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Fußball
Katar-WM: Deutsche CSDs kritisieren DFB
Statt mit einer "OneLove"-Binde in Katar aufzulaufen sollte sich die Mannschaft klar hinter den Regenbogen stellen, so der CSD Deutschland.

Mit diesem Pseudo-Regenbogen will sich der DFB bei der WM in Katar positionieren (Bild: Deutscher Fußballbund)
- 19. Oktober 2022, 09:57h 3 Min.
Der CSD Deutschland hat die #OneLove-Kampagne des DFB und weiterer Fußballverbände zur WM in Katar kritisiert. Manche "Kampagnen, die eigentlich eine gute Absicht haben", seien "in Wirklichkeit reine Farce", so der Zusammenschluss von über 62 deutschen Prides am Montag in einem Offenen Brief an den Verband und die Nationalmannschaft.
Der DFB hatte im September erklärt, in Absprache mit anderen europäischen Verbänden zu der im November startenden WM auf eine Kampagne mit dem Hashtag #OneLove zu setzen (queer.de berichtete). Kapitän Manuel Neuer werde zudem mit einer entsprechenden Binde auflaufen. Dass diese anders als bei der letzten EM keine korrekte Regenbogenflagge ist, sondern nur an diese erinnert, hatte zu viel Kritik und Spott geführt.
Twitter / DFB_TeamOne Love
DFB-Team (@DFB_Team) September 21, 2022
Um ein Zeichen gegen Diskriminierung und für #Vielfalt zu setzen, wird Manuel Neuer bei den anstehenden beiden Nations League-Spielen und während der WM in Katar eine spezielle Kapitänsbinde tragen. #OneLove
https://t.co/3NoJor10BC pic.twitter.com/lvtPfMeK2u
"Eure spezielle Kapitänsbinde soll Vielfalt demonstrieren, zeigt aber eigentlich nur, welche Angst ihr als Verband vor FiFA und Sponsoren habt", kritisierte nun auch der CSD-Verbund. "Denn wer wirklich glaubwürdig sein möchte und sich gegen Diskriminierung stark macht, wer für Menschenrechte einstehen möchte und Vielfalt tatsächlich transportieren möchte, der sollte auch das nötige Rückgrat besitzen. Gerade in einem Land wie Katar, in dem Menschen aufgrund verachtender Gesetze sterben, in dem freie Entfaltung der Person eingeschränkt und Individualität verboten sind, bedarf es Haltung."
CSD-Verbund: Nutzt Regenbogenflagge!
Der CSD Deutschland fordert den DFB daher auf, der Kampagne Glaubwürdigkeit zu verleihen und doch den Regenbogen zu nutzen: "Anstatt eine eigene Farbskala zu kreieren steht der Regenbogen weltweit für Vielfalt, Gleichberechtigung und Frieden!" Auch wenn sich der Verband damit gegen die FIFA und Sponsoren stellen sollte, sei ihm schließlich Schutz garantiert: "Oder denkt ihr allen Ernstes, dass ein ganzes Team, eine ganze Nationalmannschaft, verhaftet werden würde, nur weil sie auf dem Platz einen stillen – ABER WIRKUNGSVOLLEN – Protest zeigt?" Wenn die "Scheichs von Katar sich gegen eine Regenbogenbinde positionieren und nochmals deutlich machen, wie egal ihnen die Menschenrechte im eigenen Land sind", würden internationale Reaktionen folgen.
Die Fußball-Weltmeisterschaft in Katar ist wegen der kritischen Lage von Menschenrechten im Emirat hochumstritten. Das Land wird wegen des Umgangs mit Gastarbeiter*innen scharf kritisiert. Homosexualität ist gesetzlich verboten und wird mit bis zu sieben Jahren Gefängnis bestraft, muslimische Gläubige können sogar zum Tode verurteilt werden. Diese Woche sorgten zudem neue Zensur-Richtlinien für Medien während der WM für Kritik.
Menschenrechte als Vergabe-Kriterium
Die WM war bereits 2010 vergeben worden, zusammen mit dem ebenfalls umstrittenen Turnier 2018 in Russland. In dem Offenen Brief fordert der CSD, "dass bei allen zukünftigen Abstimmungen die Menschenrechtslage ein wesentlicher Bestandteil der Auswahlkriterien von Austragungsländern sein muss. Auch um den Preis, die Teilnahme in solchen Ländern zu verweigern." Der deutsche und europäische Fussball habe diese Kraft, da der europäische Markt weiterhin der wichtigste Ort für den internationalen Fussball sei.
Stattdessen hätten DFB und Co. "in den letzten Jahren zugesehen, wie Menschen sterben, Menschenrechte missachtet wurden und trotzdem Millionenverträge geschlossen [wurden], die gegen jede Vernunft sprechen", so der CSD Deutschland. "Ihr seid nicht laut gewesen. Ihr seid nicht zusammen gekommen, um aus eigenen Impulsen tätig zu werden. Ihr habt immer noch keine Haltung gezeigt und euch als Verbände gegen die Geschehnisse vor Ort, Katar als Gastgeberland und die verantwortliche FIFA positioniert."
Die Verbände schwiegen und würden nur tätig, "wenn das Image vom Fußball leidet": "Wenn Werbeverträge platzen, Lizenzrechte nicht genutzt werden, Spiele nicht übertragen werden sollen und somit der eigene Marktwert sinkt. Schämt euch!" (cw)

Ansonsten: Wichtige Worte, mit der notwendigen Schärfe. Danke an die CSD-Teams.