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queerfilmnacht
Schule für Schwule
An der St.-Sebastian-Akademie sind alle homosexuell – Lehrer wie Schüler: Der schwedische Spielfilm "The Schoolmaster Games" präsentiert sich als Mischung aus schwulem Porno und queerem High-School-Drama.

Die St.-Sebastian-Akademie ist laut Verleih ein "sagenhafter Ort zwischen schwulem Safe Space, musikalischem SM-Keller und sexueller Verbesserungsanstalt" (Bild: Salzgeber)
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2. Oktober 2022, 03:28h - 3 Min.
Eine Utopie – und der feuchte Traum vieler Schüler und Lehrer zugleich: In der Schule St. Sebastian sind alle schwul. Keine blöden Sprüche, kein Versteckspiel, alle können hier sie selbst sein, so zumindest die Vorstellung. Als der jährliche Festzug ansteht und dafür die wichtigsten Rollen vergeben werden, entsteht ein hartes Konkurrenzdenken: Wer kann die Jury überzeugen?
Eine Schule für Schwule, wie kann das sein, wie wird man dort aufgenommen? Das sind Fragen, für die sich "The Schoolmaster Games" nicht interessiert. Die Voraussetzungen sind gesetzt, werden nicht hinterfragt oder problematisiert. St. Sebastian ist eine eigene Welt, die nach eigenen Regeln funktioniert. Das ist vielleicht etwas schade, aber okay.
Der Schuldirektor hat die meisten Sexszenen

Alle sind aufgeregt, als es um den jährlichen Festzug geht (Bild: Salzgeber)
Stattdessen interessiert sich die Roman-Adaption vor allem für zwei Geschichten: den ominösen Festzug, dessen wirklicher Sinn nie aufgeklärt wird, und den namenlosen Schuldirektor (Johan Ehn), der dauer-horny in Gedanken schwelgt und eine BDSM-Affäre mit dem attraktiven Schüler Charles führt. Zumindest so lange, bis er plötzlich von seiner von homophober Gewalterfahrung geprägten Vergangenheit eingeholt wird.
Ganz ehrlich: Das alles ist weder besonders innovativ noch interessant. Der Kampf um den Festzug erinnert an High-School-Filme und die Suche nach dem besten Prom-Date. Die Hauptcharaktere Tim, Fred, Paul und Noak sind gleichermaßen flach und schablonenhaft gezeichnet, dass man sie allzu leicht verwechseln kann. Die Challenges, die sie vor der Jury bestehen müssen, sind langweilig, da will kein Funke Spannung aufkommen. Noch nicht mal groß gezickt oder gelästert wird unter den Jungs.
Ohne Hose an der Tafel
Der Schuldirektor bekommt ein paar ganz nett anzusehende Sexszenen ab, hier wird "The Schoolmaster Games" richtig erotisch. Doch in der Gesamtschau verpuffen auch die leider. Dabei beginnt der Film so vielversprechend: Wie Bart Simpson schreibt ein Schüler dutzendfach an die Tafel, er müsse tun, was von ihm verlangt wird. Der Direktor schaut gespannt zu. Dann befiehlt er ihm, sich mehr zu bücken. Er tut es, natürlich.
Die Kamera fährt ganz langsam zurück, plötzlich zeigt sie: Der Schüler trägt zwar einen flauschigen weißen Pullover, aber keine Hose. Frech, augenzwinkernd, vielsagend, sexy und beide Figuren sowie ihre Beziehung hervorragend charakterisierend: Die beste Szene des Films ist leider nach zwei Minuten gesehen.
Dabei hat die Idee doch so viel Potenzial: Allein der Schuldirektor (lässt man seine traurig-öde Vergangenheit weg) bietet genug Stoff, miteinander konkurrierende schwule Teenager sowieso. Und auch rein handwerklich macht die schwedische Regisseurin Ylva Forner vieles richtig: Die Farben sind knallbunt, die verträumte Klavier-Musik passt wunderbar. Da ist es umso mehr schade, dass die Story so gar nicht zünden will – und die Mischung aus schwulem Porno und queerem High-School-Drama nicht aufgeht.
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The Schoolmaster Games. Drama. Schweden 2022. Regie: Ylva Forner. Cast: Johan Ehn, Johan Charles, Nino Forss, Christian Arnold, Simon Kling, Joel Valois, Jani Blom, Elis Monteverde Burrau. Laufzeit: 82 Minuten. Sprache: schwedische Originalfassung mit deutschen Untertiteln. FSK 16. Verleih. Salzgeber. Im Oktober 2022 in der queerfilmnacht
Links zum Thema:
» Alle Kinotermine auf der Homepage der queerfilmnacht
Mehr queere Kultur:
» auf sissymag.de
20:15h, Arte:
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