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"Grausames Ereignis"
Nach Tod von Malte C.: Münster setzt Flaggen auf Halbmast
Die Bestürzung über den gewaltsamen Tod des trans CSD-Besuchers Malte ist groß. Auch der Oberbürgermeister und der katholische Bischof von Münster reagieren.

OB Markus Lewe trägt sich in das Kondolenzbuch für Malte C. ein (Bild: Stadt Münster)
- 2. September 2022, 14:02h 5 Min.
Zu Update springen: Ministerpräsident Wüst ist "fassungslos und traurig" (15.35 Uhr)
Der Münsteraner Oberbürgermeister Markus Lewe (CDU) hat wenige Stunden nach dem Tod des CSD-Besuchers Malte C. am Freitag angekündigt, die Flaggen an städtischen Gebäuden auf Halbmast zu setzen und Trauerbeflaggung am Rathaus anzubringen. Zudem liege ein Kondolenzbuch in der Bürgerhalle aus. Alle Bürger*innen seien eingeladen, sich dort mit persönlichen Worten einzutragen.
Lewe schrieb in das Buch: "Wir in Münster trauern um den jungen Mann, der bei der großen und bunten Christopher-Street-Day-Parade am vergangenen Samstag durch einen Gewaltangriff tödlich verletzt wurde. Dieses grausame Ereignis zeigt, dass wir uns immer noch mehr einsetzen müssen für Gleichberechtigung und Akzeptanz von Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung."
Zudem erklärte der Christdemokrat, dass der Angriff "gegen eine queere Person" alle angehe: "Unsere Stadtgesellschaft ist weltoffen und tolerant und wird weiter dafür kämpfen, ein sicherer Ort für marginalisierte Menschen zu sein", so Lewe.
Polizei und Staatsanwaltschaft hatten wenige Stunden zuvor erklärt, dass Malte C. am Morgen im Krankenhaus gestorben sei (queer.de berichtete). Der 25-Jährige hatte am Samstag Besucherinnen des CSD-Ständefests gegen einen homophoben Pöbler verteidigt und ist dann von ihm angegriffen und lebensgefährlich verletzt worden. Der Täter ist nach wie vor flüchtig.
Der Oberbürgermeister wird am Freitagabend um 18 Uhr auf dem Prinzipalmarkt an einer Kundgebung gegen Gewalt an queeren Menschen teilnehmen. Queere Gruppen hatten diese Veranstaltung bereits in den letzten Tagen nach der Attacke vom Samstag geplant.
Twitter / TransgenderGERDemo gegen Queerfeindlichkeit
Transgender Germany (@TransgenderGER) September 2, 2022
Heute Abend um 18 Uhr ist eine Kundgebung gegen Gewalt an queeren Menschen. Sie findet vor dem Rathaus am Prinzipalmarkt in Münster statt.
800 bis 1.000 Teilnehmende werden erwartet.
Am Mittag wurde für Freitag auch zu einer Mahnwache in München in Gedenken an Malte C. aufgerufen, ab 18 Uhr vor dem LeZ in der Müllerstraße. Weitere Veranstaltungen gibt es in Mainz (18h Ernst-Ludwig-Platz), Recklinghausen (19h Rathausplatz) und Leipzig (19.30h Augustusplatz). Am Samstag sind eine Kundgebung in Bielefeld (12h Rathausplatz), eine Mahnwache in Frankfurt am Main (14 Uhr am Regenbogenkreisel) und eine Mahnwache in Hamburg ab 19 Uhr auf dem Heidi-Kabel-Platz geplant. Am Wochenende gibt es zudem mehrere CSD-Veranstaltungen, darunter den Trans* Pride Stuttgart und in Bremen den Trans Inter Dyke-March.
Bischof Genn: "Intoleranz, Ausgrenzung und Hass dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben"
Entsetzt über die Tat äußerte sich am Mittag auch der katholische Bischof von Münster, Felix Genn, der in einer Erklärung ausdrücklich das Opfer als "Transmann" bezeichnete: "Ein junges Leben wurde ausgelöscht. Was für eine barbarische, was für eine irrsinnige Tat." Der Geistliche forderte: "Wir müssen laut unsere Stimme erheben gegen alle, die anderen wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder ihrer Religionszugehörigkeit nicht tolerieren, beschimpfen, verbal oder tätlich angreifen. Intoleranz, Ausgrenzung und Hass dürfen in unserer Gesellschaft keinen Platz haben."
Twitter / bistummuensterAm Rande des Christopher-Street-Days (#CSD) in Münster wurde am vergangenen Samstag (27. August) ein 25 Jahre alter #Transmann angegriffen, der heute verstorben ist. Bischof Felix gab dazu folgendes Statement ab: pic.twitter.com/57V36lIUyF
Bistum Münster (@bistummuenster) September 2, 2022
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Genn hatte selbst ein ambivalentes Verhältnis gegenüber sexuellen und geschlechtlichen Minderheiten: So drohte er der evangelischen Kirche, als sie Homosexuelle als "gleichwertig" bezeichnete, oder verbot einem Pfarrer, ein schwules Paar zu segnen. Zuletzt gab er sich aber offener gegenüber queeren Menschen – letztes Jahr sagte er etwa: "Dass sich homosexuelle Menschen verletzt fühlen, kann ich sehr gut verstehen. Ich glaube schon, dass die Kirche zu dieser Thematik etwas sagen sollte" (queer.de berichtete).
