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Weltmeisterschaft
Human Rights Watch warnt schwule und lesbische Fußballfans vor Katar-Reise
Wer homosexuell und fußballbegeistert ist, sollte diese Weltmeisterschaft lieber aussitzen, empfiehlt die einflussreiche Menschenrechtsorganisation.

Die Vergabe der Fußball-Weltmeisterschaft an das Emirat war umstritten
- 20. September 2022, 16:14h 2 Min.
Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hat homosexuelle Fußballfans vor der Reise zur Herren-WM nach Katar gewarnt. Am besten lasse man es, sagte Wenzel Michalski, Deutschland-Direktor von Human Rights Watch, am Dienstag beim Kongress Bodensee Business Forum der "Schwäbischen Zeitung" in Friedrichshafen. Die Botschaft aus Katar an Gäste und Tourist*innen, sich an Traditionen des Landes zu halten, könne man als "charmant vorgebrachte Warnung" verstehen, sagte Michalski, da schwinge mit: "Wenn ihr das so auslebt wie in Berlin-Schöneberg, dann werden wir uns schon irgendwas ausdenken."
Er glaube zwar nicht, dass viel passieren werde, weil die ganze Welt zuschauen werde, sagte Michalski – und dass westliche schwule und lesbische Fans, sofern sie sich an die Sitten der Katarer*innen hielten, dort Fußball schauen können. "Aber eine Garantie gibt es nicht." Einheimische Homosexuelle schwebten zudem in großer Gefahr, ihnen drohten nach der WM strafrechtliche Maßnahmen. Michalski sprach von einer totalen Überwachung in dem Land. Überall in den Stadien gebe es etwa Kameras.
In Katar ist Homosexualität gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft. Muslimische Homosexuelle können sogar zum Tode verurteilt werden. Katars Botschafter in Deutschland hatte am Montag auf einem Kongress des Deutschen Fußball-Bundes zur Menschenrechtslage einen fairen Umgang mit seinem Land als WM-Gastgeber eingefordert. Die Situation in Katar sei "noch nicht perfekt", räumte Abdulla Mohammed al Thani ein.
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Die Fußball-WM findet vom 20. November bis zum 18. Dezember in Katar statt. 32 Fußballmannschaften aus aller Welt werden dort in 64 Spielen um den Weltmeistertitel kämpfen.
Der Lesben- und Schwulenverband hatte angesichts der Menschenrechtsverletzungen in Katar einen Boykott der Weltmeisterschaft gefordert (queer.de berichtete). Fußballfunktionäre und -spieler lehnen das aber ab. Kürzlich erklärte etwa der Bayern-Profi Joshua Kimmich laut "Kicker TV" über einen Boykott: "Da sind wir zwölf Jahre zu spät dran."
Kimmich spielte dabei darauf an, dass die WM 2010 an Katar vergeben worden war. LGBTI-Aktivist*innen hatte aber bereits damals Forderungen nach einem Boykott des Events erhoben (queer.de berichtete). In den Medien und der Fußballwelt wurde das aber ignoriert. (dpa/dk)
















Was soll eigentlich die Aussage von Kimmich von wegen, mit einem Boykott sind wir zu spät dran? Klar hätte schon 2010 verhindert werden können bzw. müssen, dass diese WM überhaupt nach Katar vergeben wird, aber sich (als einzelner Spieler oder Team) entscheiden nicht hinzufahren kann man auch jetzt noch. (Nicht dass das irgendjemand tun wird, dazu geht es leider um zu viel Geld bei der ganzen Geschichte, aber theoretisch möglich wär's.)