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"Glow Up"
Die queerste aller Competition-Shows
Riccardo Simonetti moderiert die neue ZDFneo-Show "Glow Up – Deutschlands nächster Make-up Star", doch die eigentlichen Stars sind die ungemein sympathischen und erfreulich lockeren Kandidat*innen.

Moderator Riccardo Simonetti steht vor einer bunten Wand und lächelt in die Kamera (Bild: ZDF / Malorie Shmyr)
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22. September 2022, 05:17h - 4 Min.
Der Boom der Competition-Shows will einfach nicht abreißen. Nachdem viele Jahre im Fernsehen vor allem um die Wette gesungen wurde, kam irgendwann das Kochen, das Modeln und das Tanzen dazu. In unterschiedlichen Formaten konkurrieren auch Designer*innen oder Dragqueens untereinander, und seit "The Great British Bake Off" zum weltweit gefeierten Phänomen wurde, kommen vor allem aus Großbritannien immer neue Variationen dieser Sendung. Töpfern und Nähen, Porträtmalerei und Bierbrauen, die Liste der Disziplinen, in denen liebenswerte Kandidat*innen gegeneinander antreten, wird immer länger.
Seit 2019 gehört auch Make-up-Design auf diese Liste: Vier Staffeln gibt es bereits von der Sendung "Glow Up: Britain's Next Make-up Star" (von denen zwei bei Netflix verfügbar sind). Und nun folgt nach einem irischen Ableger auch die deutsche Fassung.
Zehn Make-up Artists treten pro Folge gegeneinander an
"Glow Up – Deutschlands nächster Make-up Star", zu sehen ab dem 22. September 2022 mit wöchentlich neuen Folgen bei ZDF Neo und in der ZDF Mediathek, orientiert sich dabei ziemlich exakt an der Vorlage. Zehn Make-up Artists – die hier mit großer Selbstverständlichkeit von allen nur MUAs genannt werden – treten bei zwei Aufgaben pro Folge gegeneinander an. Erst gibt es die so genannte Real-Life-Challenge, bei der außerhalb des Studios Models geschminkt und reale Arbeitsbedingungen nachempfunden werden, danach müssen die Kandidat*innen vor dem Spiegel an sich selbst Hand anlegen und ihrer Kreativität freien Lauf lassen. Die beiden, die in der ersten Runde am meisten schwächeln, müssen für die zweite auf dem roten Stuhl Platz nehmen, was bedeutet, dass ihnen weniger Zeit für die Creative Challenge zur Verfügung steht. Und ganz am Ende kommt es zum passend betitelten Face Off, nach dem im unmittelbaren Vergleich zweier MUAs eine*r von beiden ausscheidet.

Make-up-Look zum Thema "Musikvideo" (Bild: ZDF / Malorie Shmyr)
Beurteilt werden die Kandidat*innen, von denen im Finale schließlich drei um 20.000 Euro und einen Jahresvertrag mit einer Agentur konkurrieren werden, von zweien, die sich mit Make-up auskennen. Armin Morbach, der schon in der allerersten Staffel von "Germany's Next Topmodel" mal Reality-TV-Luft schnuppern durfte, ist nicht nur Herausgeber des Magazins "Tush", sondern auch seit Jahrzehnten als Visagist, Stylist und MUA tätig. Und Loni Bauer ist genauso lange ebenfalls eine Hausnummer in der Branche, schminkt auf den Fashion Weeks in Paris und New York, für Fotoshoots und Werbekampagnen und hatte schon Promis wie Gigi Hadid oder Gisele Bündchen unterm Pinsel. Dazu kommen prominente Gast-Juror*innen wie Conchita Wurst, die Dragqueens Hungry und Miss Fame oder Models wie Franziska Knuppe und Eva Padberg. Und durch die Sendung führt der dieser Tage allgegenwärtige Riccardo Simonetti (Interview mit Simonetti).
Alle Kandidat*innen werden mit Pronomen ausgewiesen
"Riccardo sieht aus, als habe er für sein Outfit die halbe Muppet Show umgebracht", witzelt Kandidatin Ellie gleich in der ersten Folge über den gewöhnungsbedürftigen orangefarbenen, federbesetzten Anzug des Moderators. Überhaupt sind auch bei "Glow Up", wie bei den meisten solcher Sendungen, die Kandidat*innen die eigentlichen Stars der Show. Viele der zehn MUAs, so der erste Eindruck, sind queer, alle werden – was eine willkommene Neuerung ist – mit Pronomen ausgewiesen, wenn ihre Namen eingeblendet sind. Ausgewiesene Laien wie bei "Bake Off" sind eher nicht am Start, die meisten arbeiten schon als Make-up-Designer*innen oder Maskenbildner*innen, andere befinden sich noch in der Ausbildung oder haben zumindest Schmink-Erfahrung.
Für allzu viele Hintergrundinformationen zu den einzelnen Personen bleibt in der Auftaktstunde gar kein Raum, aber natürlich fallen gleich einige Kandidat*innen mit teilweise sehr persönlichen Einblicken in ihr Leben auf: der schwerhörige Adam zum Beispiel oder der hochsensible Ahmed, die Düsseldorferin Johanna, die erklärt, warum man auch als cis Frau Dragqueen sein kann, oder der aus Ghana stammende Krankenpfleger Albert, der sich vor seiner Mutter immer noch nicht als schwul geoutet hat.
Das Misstrauen des ZDF
Neben all diesen ungemein sympathischen und erfreulich lockeren Kandidat*innen wirkt ausgerechnet die Jury einigermaßen steif, und selbst Simonetti, der vor allem die Aufgaben erklären und mit dem MUAs plaudern soll, klingt etwas zu oft, als würde er bloß auswendig gelernte Texte aufsagen.

Drei etwas steife Juror*innen (v.l.): Armin Morbach, Miss Fame, Loni Baur (Bild: ZDF / Malorie Shmyr)
Gerne würde man nun an dieser Stelle berichten, ob im Laufe der Staffel doch noch ein wenig Lässigkeit Einzug in die Sendung hält oder ob kommende Gastjuror*innen mehr zu den Entscheidungsprozessen beizutragen haben als Joop-Entdeckung Knuppe. Doch leider hat das ZDF – anders als es die Konkurrenz sonst bei vergleichbaren Sendungen tut – der Presse vorab lediglich die erste Folge zur Verfügung gestellt. Und selbst die nicht einmal komplett: In einer Mischung aus fehlgeleitetem Misstrauen den Journalist*innen gegenüber und einer mutmaßlichen Verkennung der Bedeutsamkeit der eigenen Sendung wurden sogar die letzten Minuten der Auftaktepisode vorenthalten. Dabei hätten wir an dieser Stelle sowieso nicht verraten, welcher MUA bei "Glow Up" als erstes ausscheidet.
Links zum Thema:
» "Glow Up" in der ZDF Mediathek
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