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Heimkinotipp

"Kopfkino": Mit wem will ich eigentlich ins Bett?

Ein großartiges queeres Filmmusical kann man sich für wenige Wochen kostenlos online anschauen: Lennard haut von zu Hause ab, zieht in eine Berliner WG und beginnt die Suche nach sich selbst. Mit dabei: sechs Stimmen in seinem Kopf.


Szene aus "Kopfkino" (Bild: Neuköllner Oper)

Ab nach Berlin! Vor allem, wenn man wie Lennard (Markus Vetter) aus Pforzheim kommt. Und 18 ist und eigentlich nicht so recht weiß, was man will, wen man liebt, wohin es gehen soll. Lennard hat keine Pläne, aber ein WG-Zimmer hat er immerhin gefunden. Dort warten seine neuen Mitbewohner*innen Fine und Ben (Linda Hartmann, Jonathan Francke). Die sind ein Paar, aber irgendwie auch offen. Dit is Berlin!

Dort angekommen, warten die typischen Herausforderungen eines Teenies: Das Zimmer ist ganz schön teuer, niemand in der WG kauft ein, alle nehmen Drogen – und mit wem will ich eigentlich ins Bett? Lennard hat es nicht leicht. Was es noch schwerer macht: der Chor an Stimmen in seinem Kopf. Sechs verschiedene Persönlichkeitsmerkmale, von vernünftig bis kindisch, feminin bis männlich. "Du machst so komische Pausen beim Sprechen", stellt Ben irgendwann fest. Ja, er müsse eben auf die vielen Stimmen hören.

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Auf Festivals weltweit ausgezeichnet

"Kopfkino" ist in vielerlei Hinsicht eine Ausnahmeerscheinung: Filmmusicals aus Deutschland gab es schon lange nicht mehr. Dabei hat das Genre hierzulande eine lange Geschichte: Revuefilme der 1930er bis 1950er Jahre mit Johannes Heesters und spätere Schlagerfilme mit Rex Gildo oder Peter Kraus waren Kassenschlager. Doch darauf folgte nichts.

Jetzt also endlich wieder ein Filmmusical. Das aber, ebenso eine Besonderheit, von Anfang an für die Bühne genau wie für die Leinwand gedacht war. Regisseur und Autor Peter Lund brachte es 2017 in die Neuköllner Oper, wo es begeistert aufgenommen wurde.

Doch mit dem Film passierte lange wenig. Zwar wurde "Kopfkino" auf Festivals weltweit ausgezeichnet, doch ein Kinostart klappte nicht. Drei Jahre lang habe man versucht, den Film auf die große Leinwand zu hieven. Daher jetzt die Notlösung: Das Musical wird online veröffentlicht, sechs Wochen lang und kostenlos.

Die Lacher sitzen, die Musik ist großartig

Das ist großes Glück fürs Publikum. Denn "Kopfkino" ist ein toll gemachtes Musical, dem man die Leidenschaft aller Beteiligten ansieht. "Herzensprojekt" als selbstgewähltes Label gilt ja meist weniger als Auszeichnung denn als Rechtfertigung. Doch der Film hat nicht nur eine ordentliche, mitreißende Dramaturgie mit der richtigen Portion Humor und Running Gags, er sprüht auch vor vielschichtigen Ideen und hat authentische, überspitzte Figuren.

Das naturgemäß Wichtigste: Die Songs (Musik: Thomas Zaufke) und Choreografien (von Neva Howard) sind großartig. "Kopfkino" ist reich an düsteren Nummern, hat viele Balladen, aber auch kraftvolle und ohrwurmtaugliche Stücke.

Man kann diesem Herzensprojekt nur wünschen, durch den ungewöhnlichen Vertreibungsweg viele Fans zu finden – um zu zeigen, dass auch deutsche Musikfilme ins Kino gehören.

"Kopfkino" kann bis zum 16. November 2022 kostenlos auf Vimeo angeschaut werden (Passwort "KOPFKINO2020" eingeben).

Infos zum Film

Kopfkino – Der Film. Musicalfilm. Deutschland 2018. Regie: Peter Lund. Musik: Thomas Zaufke. Cast: Markus Vetter, Linda Hartmann, Jonathan Francke, Lisa Hörl, Adrian Burri, Lisa Toh, Jasmin Eberl, Nico Went, Friederike Kury, Helge Loder. Laufzeit: 89 Minuten. Sprache: deutsche Originalverfassung. Kein Verleih. Bis 16. November 2022 kostenlos auf Vimeo (Passwort "KOPFKINO2020" eingeben)
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#1 MichaelTh
#2 TandrinAnonym
  • 09.10.2022, 11:10h
  • Juhu! Film, den ich wieder anschauen mag. Gibts DVD's oder so?
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#3 Musical-FanAnonym
  • 09.10.2022, 11:34h
  • "Filmmusicals aus Deutschland gab es schon lange nicht mehr. Dabei hat das Genre hierzulande eine lange Geschichte: Revuefilme der 1930er bis 1950er Jahre mit Johannes Heesters und spätere Schlagerfilme mit Rex Gildo oder Peter Kraus waren Kassenschlager."

    Aber genau das waren keine Filmmusicals.

    Eine Revue ist kein Musical. Und ein Schlagerfilm noch viel weniger.

    In Deutschland wird gerne alles, was irgendwie mit Musik zu tun hat und sich nicht in die Kategorie "Konzert" pressen lässt, als Musical tituliert. Gerne auch absichtlich, weil das ein zugkräftiger Marketing-Name ist. Da wird dann sogar mal gerne eine Tribute-Show als "Musical" verkauft.

    Ob dieser Film hier ein Film-Musical ist oder nicht, kann ich nicht sagen, da ich ihn noch nicht gesehen habe. Aber die im Text erwähnten Schlagerfilme und Revuefilme sind eben keine Filmmusicals. Da wäre sogar noch ein Operettenfilm näher an einem Filmmusical.
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