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Malte C.
25-jähriger trans Mann nach Attacke bei CSD in Münster gestorben
Er wollte beim CSD Frauen zur Seite stehen, die homophob attackiert worden waren. Darauf wurde Malte C. brutal von einem bislang unbekannten Mann angegriffen. Knapp eine Woche nach dem Vorfall starb der 25-Jährige.
- 2. September 2022, 10:33h 4 Min.
Der 25-jährige trans Mann Malte C. der am Samstagabend am Rande des CSD-Ständefests am Albersloher Weg in Münster bei einem brutalen Angriff schwer verletzt worden war, ist am frühen Freitagmorgen seinen Verletzungen erlegen. Das teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit.
Die Tat hatte in Münster und deutschlandweit für Entsetzen gesorgt. Zeug*innen zufolge soll C. Frauen zu Hilfe gekommen sein, die beim CSD-Ständefest von einem unbekannten Mann, der drohend auf sie zugegangen sein soll, mit den Worten "Lesbische Hure" und "Verpisst euch" beschimpft wurden. Laut Polizei habe der 25-Jährige diese Situation mitbekommen und den Störer gebeten, die Beleidigungen zu unterlassen. Unvermittelt habe der Unbekannte ihm daraufhin brutal ins Gesicht geschlagen. Der Helfer habe das Gleichgewicht verloren, bevor ihn ein weiterer Faustschlag im Gesicht traf. Dann habe der 25-Jährige das Bewusstsein verloren und sei mit dem Kopf auf den Asphalt aufgeschlagen (queer.de berichtete). Seine letzten Tage verbrachte Malte C. im künstlichen Koma (queer.de berichtete).
Bereits am Montag hatte die Polizei eine Ermittlungskommission in dem Fall eingesetzt. Weitere Hinweise zur Ermittlung des Täters seien eingegangen, hätten aber bislang noch nicht zum Erfolg geführt.
Polizei sucht nach Zeug*innen
Der Tatverdächtige war zu Fuß mit einem Begleiter in Richtung Industriestraße geflüchtet. Zeug*innen beschrieben ihn als 1,70 bis 1,80 Meter großen 18 bis 20 Jahre alten Heranwachsenden mit schmächtiger Statur und einem Bart. Er sei mit einer Jeans mit breit ausgestellten Beinen, einem T-Shirt und einem Anglerhut bekleidet gewesen. Sein Begleiter soll gleichen Alters, ebenfalls männlich und mit einem weißen T-Shirt bekleidet gewesen sein.
Die Polizei appelliert nun erneut an Zeug*innen sich zu melden, um den Täter oder seinen Begleiter zu identifizieren. Hinweise nimmt die Polizei unter der Rufnummer (0251) 275-0 entgegen.
Entsetzen über Tod von Malte C.
Nur Minuten nach Bekanntwerden der Todesnachricht zeigten sich viele Menschen in sozialen Netzwerken schockiert und bekundeten ihr Beileid. Auch aus der Politik gab es erste Reaktionen. So schrieb die trans Bundestagsabgeordnete Nyke Slawik (Grüne) auf Twitter: "In tiefer Trauer. In Gedanken bei all seinen Angehörigen. Ich hoffe, der Täter wird gefasst", so die 28-jährige Leverkusenerin.
Twitter / nyke_slawikEntsetzlich. Der trans Mann, der mehreren Frauen auf dem CSD Münster zur Hilfe eilte, ist nach der Attacke am letzten Samstag seinen Verletzungen erlegen.
Nyke Slawik (@nyke_slawik) September 2, 2022
In tiefer Trauer. In Gedanken bei all seinen Angehörigen.
Ich hoffe, der Täter wird gefasst.https://t.co/RNzRnRCnj4
Kathrin Vogler, die queerpolitische Sprecherin der Linksfraktion im Bundestag, attestierte: "Queerfeindlichkeit/Transfeindlichkeit sind potenziell tödlich." Weiter erklärte die Politikerin aus Steinfurt: "Ich weine um Malte, 25, der heute nach einer brutalen Attacke auf dem CSD in Münster verstarb. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freund*innen."
