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Gedenkfeier
Dresden erinnert an homophobe Terrorattacke vor zwei Jahren
Am 4. Oktober 2020 tötete ein Islamist auf offener Straße einen Mann aus Hass auf Homosexuelle. Die Landeshauptstadt Dresden lädt am Dienstag zu einer Gedenkveranstaltung am Tatort ein.

Nach der Tat am 4. Oktober 2020 legten Menschen am Tatort Blumen nieder und zündeten Kerzen an (Bild: CSD Dresden)
- 3. Oktober 2022, 02:46h 2 Min.
Dresden gedenkt am Dienstag dem homofeindlich motivierten Attentat vom 4. Oktober 2020, bei dem ein schwuler Tourist aus Krefeld ermordet und sein Lebenspartner schwer verletzt wurde. Die gemeinsame Veranstaltung mit den Opferbeauftragten des Bundes, des Landes NRW und des Freistaates Sachsen steht unter dem Motto "Wir stehen zusammen und erinnern".
"Unsere Gedanken sind an diesem Tag bei den Opfern und Angehörigen des furchtbaren Anschlags von vor zwei Jahren. Ihnen gilt unser tiefes Mitgefühl", erklärte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch (Linke). Die Gedenkfeier beginnt um 15 Uhr am Tatort Rosmaringasse, Ecke Schloßstraße. Dort können auch Blumen, Gebinde und Trauerkränze niedergelegt werden, teilte die Stadt Dresden mit. Das Ensemble des Sächsischen Landesgymnasiums für Musik Carl Maria von Weber Dresden wird die Veranstaltung umrahmen.
Anschlag trotz Oberservierung vom Verfassungsschutz
Am 4. Oktober 2020 hatte der als islamistischer Gefährder eingestufte Abdullah A. unvermittelt auf zwei Männer aus Nordrhein-Westfalen eingestochen, weil er sie als gleichgeschlechtliches Paar identifiziert hatte. Das 55-jährige Opfer Thomas L. aus Krefeld starb nach dem Messerangriff, sein Partner aus Köln überlebte den Anschlag schwer verletzt (queer.de berichtete). Die beiden Opfer hatten zusammen Urlaub in Sachsen gemacht. A. soll Homosexuelle pauschal als "Feinde Gottes" ansehen, die den Tod verdienten (queer.de berichtete).

Der CSD Dresden und die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld veröffentlichten vor zwei Jahren eine gemeinsame Traueranzeige für Thomas L.
Der Täter war nur wenige Tage vorher aus einer knapp dreijährigen Jugendhaft entlassen worden – er war unter anderem wegen Propaganda für den Islamischen Staat und Anleitung zur Begehung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat verurteilt worden. Nach seiner Haftentlassung wurde er sowohl vom Landeskriminalamt als auch vom Verfassungsschutz observiert. Dennoch konnte der Anschlag nicht verhindert werden.
Die Behörden verschwiegen das offensichtliche Tatmotiv
Nach der Tat entkam A. zunächst. Erst über zwei Wochen später wurde er festgenommen. Wochenlang verschwiegen die Behörden, dass A. sich seine Opfer wegen ihrer Homosexualität ausgesucht hatte – ein Oberstaatsanwalt weigerte sich sogar offen, das Thema Homosexualität auch nur anzusprechen (queer.de berichtete). Im vergangenen Jahr wurde Abdullah A. unter anderem wegen Mordes und versuchten Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt (queer.de berichtete). Im Februar bestätigte der Bundesgerichtshof das Urteil (queer.de berichtete).
"Der Anschlag vom 4. Oktober 2020 war ein Angriff auf unsere offene, vielfältige und tolerante Stadtgesellschaft, auf unsere Art zu leben, auf unsere pluralistische und freiheitlich-demokratische Grundordnung", erklärte Kulturbürgermeisterin Annekatrin Klepsch zur Gedenkfeier. "Wir dürfen nicht nachlassen, uns allen Kräften, die unsere freiheitliche und vielfältige Gesellschaft angreifen, entschlossen entgegenzustellen. Das sind wir auch den Opfern dieser schrecklichen Tat schuldig. Denn: Wir alle sind das Ziel gewesen." (cw)














Das sind wir nicht nur dem Opfer schuldig, sondern auch der Tatsache, dass Homohass und Gewalt wieder zunehmen.