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Neue Umfrage
Sachsen: "Nur" noch ein Viertel hält gleichgeschlechtliche Liebe für unnatürlich
Sachsen wird zwar etwas weltoffener, allerdings gibt es noch immer viele Vorurteile. Auch Homosexuellenfeindlichkeit ist im Freistaat noch weit verbreitet.
- 6. September 2022, 13:44h 3 Min.
Aus dem sogenannten Sachsen-Monitor geht hervor, dass Ressentiments gegen das vermeintlich Fremde im Freistaat zwar noch immer weit verbreitet seien, es seit der letzten Erhebung 2018 aber eine positive Entwicklung gebe. Das neue Umfragepaket ist am Dienstag von Staatskanzleichef Oliver Schenk (CDU) in Dresden vorgestellt worden. Für den Sachsen-Monitor 2021/22 sind zwischen November 2021 und März 2022 insgesamt 2.013 Personen in ganz Sachsen befragt worden.
Der Aussage, dass eine sexuelle Beziehung zwischen Menschen des gleichen Geschlechts unnatürlich sei, stimmten laut der Umfrage 23 Prozent in dem Bundesland zu. Das sind neun Prozentpunkte weniger als bei der letzten Befragung 2018 und sogar 14 Prozentpunkte weniger als 2017 (queer.de berichtete). Auch bei anderen Fragen – etwa der Akzeptanz von Menschen muslimischen Glaubens oder von Sinti und Roma – zeigte sich eine Abnahme der Vorurteile.

"Aufs Ganze gesehen, ist bei den Indikatoren für Ressentiments und gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit ein Rückgang gegenüber 2018 zu beobachten", heißt es in dem 63-seitigen Bericht. "Besonders auffällig ist dieser Rückgang bei der Fremdenfeindlichkeit, den Ressentiments gegenüber Muslime und Sinti und Roma sowie im Hinblick auf Homophobie." Beim Antisemitismus sei hingegen keine Veränderung zu sehen: Die Aussage, jüdische Menschen passten "nicht so recht zu uns", fand etwa erneut elf Prozent Zustimmung. 22 Prozent meinten, Jüdinnen und Juden versuchten Vorteile daraus zu ziehen, während der Nazi-Zeit Opfer gewesen zu sein.
Als Grund für den teilweisen Rückgang von Menschenfeindlichkeit vermuten die Autor*innen, dass die "nachlassende Aufmerksamkeit durch die Corona-Pandemie die Instrumentalisierung des Themas durch rechte Akteure" erschwere. In Bezug auf sogenannte Fremdenfeindlichkeit könne zudem ein Gewöhnungseffekt eingetreten sein, da die sogenannte Flüchtlingskrise 2015 inzwischen sieben Jahre zurückliege.
Zahl der extremen Menschenfeind*innen bleibt gleich
Insbesondere diejenigen, die menschenfeindlichen Äußerungen eher zustimmten, sei zurückgegangen, heißt es in dem Bericht. Dagegen seien im extremen Antwortbereich (volle Zustimmung) wenig Veränderungen festzustellen. Insgesamt findet sich am wenigsten Zustimmung zum Hass auf andere Menschen bei den 18- bis 29-Jährigen, dennoch gebe es bei den jungen Menschen "eine nicht kleine und besonders radikale Minderheit von 15 bis 20 Prozent".
Constanze Geiert vom Beirat Sachsen-Monitor erklärte, die Werte zu Ressentiments seien im Freistaat noch immer vergleichsweise hoch. "Ein harter Kern bleibt stabil, aber die Mitte der Gesellschaft scheint sich zu verändern, das müssen wir stabilisieren", so Geiert.
Sachsen sorgte in den letzten Jahren vor allem als Hochburg der AfD für Schlagzeilen, die Ressentiments gegen alles vermeintlich Fremde fördert. Bei der Bundestagswahl im letzten Herbst konnte die Rechtsaußenpartei stärkste Kraft im Freistaat werden: Die AfD holte 25 Prozent, dahinter folgten SPD (19 Prozent), CDU (17 Prozent) und FDP (elf Prozent). (dk)
Links zum Thema:
» "Sachsen-Monitor 2020/21" als PDF-Datei herunterladen
Mehr zum Thema:
» Sachsen: Studie zur Akzeptanz von LGBTI listet Handlungsbedarf auf (22.06.2022)
















