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Biennale di Venezia

Queere Highlights beim Filmfestival in Venedig

Die Liste der Filme mit LGBTI-Bezug beim Filmfestival in Venedig ist erfreulich lang in diesem Jahr. Wir stellen euch die spannendsten Produktionen vor!


In Todd Fields neuem Film "Tár" spielt Cate Blanchett eine fiktive lesbische Meisterdirigentin (Bild: Focus Features)

Seit vergangenem Mittwoch finden in Venedig mal wieder die Filmfestspiele statt, das älteste und auch eines der wichtigsten der Welt. Zur Halbzeit lässt sich in diesem Jahr erfreulicherweise festhalten: So viele preisverdächtige queere Filme gab es am Lido selten zu sehen. Einige stellen wir hier schon mal kurz vor.

Tár

Im neuen Film von Todd Field, der in "Little Children" vor vielen Jahren den Hintern von Patrick Wilson so sinnlich in Szene setzte wie man ihn davor und danach nie wieder sah, spielt Cate Blanchett eine fiktive lesbische Meisterdirigentin aus den USA, die in Deutschland eines der ganz großen Orchester leitet und mit ihrer Lebensgefährtin und Konzertmeisterin (Nina Hoss) eine Tochter hat. Doch privat wie beruflich beginnt ihre vermeintlich unantastbare Erfolgswelt ausgerechnet auf dem Karrierehöhepunkt Auflösungserscheinungen zu zeigen. Field spinnt daraus eine facettenreiche, komplexe und detailtreiche Geschichte darüber, welche Auswirkungen Erfolg und Macht haben können. Doch das Beste an diesem eindringlichen Film ist die immer fantastische Blanchett, die hier selbst für ihre Verhältnisse nochmal eins draufsetzt. In den deutschen Kinos soll "Tár" im kommenden Februar zu sehen sein, pünktlich zur Oscar-Verleihung.

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Blue Jean

Eine echte kleine Kinoperle gab es in Venedig nicht im Wettbewerb zu entdecken, sondern in der Nebenreihe "Giornate Degli Autori". Die queere britische Regisseurin Georgia Oakley erzählt in ihrem ersten Langfilm von der lesbischen Sportlehrerin Jean (Rosy McEwen, ein Name, den man sich unbedingt merken sollte), die im Großbritannien des Jahres 1988 ein Doppelleben führt – privat glücklich liiert mit einer Frau und in der lesbischen Szene unterwegs, aber in Familie und Job ungeoutet. Das wird erst recht zum Problem, als die Thatcher-Regierung die Gesetzerweiterung Section 28 einführt, die "die Förderung der Homosexualität" durch Schulen und andere Behörden verbot, und Jean obendrein eine ihrer Schülerinnen beim Ausgehen trifft. Ein starker, kleiner Film, der hoffentlich schnell einen deutschen Verleih findet.

The Whale


Brendan Fraser als 25= Kilo schwerer schwuler Dozent in "The Whale" (Bild: La Biennale di Venezia)

Als potentieller Oscar-Anwärter wird in Venedig auch bereits Darren Aronofskys "The Whale" gefeiert, basierend auf dem gleichnamigen Theaterstück des schwulen Theaterautors Samuel D. Hunter (der auch selbst das Drehbuch schrieb). Brendan Fraser, dessen Zeiten als sexy Hollywood-Star schon ein wenig zurückliegen, spielt einen mehr als 250 Kilo schweren Dozenten, der seit dem Tod seines Lebensgefährten seine Wohnung nicht mehr verlässt, aber angesichts seines langsam aufgebenden Herzens nochmal Kontakt zu seiner Teenager-Tochter haben möchte, die er seit vielen Jahren nicht mehr gesehen hat. Der arg sentimentale und nicht immer originell inszenierte Film hat definitiv Schwächen. Doch dass der in einem massigen Fatsuit steckende Fraser zum Jahresende nicht für Filmpreise aller Art nominiert wird, kann man sich schwer vorstellen. Und hoffentlich dann auch die fantastische Hong Chau, die hier seine gute Freundin und Pflegerin spielt.

Monica


Trans Schauspielerin Trace Lysette spielt ihre erste Hauptrolle in "Monica" (Bild: La Biennale di Venezia)

Sehr viel bescheidener – im Look wie bei den Emotionen – kommt der Film "Monica" daher, der ebenfalls im Wettbewerb läuft und vom in den USA lebenden schwulen Italiener Andrea Pallaoro inszeniert wurde. Die wunderbare Trace Lysette, die bislang in kleinen Rollen in Serien wie "Transparent" oder "Pose" auffiel, spielt darin hochverdient ihre erste Hauptrolle und überzeugt als Titelheldin, die nach langen Jahren in ihre Provinzheimat zurückkehrt, weil ihre Mutter (Patricia Clarkson, überzeugend wie immer) nicht mehr lange zu leben hat. "Monica" ist ein schmerzvoller, zarter und bewegender Film über Familie, Herkunft und das Finden der eigenen Identität, mit dem Lysette womöglich die erste trans Schauspielerin werden könnte, die in Venedig den Darstellerinnen-Preis gewinnt.

L'immensità

Als unerwartet autobiografisch erweist sich "L'immensità", der neue Film von Regisseur Emanuele Crialese. Bislang hatte der Italiener, dessen letzter Spielfilm elf Jahre zurückliegt, sein Trans-Sein nicht öffentlich thematisiert. Doch hier nun hat er sich von eigenen Kindheitserinnerungen zur enorm rührenden Geschichte des zwölfjährigen Kindes Adriana inspirieren lassen, das im Italien der 1970er Jahre sehr genau spürt, dass es ein Junge ist. Von zentraler Bedeutung ist "L'immensità", den Crialese mit famosen Musik-Sequenzen ausstattet, die Beziehung zur Mutter, als die in aller Liebe und Traurigkeit einmal mehr Penélope Cruz glänzt. Doch besonders eindrucksvoll ist die junge, enorm prägnante Luana Giuliani als Crialeses Alter Ego.

Damit war es in Sachen Queerness in Venedig allerdings noch längst nicht getan. Auch "Casa Susanna", der starke neue Dokumentarfilm von Sébastien Lifshitz, feierte seine Weltpremiere, ein Blick auf Transidentität in den 1950er und 1960er Jahren in den ländlichen USA. Der Franzose erhält in diesem Jahr bei der Verleihung des Queer Lion einen Ehrenpreis. Und auch Filme wie das österreichische Militärdrama "Eismayer", der italienische Wettbewerbsbeitrag "Il signore delle fermiche" oder die polnische Familiengeschichte "Chleb i sól" dürfen sich Chancen auf den Preis machen, der ähnlich wie der Teddy bei der Berlinale oder die Queer Palm losgelöst von den offiziellen Preisen verliehen wird.

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