Twitter / voglerk#Queerfeindlichkeit/#Transfeindlichkeit sind potenziell tödlich. Ich weine um Malte, 25, der heute nach einer brutalen Attacke auf dem #CSD in #Münster verstarb. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie und seinen Freund*innen. https://t.co/L5LZu32yQV
Kathrin Vogler, MdB (@voglerk) September 2, 2022
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Auch Grünenchefin Ricarda Lang brachte ihr Entsetzen über die Tat zum Ausdruck: Das zeige, das Prides auch im Jahr 2022 noch gebraucht werden würden, so die 28-Jährige.
Twitter / Ricarda_LangMeine Gedanken sind bei Familie und Freunden des Verstorbenen.
Ricarda Lang (@Ricarda_Lang) September 2, 2022
Und bei allen queeren Menschen, die sich unsicher und bedroht fühlen, wenn sie solche Nachrichten lesen. Es tut mir sehr leid
Der Kölner Landtagsabgeordnete Arndt Klocke (Grüne) sprach von einer "grauenhaften Gewalttat" und erklärte: "Vielleicht begreift nun mal der/die Dümmste, wie wichtig Aktionspläne gegen Homophobie und Polizeipräsenz bei CSDs sind."
Twitter / Arndt_KlockeSchrecklich!! Was für eine grauenhafte Gewalttat! Allen Angehörigen+Freunden gilt mein Mitgefühl! Vielleicht begreift nun mal der/die Dümmste, wie wichtig Aktionspläne gegen Homophobie und Polizeipräsenz bei CSDs sind.. #RIP #Muenster https://t.co/8MpZeYvztp
Arndt_Klocke (@Arndt_Klocke) September 2, 2022
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Die grüne Landtagsabgeordnete Dorothea Deppermann, die ihren Wahlkreis in Münster hat, erklärte: "Unfassbar, dass ein Mensch sterben muss, weil er Partei für andere ergriffen hat, die schlichtweg lieben."
Twitter / deppermann_dDer 25 jährige, der beim #CSD feige angegriffen wurde, weil er #Zivilcourage zeigte, ist heute gestorben. Unfassbar, dass ein Mensch sterben muss, weil er Partei für andere ergriffen hat, die schlichtweg lieben.
Dorothea Deppermann (@deppermann_d) September 2, 2022
In #Münster findet heute um 18Uhr eine Kundgebung am Rathaus statt.
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Deppermann rief auch zur Teilnahme auf an der "Kundgebung gegen Gewalt an queeren Menschen", die queere Gruppen nach der Attacke auf Malte C. bereits vor einigen Tagen angekündigt hatten. Die Veranstaltung startet am Freitagabend um 18 Uhr vor dem Rathaus. (dk)
Artikel mehrfach aktualisiert (11.45 Uhr)
Update Queerbeauftragter: "Deutschland ein großes Problem mit Hass gegen queere Menschen." (12.15 Uhr)
Sven Lehmann, der Queerbeauftragte der Bundesregierung, hat erklärt, der Tod von Malte C. mache ihn "traurig und fassungslos". "Mein Beileid und tiefes Mitgefühl gelten seinen Angehörigen und Freund*innen. Der Täter dieses furchtbaren Hassverbrechens muss schnell gefasst und zur Verantwortung gezogen werden", forderte der Grünenpolitiker. "Ich hoffe, dass Maltes Tod unsere Gesellschaft aufrüttelt. Wir haben auch in Deutschland ein großes Problem mit Hass gegen queere Menschen. Queerfeindliche Gewalt ist eine Bedrohung, die tödlich enden kann. Wir alle müssen uns jeden Tag gegen diese Gewalt stellen."

Er hat nichts falsch gemacht.
Das ist schrecklich und traurig. Wieder ein Mensch von uns gegangen, einfach nur weil er seinen Weg gegangen ist.
Ich hoffe er ruht in Frieden.
Ich will es gar nicht aussprechen, es fühlt sich falsch an jetzt über Politik zu schreiben. Aber in diesem Land muss endlich was passieren. Ich hoffe die Polizei findet den Täter und das er eine gerechte Strafe kriegt. Das war Mord.
Und ich hoffe das auch die letzten terfs endlich begreifen das sie eine Mitschuld daran haben. Ist es das was ihr wollt?
Das passiert wenn man Hass säht und ihr wollt die Opfer sein?
Dieser junge Mann hatte noch sein ganzes Leben vor sich und hat sich für andere eingesetzt. Das war groß von ihm. Wir sollten uns eins Beispiel an ihn nehmen.