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Europride
Lehmann: "Ganz Europa schaut gerade auf Serbien"
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung fordert Serbien zum Schutz der Europride-Demonstration auf. Am Sonntag gingen in Belgrad erneut Tausende gegen LGBTI-Rechte auf die Straße.

Sven Lehmann (Grüne) will auch selbst an der Europride-Demonstration in der serbischen Hauptstadt Belgrad teilnehmen (Bild: Cornelis Gollhardt)
- 12. September 2022, 05:17h 2 Min.
Der Queer-Beauftragte der Bundesregierung, Sven Lehmann (Grüne), hat an Serbien appelliert, die für Samstag geplante Europride-Demonstration in der Hauptstadt Belgrad stattfinden zu lassen und entsprechend zu schützen. "Ganz Europa schaut gerade auf Serbien. Menschen aus vielen Ländern Europas werden in Belgrad zu Gast sein", schrieb der Grünen-Politiker in einem Brief an Präsident Aleksandar Vucic und Premierministerin Ana Brnabic. "Es wäre ein fatales Signal und ein enormer Rückschritt, wenn ausgerechnet der Höhepunkt des EuroPride 2022 nicht stattfinden könnte oder nur unzureichend geschützt wird." Das Schreiben lag der Deutschen Presse-Agentur vor.
Serbiens Regierung hatte im August die für den 17. September geplante Parade abgesagt (queer.de berichtete). Begründet wurde der Beschluss mit aktuellen Krisen im Land, darunter der Streit mit dem Nachbarland Kosovo. Es gehe darum, alle Kapazitäten der Sicherheitskräfte bereitzuhalten. Für die Sicherung der Europride-Demonstration blieben nicht genügend Polizeikräfte übrig.
Organisator*innen wollen Verbot ignorieren
Die Organisator*innen hatten anschließend erklärt, dass die Parade dennoch stattfinden werde, weil die Regierung kein Recht habe, diese zu verbieten. Zuvor hatten rechtsradikale Organisationen sowie Vertreter der Serbisch-Orthodoxen Kirche Stimmung gegen die Veranstaltung gemacht (queer.de berichtete). Der Europride wird seit 1992 abwechselnd in verschiedenen europäischen Hauptstädten organisiert, Serbien soll die erste Station in Südosteuropa sein. Der im griechischen Thessaloniki geplante Europride 2020 war wegen der Covid-Pandemie abgesagt worden und soll 2024 nachgeholt werden.
"Die serbische Regierung und ihre Sicherheitsbehörden müssen sich gerade in diesen kritischen Momenten hinter die LGBTIQ*-Community stellen und dafür sorgen, dass dieser Pride Marsch friedlich und sicher stattfinden kann", schrieb Lehmann, der selbst an der Parade teilnehmen will, an Vucic und Brnabic.
Erneut queerfeindliche Proteste in Belgrad
Am Sonntag sind in Belgrad erneut tausende Demonstrant*innen gegen den Europride auf die Straße gegangen. Anhänger rechtsextremer Gruppierungen, Motorradrocker und serbisch-orthodoxe Priester marschierten am Sonntag durch die Stadt, um gegen die Veranstaltung der LGBTI-Bewegung zu demonstrieren.
Die serbisch-orthodoxe Kirche spielte in der Vergangenheit eine wichtige Rolle bei der Beeinflussung der öffentlichen Meinung über queere Menschen. So brandmarkte sie die Pride-Paraden in Belgrad als "Schande".
Pride-Demonstrationen in Belgrad in den Jahren 2001 und 2010 waren von queerfeindlicher Gewalt überschattet. Seit 2014 findet die Kundgebung regelmäßig statt, begleitet von einem großen Sicherheitsaufgebot. In der Bewerbungsphase hatte die lesbische Regierungschefin Brnabic in einem Brief die Durchführung und Sicherheit des Europride garantiert. (cw/dpa/AFP)
















Dass es nicht in die EU gehört.
Wir brauchen nicht noch mehr Staaten wie Polen und Ungarn in der EU, die sich nicht an Grundrechte und demokratische Grundprinzipien halten und die EU blockieren.