Twitter / JosefinePaul | Auch Landesintegrationsministerin Josefine Paul (Grüne) reagierte auf den Tod von MalteEs sind schreckliche und traurige Nachrichten aus Münster. Der junge Mann, der beim CSD angegriffen wurde, ist seinen Verletzungen erlegen.
Josefine Paul (@JosefinePaul) September 2, 2022
Meine Gedanken sind bei seinen Angehörigen und Freund*innen. https://t.co/yQC32PBR8g
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LiSL: Homo- und Transfeindlichkeit zu bekämpfen, ist eine Kernaufgabe des Staates"
Unterdessen werden auch politische Forderungen laut, etwa durch die Liberalen Schwulen und Lesben (LiSL): "Die Tat von Münster zeigt, wie groß der Hass gegen Schwule, Lesben, Bi-, Trans- und Intersexuelle immer noch ist. Sie zeigt, dass Homo- und Transfeindlichkeit in unserem Land eine reale Bedrohung ist. Sie zu bekämpfen, ist eine Kernaufgabe des Staates. Sie ist kein politisches Luxusproblem", erklärten LiSL-Bundeschef Michael Kauch und LiSL-NRW-Landeschef Julian Kull in einer gemeinsamen Stellungnahme.
Es sei richtig, dass Bundesjustizminister Marco Buschmann (FDP) die Strafen für Hassverbrechen gegen die sexuelle Orientierung und das Geschlecht verschärfen wolle (queer.de berichtete). "Daher ist es notwendig, dass Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und Landesinnenminister Herbert Reul (CDU) parallel an einer besseren Verfolgung homo- und transfeindlicher Straftaten durch die Polizei arbeiten. Und wir erwarten vom Queer-Beauftragten der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), dass er stärker als bisher vorgesehen die Bekämpfung von Hassgewalt zu einem zentralen Punkt des Nationalen Aktionsplans für Akzeptanz und Schutz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt macht", so Kauch und Kull.
"Vollbrecht, Schwarzer, Weidel, Wagenknecht" mitschuldig?
Frank Laubenburg, der Chef von Die Linke.queer, rief transfeindliche Kräfte auf, ihre Rhetorik zu zügeln: "Vollbrecht, Schwarzer, Weidel, Wagenknecht: Sprachlicher Hass ermutigt Täter wie den, der Malte in Münster totgeschlagen hat", so der Düsseldorfer. "Das müssen wir noch viel deutlicher sagen. Und das muss auch Konsequenzen haben. Wir sind es Malte schuldig."
Twitter / FrankLaubenburgVollbrecht, Schwarzer, Weidel, Wagenknecht: Sprachlicher Hass ermutigt Täter wie den, der Malte in Münster totgeschlagen hat. Das müssen wir noch viel deutlicher sagen. Und das muss auch Konsequenzen haben. Wir sind es Malte schuldig.
Frank Laubenburg (@FrankLaubenburg) September 2, 2022
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Er bezieht sich in seinem Tweet auf die transfeindliche Biologin Marie-Luise Vollbrecht, die transfeindliche Feministin Alice Schwarzer, die (lesbische) AfD-Chefin Alice Weidel und seine Parteifreundin Sahra Wagenknecht, die beim Blick auf queere Menschen abwertend von "immer skurrileren Minderheiten" sprach. (dk)
Update 15.35 Uhr: Ministerpräsident Wüst ist "fassungslos und traurig"
NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst hat sich am Nachmittag auf Twitter entsetzt über den Tod von Malte C. gezeigt: "Wer Zivilcourage zeigt, schützt Werte und Normen, die das Fundament einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft bilden", so der CDU-Politiker. "Der Mut, sich im Alltag für andere einzusetzen, verdient höchste Anerkennung. Nordrhein-Westfalen steht für eine weltoffene, tolerante und bunte Gesellschaft. Dafür hat sich dieser junge Mann eingesetzt. Dass er dabei sein Leben verloren hat, macht mich fassungslos und traurig." Diskriminierung und Gewalt dürften keinen Platz haben. "Gegen alle Formen von Menschenfeindlichkeit zeigen wir Null Toleranz. Mein Mitgefühl gilt seiner Familie, seinen Freundinnen und Freunden, die einen geliebten Menschen verloren haben."
Twitter / HendrikWuestDer Angriff auf einen 25-jährigen Mann in #Münster am Rande des #CSD erschüttert mich zutiefst. Wer Zivilcourage zeigt, schützt Werte und Normen, die das Fundament einer freiheitlich demokratischen Gesellschaft bilden.
Hendrik Wüst (@HendrikWuest) September 2, 2022
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Erwartbar Übelriechendes entfleucht dem Predigermund:
"... wegen ihrer sexuellen Orientierung, ihrer geschlechtlichen Identität, ihrer Herkunft, ihrer Hautfarbe oder ihrer Religionszugehörigkeit ..."
Mal eben infam die frei wählbare "Religion" mit angeborenen Merkmalen gleichgesetzt, damit der Wolf im Schafspelz sich vom Täter zum Opfer verwandeln kann.
Solchesmaßen Ekelerregendes ist bei "Gläubigen" zwar erwartbar, aber eben auch dreist, unethisch, widerlich.