Das Tierreich holt auf. Kürzlich "outete" sich ein schwules Flamingo-Paar. Nun wollen auch "verliebte Homo-Pinguine" nicht voneinander lassen.
Von Jan Gebauer
Und ewig lockt das Weib: Mit dem anderen Geschlecht können die Humboldt-Pinguine im Bremerhavener Zoo allerdings nicht viel anfangen. Selbst eigens importierte Schwedinnen vermochten die männlichen Tiere nicht zu begeistern. Das Nachzüchten der vom Aussterben bedrohten Pinguine sei deshalb noch nicht gelungen, teilte der Zoo am Mittwoch mit. Der Tierpark von Bremerhaven hatte Anfang 2005 Schlagzeilen gemacht, weil sich die dortigen Pinguine wegen Frauenmangels zu homosexuellen Paaren zusammen fanden. Während die Weibchen aus dem Zoo im schwedischen Kolmarden im vergangenen Jahr zu spät zur Paarfindung in Bremerhaven kamen, scheiterte die Nachzucht in dieser Saison laut Zoodirektorin Heike Kück an der Kontaktscheu der Tiere. "Die Schwedinnen halten sich zurück", wird Kück von der "Welt" zitiert. So hätten sich bei der Bildung der Brutpaare wieder die männlichen Lebensgemeinschaften zusammen gefunden.
2005: Belästigung durch weibliche Verführungskünste?
Die Aufregung war schon im letzten Jahr enorm. Aufgebrachte Homo-Organisationen reagierten prompt. Von "Zwangskonvertierung" und "Belästigung durch weibliche Verführungskünste" war in einer österreichischen Petition des Homo-Portals "rainbow.or.at" die Rede. Über Wochen wurde Kück mit Mails und Anrufen von Schwulen aus der ganzen Welt überhäuft. Mittlerweile fasst sie das Thema deshalb öffentlich nach eigenen Worten nur noch mit "sehr spitzen Fingern an". Hintergrund ist, dass der Zoo am Meer bis vor gut einem Jahr zehn männliche Humboldt-Pinguine und vier weibliche hatte. Äußerlich sind sie nicht zu unterscheiden, denn die Tiere verfügen über keine äußerlich erkennbaren Geschlechtsorgane. Nur per DNS-Analyse kann das Geschlecht zugeordnet werden. Pfleger beobachteten, dass die überzähligen sechs männlichen Pinguine sich zu Paaren zusammen taten. Vier von ihnen zeigten sogar das komplette Balz- und Brutverhalten der heterosexuellen Paare, bis hin zum Bebrüten eines Steines als Eiersatz.
"Wir freuen uns über jedes heterosexuelle Paar, das sich findet, Eier legt und Küken aufzieht", begründete Zoo-Direktorin Kück die versuchte Verkupplung. Schließlich sind die Humboldt-Pinguine vom Aussterben bedroht und die Zucht daher besonders wichtig. Vor allem die Überfischung in ihrem Lebensraum sowie die Bejagung durch Menschen hat zu einem deutlichen Rückgang der Bestände geführt. Man geht von weltweit rund 10.000 lebenden Exemplaren aus. "Aber es ist selbstverständlich, dass wir die männlichen Paare so akzeptieren, wie sie sich zusammenfinden", betonte Kück am Mittwoch. Sie würden nicht "zwangsweise heterosexualisiert". Deshalb verwies die Zoodirektorin auch auf wissenschaftliche Erkenntnisse: "Homosexualität ist im Tierreich weit verbreitet. Sie ist bei über 450 Arten nachgewiesen und auch bei Pinguinen keine Seltenheit." Die Humboldt-Spezies lebt oftmals jahrelang zusammen – manchmal sogar ihr ganzes Leben. Aber wie beim Mensch, gibt es auch bei ihr Trennungen. Die Lebenserwartung liegt bei etwa zehn Jahren (Höchstalter bei 20).
Rosa Liebe unter Flamingos
Erst vor wenigen Tagen sorgte auch ein räuberisches Homo-Flamingo-Paar für weltweite Schlagzeilen: In einem britischen Vogelpark wollten sich zwei Flamingos ihren Kinderwunsch nicht mehr nehmen lassen. Sie stahlen deshalb die Eier von ihren heterosexuellen Artgenossen und zogen die Küken dann als ihre eigenen auf. Carlos und Fernando sind nach Angaben des Tierparks "liebevolle Eltern". Die beiden kennen sich schon lange und sind seit fünf Jahren ein Paar. "Dies ist allerdings der erste bekannte Fall unter Flamingos", sagte Nigel Jarrett vom Vogelpark im Südwesten Englands der Zeitung "Daily Mail". Im Gegensatz zu den Humboldt-Pinguinen sind die Flamingos nach wie vor weit verbreitet: Von Afrika über Südwest- und Zentralasien, Südeuropa sowie Süd- und Mittelamerika findet man Millionen von Vögel. Darunter vielleicht auch das ein oder andere Homo-Pärchen.
9. Februar 2006
Aber das es sogar soweit geht, dass sich die Pärchen Eier anderer Paare zum Ausbrüten klauen..
Interessant!
Ein Hinweis an die Redaktion: der Artikel ist mit 9. Februar 2005 untertitelt. Ist aber wohl eher 2006, oder?
Danke für den Hinweis, den Fehler haben wir bereits korrigiert. Red.