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Kinotipp
"Bodies Bodies Bodies": Ein Horrorfilm mit und für Queers
Amandla Stenberg und Maria Bakalova überzeugen als junges lesbisches Pärchen in der Horrorkomödie der niederländischen Regisseurin Halina Reijn. Ab Donnerstag im Kino!

Sophie (Amandla Stenberg) und Bee (Maria Bakalova), die erst erst seit Kurzem ein Paar sind, besuchen eine furchterregende Hurricane-Party (Bild: A24)
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26. Oktober 2022, 04:55h - 4 Min.
Was wäre, wenn man "Mord in der Disko" mit einer echten mordenden Person spielen würde? Dieser einfachen, aber wirkungsvollen Idee geht Halina Reijn in ihrem englischsprachigen Spielfilmdebüt nach. Darin soll die lesbische Bee (Maria Bakalova) auf einer Hurricane-Party zum ersten Mal den Freundeskreis ihrer Partnerin Sophie (Amandla Stenberg) kennenlernen. Die beiden können nicht ahnen, dass ihnen eine blutige Nacht bevorsteht.
Die Party wird im abgelegenen Anwesen der reichen Eltern von Sophies bestem Freund David abgehalten, gespielt von Comedian Pete Davidson. Als sie dort ankommen, treffen sie außerdem dessen Freundin Jordan (Myha'la Herrold), Alice (Rachel Sennott) mit ihrem Date Greg (Lee Pace) und Emma (Chase Sui Wonders). Bee ist zunächst schüchtern, aber tut ihr Bestes, um sich in die Gruppe zu integrieren. Bald ist die Party in vollem Gange, während sich draußen der Sturm zusammenbraut.
Ein Spiel, das schiefläuft

Poster zum Film: "Bodies Bodies Bodies" startet am 27. Oktober 2022 im Kino
Dann schlägt Sophie vor, "Bodies Bodies Bodies" zu spielen – auf Deutsch als "Mord im Dunkeln" oder "Mord in der Disko" bekannt. Dazu zieht jede Person einen Zettel, von denen einer mit einem X für den*die Mörder*in versehen ist. Alle verstecken sich im dunklen Haus; wird man von der Mord begehenden Person angetickt, ist man "tot" und fällt auf der Stelle um. Wer auf eine "Leiche" stößt, ruft "Bodies Bodies Bodies", und alle versammeln sich, um zu beraten, wer für die "Tat" verantwortlich ist.
Gesagt, getan. Doch bald fällt im gesamten Anwesen der Strom aus. Und als die Nacht ihr erstes wirkliches Opfer fordert, es keinen Handyempfang mehr gibt und das Auto nicht anspringen will, haben die Probleme der Gruppe gerade erst angefangen.
Stylisher Herbstgrusel von A24
"Bodies Bodies Bodies", produziert von Studio A24, ist ein stylishes und unterhaltsames Grusel-Abenteuer mit, für und über die Generation Z. Ein paar Jumpscares und mehrere Morde, treibende Popmusik und das Setting des alten Hauses inmitten einer Sturmnacht sorgen für spannende Unterhaltung, ohne dass sich der Slasher dabei allzu ernst nimmt.
Denn inmitten der nächtlichen Schrecken kippt das Drama in eine andere Richtung: Alte Konflikte kochen hoch, gegenseitige Anschuldigungen werden laut, Geheimnisse kommen ans Licht. Die Eskalation zwischen den langjährigen Freund*innen ist satirisch auf die Spitze getrieben und vom Ensemble mit viel Humor dargestellt.
Der Film bietet viele Gelegenheiten, sich über den fiesen Umgang der jungen Superreichen lustig zu machen, die ihre eigene Ignoranz nicht bemerken. Etwa als eine von ihnen behauptet, aus armen Verhältnissen zu kommen, weil ihre Eltern an einer öffentlichen statt an einer Privatschule unterrichten. Gleichzeitig dürften sich einige "sehr online" Millenials und Gen Zs in den Gesprächen über Sternzeichen oder toxische Beziehungen wiedererkennen und dabei auch über sich selbst lachen können.
Queere Horrorfans können sich von Anfang an zurücklehnen
Queerness hat in Horrorfilmen eine lange Geschichte; oft genug ist sie darin als "das Andere" und damit als böse oder gruselig dargestellt worden. Nicht so in "Bodies Bodies Bodies". Hier hat sie eine selbstverständliche Präsenz, und Sophie und Bee sind, wie im echten Leben üblich, nicht die einzigen Queers in ihrem Bekanntenkreis. Das Problem ist stattdessen, dass alle in der Runde ihren Freund*innen einen Mord zutrauen würden. Da diese Perspektive schnell deutlich wird, können sich auch queere Horrorfans von Anfang an zurücklehnen und sich unterhalten lassen.
Wegen der vielen Morde ist der Film zwar nichts für schwache Nerven, aber er ist durchgängig mit leichteren Momenten aufgelockert und suhlt sich nicht in der Gewalt. Vielmehr liegt der Fokus auf dem Rätsel darum, wer die mordende Person ist und wie um alles in der Welt wohl die Story aufgelöst wird. So dürfen wir uns diesen Herbst über einen gut gemachten, nicht zu ernsten Horrorfilm mit einem Twist freuen, der im besten Sinne queer, blutig und albern ist.
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Bodies Bodies Bodies. Horrorkomödie. USA 2022. Regie: Halina Reijn. Cast: Amandla Stenberg, Maria Bakalova, Myha'la Herrold, Chase Sui Wonders, Rachel Sennott, Lee Pace, Pete Davidson. Sprache: deutsche Synchronfassung. FSK 16. Verleih: Sony Pictures Germany. FSK 12. Kinostart: 27. Oktober 2022
Links zum Thema:
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