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UEFA-Aktion

Neuer soll mit Pseudo-Regenbogen-Binde in Katar auflaufen

Statt Regenbogenfahne ein "One Love"-Symbol mit wahllosen Farbstreifen: Der DFB kuscht und respektiert die Queerfeindlichkeit des WM-Gastgebers Katar. Kapitän Neuer verzichtet auf die Regenbogenbinde.


Steht diese Flagge für die Pansexuellen im nordafrikanischen Libyen? Manuel Neuer mit der neuen Kapitänsbinde (Bild: Deutscher Fußballbund)
  • 22. September 2022, 10:10h 21 5 Min.

Der Kapitän der deutschen Herrenfußball-Nationalmannschaft Manuel Neuer wird zur Weltmeisterschaft in Katar eine spezielle, an die Regenbogenfahne erinnernde Kapitänsbinde tragen. Das gab der Deutsche Fußballbund am Mittwoch bekannt.

Offensichtlich zum Zweck, die katarischen Gastgeber nicht zu erzürnen, setzt der DFB auf ein an die Regenbogenfahne angelehntes Herzsymbol, das verschiedenfarbige Streifen unklarer Bedeutung enthält. Dazu kommt die Aufschrift "One Love" auf der ansonsten weißen Binde. Im Netz hagelt es seit der Vorstellung Kritik.

Zeichen "gegen Diskriminierung" und für "Vielfalt"

Die Stoßrichtung des Symbols machte der DFB auch mit dem zugehörigen Social-Media-Posting deutlich. Das enthält bunte Herzen in der Farbreihenfolge der Regenbogenflagge, nicht aber in denen der neuen Kapitänsbinde. Die Binde soll nach Wunsch der Fußball-Offiziellen "ein Zeichen gegen Diskriminierung" sein, die Farben für "Vielfalt" stehen.

/ DFB_Team

Die Binde sollte Neuer bereits bei den anstehenden zwei Nations-League-Spielen gegen Ungarn und England tragen. Der Torhüter fällt jedoch wegen einer Infektion mit dem Corona-Virus aus.

Bei der vergangenen Europameisterschaft hatte Neuer eine Kapitänsbinde getragen, die ausschließlich in den Farben der Regenbogenflagge gehalten war – auch im Rahmen von Protesten gegen damals in Ungarn frisch in Kraft getretene queerfeindliche Gesetze (queer.de berichtete). Deshalb war der Entscheidung darüber, mit welcher neuen Binde der Keeper in Katar auflaufen oder ob er die bisherige Binde weiter tragen würde, große Bedeutung zugemessen worden.

Doch das sahen nicht nur die deutschen Kicker und Verantwortlichen so. Die "One Love"-Binde geht nämlich nicht bloß auf eine Entscheidung des DFB oder Manuel Neuers zurück, sondern ist eine gemeinsame Aktion der Nationalteams aus England, den Niederlanden, der Schweiz, von Wales, Frankreich, Dänemark, Norwegen, Schweden und Deutschland. Die Idee dazu soll innerhalb einer UEFA-Arbeitsgruppe entstanden sein, die sich mit Verletzungen von Menschenrechten sowie der Situation von Arbeitsmigrant*innen und ihren Rechten im Gastgeberland Katar befasst. Anders als bei der EM ist die UEFA nicht Veranstalter der WM, sondern der übergeordnete Dachverband FIFA.

Der Enthüllung der Aktion hatte der DFB noch ein Statement des Kapitäns beigefügt, wonach die Liebe zum Fußball "uns alle" verbinde. Dabei sei egal, wo man herkomme, wie man aussehe und wen man liebe. Fußball sei für alle da. Das bedeute auch, dass der Fußball für alle da sein müsse, die "sich diskriminiert und ausgeschlossen fühlen", und zwar "überall auf der Welt".

Neuer sei stolz darauf, die Botschaft gemeinsam mit den anderen Kapitänskollegen der anderen Nationen zu senden. Jede Stimme zähle.

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Kritik an Pseudo-Regenbogenflagge

An der Entscheidung, die Frage nach queeren Rechten in der islamischen Diktatur Katar zu umschiffen und ein bloß an die Pride-Flagge erinnerndes Symbol zu wählen, gab es auch Kritik und Häme. Der Nutzer David Hildebrandt etwa twitterte als Antwort eine große Regenbogenfahne und schrieb dazu: "An euren Designer / eure Designerin: So sieht die Prideflag aus".

/ david_dueben
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Io Görz, Chefredakteur*in des regionalen fränkischen Nachrichtenportals infranken.de, schrieb an den DFB gerichtet: "Das ist wirklich nur peinlich".

