurovision Song Contest in Wien, Stefan Raabs European Song Contest und vieles mehr. Kurzum: Ich liebe es, zu moderieren, und vor allem Gespräche mit Menschen zu haben. Und ich habe das Gefühl, dass Fernsehmacher*innen immer mehr erkennen, welche Formate mir wirklich gut liegen.
Hast du bereits weitere TV-Projekte in Aussicht?
Keine, über die ich sprechen darf! (lacht) Beim Fernsehen kommt es ja schon oft darauf an, dass irgendjemand an einem großen Schreibtisch ein Projekt abnickt. Damit ich meinen Fans trotzdem möglichst viel Unterhaltung anbieten kann, die nach meinen eigenen Regeln produziert ist, habe ich mit meinem Team gemeinsam wursttv.com gegründet – meine eigene Video-Streaming-Plattform! Netflix für die Wurst, sozusagen! (lacht) Ich denke, die Erweiterung von TV ins Internet ist extrem wichtig, und wird auch in den nächsten Jahren immer größere Bedeutung bekommen. "Music Impossible" ist ja auch in der ZDF-Mediathek abrufbar – rund um die Uhr und überall!
Die queere Kulturhochburg SchwuZ in Berlin-Neukölln ist Austragungsort: Inwiefern hat die Sendung ein queeres Selbstverständnis?
Der Moderator der Sendung läuft geschminkt und in hohen Schuhen durch Deutschland, und das machen wir gar nicht zum Thema, das ist einfach so. Mehr queeres Selbstverständnis kann es glaube ich nicht geben! Natürlich gibt es viel zu tun für queere Rechte, aber die Sendung dreht sich ja vor allem um Musik und die Geschichten der Protagonist*innen. Meine eigene Queerness rutscht da ganz selbstverständlich mit, und das finde ich so schön an dem Format.
Wie schätzt du die Repräsentation queerer Künstler*innen hierzulande ein?
Ich denke, dass sich viel getan hat in queerer Repräsentation in den deutschen Medien – alleine was beispielsweise Riccardo Simonetti macht, ist unersetzliche queere Arbeit im TV! Aber auch wenn es ohnehin schon immer viel Queerness in der Kunst-, Musik- und Unterhaltungsbranche gab, fände ich am schönsten, wenn es ganz selbstverständlich akzeptiert wird, dass jede Person einfach so ist, wie sie ist. Aber das wird wohl noch 'ne Weile dauern…
In der ersten Episode ist die fünffache Teilnehmerin am ESC-Vorentscheid Marianne Rosenberg dabei. Ist dieser Eurovision-Bezug beabsichtigt?
Das glaube ich nicht – Marianne ist eine Ikone der deutschen Musiklandschaft, und ich kann eigentlich noch immer nicht glauben, dass sie beim Sendungsauftakt dabei ist! Denn neben all der Freude und Professionalität muss ich ja schon zugeben, dass ich bei jeder Begegnung mit den Künstler*innen vor allem eines bin: ein riesiges Fangirl und sehr "starstruck"! (lacht)
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Hoffentlich bleiben die dem Lab und dem New Action fern.
Viel Spaß beim Zuschauen.