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Fußball
"Konto gehackt": Wirbel um "Coming-out" von Casillas
Der einstige spanische Torwart-Star hatte sich in einem Tweet vermeintlich als schwul geoutet.
- 9. Oktober 2022, 16:46h 3 Min.
Zu Update springen: Auch Puyol entschuldigt sich
Ein kurze Zeit später wieder gelöschter Tweet der spanischen Torwart-Legende Iker Casillas (41) hat für Aufregung und Spekulationen gesorgt. "Ich hoffe, ihr respektiert mich: ich bin schwul. Schönen Sonntag", war am Sonntag auf seinem verifizierten Account in dem sozialen Netzwerk zu lesen.
Für noch mehr Wirbel sorgte die Antwort des früheren Profis des FC Barcelona, Carles Puyol (44). "Es ist der Augenblick, unsere Geschichte zu erzählen, Iker", kommentierte er, gefolgt von einem Herz- und einem Kusshand-Emoji. Nach gut einer Stunde wurde der Tweet von Casillas wieder gelöscht, der Tweet von Puyuol zunächst jedoch nicht.

"Gehacktes Konto", schrieb Caillas wenig später, zum Glück sei alles wieder in Ordnung. Er entschuldigte sich bei seinen Follower*innen und "noch mehr gegenüber der LGBT-Community".
Der Tweet hatte in sozialen Netzwerken für millionenfache Reaktionen und Spekulationen gesorgt. Dass die beiden tatsächlich schwul sein könnten, war bisher nicht bekannt. Casillas war bis 2021 mit der Sportjournalistin Sara Carbonero verheiratet und hat mit ihr zwei Söhne. Puyol ist seit Jahren mit dem Model Vanesa Lorenzo zusammen, die beiden haben zwei gemeinsame Töchter.
Spanische Medien wie die Zeitung "Mundo Deportivo" hatten schnell spekuliert, dass der Twitter-Account von Casillas gehackt worden sein könnte. Möglicherweise habe Casillas sich mit dem Tweet auch gegen immer neue Medienberichte zur Wehr setzen wollen, die über angebliche neue Liebschaften des früheren Fußball-Nationalkeepers spekulierten. Auf entsprechende Berichte hatte Casillas auf Twitter schon früher verschnupft reagiert.
Queere Organisationen und Persönlichkeiten hatten das "Coming-out" entsprechend als schlechten Scherz interpretiert und kommentiert: "Hallo Iker, wenn das ein Scherz ist, solltest du den Tweet löschen und dich entschuldigen", meinte Santi Rivero, Chef der queeren Gruppe der sozialdemokratischen PSOE und Madrider Stadtrat. "Der erste Fußballer, der aus dem Schrank kam, hat Selbstmord begangen, weil er belästigt und gehänselt wurde. Ich dachte, du wärst eine Vorbild".
"Witze zu reißen und sich darüber lustig zu machen, sich im Fußball zu outen, ist enttäuschend", schrieb auch der australische Fußball-Profi Joshua Cavallo. "Es ist ein schwieriger Prozess, den alle LGBTQ+-Personen durchmachen müssen. Zu sehen, wie sich meine Vorbilder und Spieler-Legenden darüber lustig machen, sich zu outen, und über meine Community lustig machen, ist mehr als respektlos". Der 22-Jährige hatte sich im Oktober als schwul geoutet (queer.de berichtete). (dpa/cw)
Update Auch Puyol entschuldigt sich
Barcelona-Legende Carles Puyol schrieb am Abend zu seiner Twitter-Antwort an Casillas: "Ich habe einen Fehler gemacht. Entschuldigung für einen unbeholfenen Scherz ohne böse Absichten und absolut unangebracht." Er verstehe, dass das Empfindlichkeiten verletzt haben könnte. "Mein ganzer Respekt und meine Unterstützung für die LGTBIQA+-Community."
















»Dass Casillas tatsächlich gehackt wurde, erscheint unglaubwürdig. Plausibler ist hingegen, dass er den Tweet selbst absetzte, dann zunehmend Kritik kassierte und Schadensbegrenzung betreiben wollte.
Und Puyol? Wurde der auch gehackt? Dass das wohl ein bisschen zu auffällig wäre, schien er selbst einzusehen und entschuldigte sich später auf Twitter für den Scherz ohne böse Absicht.
(...)
Für queere Menschen, die im Profisport nach Vorbildern suchen, oder bereits öffentlich gemacht haben, queer zu sein, ist Casillas vermeintlicher Witz an Respektlosigkeit kaum zu übertreffen.«
Der gesamte Kommentar ist zu finden unter:
www.tagesspiegel.de/sport/iker-casillas-seltsames-fake-comin
g-out-an-respektlosigkeit-kaum-zu-ubertreffen-8733061.html