/ IoGoerz
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Moritz Hürtgen, Chefredakteur der "Titanic", witzelte über das Vielfaltssymbol: "Und in Manuel Neuers Unterhose ist ein QR-Code gedruckt, der auf eine Best-of-Playlist der Village People bei Spotify führt". Weiterhin schrieb er: "Das wird Emir Scheich Tamim bin Hamad ath-Thani von Katar zur Weißglut bringen, danke DFB".

/ hrtgn
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Robert Fietzke, Linken-Landesvorstand aus Sachsen-Anhalt, kritisierte, dass die Aktion lediglich dazu diene, die WM in Katar aufrecht zu erhalten: "Symbolpolitische Lächerlichkeit, die wertlos ist, weil sie lediglich als Feigenblatt dient, um sich den WM-Zirkus nicht durch tote Arbeiter*innen, Diskriminierung und Verbot von Homosexualität und Unterdrückung von Frauen vermiesen zu lassen".

/ robert_fietzke
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Auch der Juso-Politiker Tim Vollert twitterte gegen die Vielfalts-Binde. Es reichte nicht, dass die FIFA korrupt sei. Die deutsche Nationalmannschaft sei "auch noch so Rückgratlos, dass ihr angebliches Zeichen für LGBTQ-Rechte kein Design hat, welches in Katar unangenehm auffallen könnte".

/ Tim_Vollert
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Die Herrenfußball-Weltmeisterschaft, die bereits 2010 trotz Kritik nach Katar vergeben wurde, beginnt für das deutsche Team am 23. November mit einem Gruppenspiel gegen Japan. Das Eröffnungsspiel findet drei Tage vorher, am 20. November, statt.

Die Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch hatte homosexuelle Fußballfans jüngst vor einer Reise zur WM nach Katar gewarnt. Man glaube zwar nicht, dass den ausländischen Fans viel passieren werde, eine Garantie gebe es jedoch nicht. Einheimischen Schwulen und Lesben hingegen drohten nach der WM strafrechtliche Maßnahmen (queer.de berichtete).

In seiner Rede bei der Vollversammlung der Vereinten Nationen hatte Katars Emir Tamim bin Hamad al-Thani kürzlich erneut betont, dass alle Fans bei der anstehenden Fußball-Weltmeisterschaft ohne Diskriminierung willkommen seien (queer.de berichtete). Im Mai hatte er allerdings gewarnt, dass Besucher*innen "unsere Kultur respektieren" sollten (queer.de berichtete).

Im April hatte ein hochrangiger Offizieller des katarischen Turniers angekündigt, Fans ihre Regenbogensymbole und -flaggen wegzunehmen – natürlich nur zu ihrem eigenen Schutz (queer.de berichtete). Es gäbe "keinen Grund, die Fahne hier zu zeigen". Die FIFA hatte wiederholt betont, dass Regenbogenfahnen im Stadion erlaubt seien.

Auf Homosexualität steht bei dem WM-Gastgeber eine bis zu siebenjährige Gefängnisstrafe, nach islamischem Recht ist sogar die Verhängung der Todesstrafe möglich. Geschlechtsangleichungen werden nicht anerkannt. (jk)

-w-

#1 KilianEhemaliges Profil
  • 22.09.2022, 12:42h
  • Da weiß man ja gar nicht, wo man anfangen soll.

    Eine UEFA-Arbeitsgruppe, die zum Schluss kommt, dass man Katar nicht mit dem Symbol universeller Menschenrechte zu belästigen hat und ein DFB-Mannschaftskapitän, der von "sich diskriminiert FÜHLEN" spricht, während katarische LGBT*IQ von Verfolgung, Folter und der staatlichen Ermordung bedroht sind.

    Ich befinde mich im Angesicht dieser deutsch-europäischen Menschenverachtung jenseits der Fremdscham. Das ist auch nicht peinlich, das gehört gesellschaftlich geächtet und verurteilt und die Teilnahme abgesagt. Widerlich.
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#2 LothiAnonym
  • 22.09.2022, 12:45h
  • Eigentlich habe ich schon alles zum Thema WM 2022 in Katar geschrieben. Aber nun auch das noch. An Scheinheiligkeit nicht zu überbieten. M.Neuer trägt vermutlich keine Schuld an dieses Vorgehen. Auch er ist vertraglich gebunden und kann nicht einfach sagen: hey Leute, entweder ich trage die Regenbogenfarben am Arm oder ihr reist ohne mich in dieses sehr Menschenfeindliche Land.
    Wie jetzt bekannt wurde unterstützt Katar mit Millionenbeträgen sehr zwielichtige Moscheen in Deutschland.
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#3 Schon
  • 22.09.2022, 12:54hFürth
  • Kleiner Tipp: man kan die Binde auch weg lassen. Oder man macht aus "Love" mit einem "G" "Glove". Macht irgendwie genau so Sinn.
    Egal, ich werde kein Spiel ansehen.
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