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Kuban auf Wagenknecht-Kurs?
JU-Chef: "Nicht Politik für laute Minderheiten machen"
Sahra Wagenknecht warnte kürzlich vor "skurrilen Minderheiten", Tilman Kuban sind "laute Minderheiten" ein Graus. Während die Linkenpolitikerin mit ihrer Äußerung deutlich gegen queere Menschen schoss, bleibt der JU-Chef vage, wen er meint.

Der CDU-Politiker Tilman Kuban ist seit 2019 JU-Chef und seit 2021 Abgeordneter des Deutschen Bundestages (Bild: JU / Anne Hufnagl)
- 7. September 2022, 09:02h 2 Min.
Tilman Kuban, seit 2019 Chef der Jungen Union, hat im Videointerview mit dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland" gefordert, dass seine Partei keine Politik für "laute Minderheiten" machen sollte, sondern für die "breite Mehrheit". Dabei definierte der 35-Jährige den Begriff "laute Minderheiten", über die er sich im Interview an zwei Stellen beklagte, nicht ausdrücklich.
"Fokus auf die Mehrheit" vs. "Egal, wen du liebst"
Konkret sagte Kuban auf die Erneuerung der Union angesprochen: "Wir werden jetzt wieder Substanz gewinnen müssen, damit wir für 2025 wirklich konkrete Themen und konkrete Projekte aufweisen können. Aus meiner Sicht sollte der Fokus darauf liegen, dass wir nicht lauten Minderheiten in Deutschland das Feld überlassen, sondern einen klaren Fokus auf die Mehrheit in Deutschland legen."
Einschränkend erklärte der Bundestagsabgeordnete aus Niedersachsen: "Wir sehen, dass diese Mehrheit sich aber auch verändert, dass es heute egal ist, wo du geboren worden bist, wo du herkommst, was du glaubst oder auch, wen du liebst – das ist etwas für die CDU, was sie anerkennen muss."
Als Vorbild sehe er den 44. Präsidenten der USA: "So wie das in Amerika von Barack Obama erkannt worden ist, hat sich auch in Deutschland die Gesellschaft verändert. Das muss die CDU anerkennen, am Ende nicht Politik für laute Minderheiten machen, sondern für die breite Mehrheit. Das ist Aufgabe einer Volkspartei."
Stark.
Posted by ZDF heute-show on Tuesday, September 6, 2022
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Parallelen mit Sahra Wagenknecht
Kubans Begriff erinnert an die Kritik an "skurrilen Minderheiten" von Linkenpolitikerin Sahra Wagenknecht. Sie beklagte in einem im April 2021 veröffentlichten Buch, dass die politische Aufmerksamkeit auf "immer skurrilere Minderheiten" gelenkt werde, "die ihre Identität jeweils in irgendeiner Marotte finden, durch die sie sich von der Mehrheitsgesellschaft unterscheiden und aus der sie den Anspruch ableiten, ein Opfer zu sein". Als Beispiel für solche "Marotten" nennt sie sexuelle Orientierung, Hautfarbe und Ethnie (queer.de berichtete).

Sahra Wagenknecht hat den Trend der Minderheitenschelte im Frühjahr gestartet (Bild: Ferran Cornellà / wikipedia)
Kuban hat bei LGBTI-Rechten widersprüchliche Aussagen gemacht. Als niedersächsischer Landeschef der Jungen Union sprach er sich 2016 für die Ehe für alle aus, als seine Partei noch mehrheitlich dagegen war (queer.de berichtete). Als JU-Bundeschef forderte er 2020 eine größere Rolle der Lesben und Schwulen in der Union (queer.de berichtete).
Allerdings macht er sich auch gerne über manche queere Minderheiten lustig: 2019 polterte er etwa bei seinem Amtsantritt gegen gegen "Schultoiletten für das 3. bis 312. Geschlecht" (queer.de berichtete). (dk)












