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"Es geht um unser Leben"
Slowak*innen protestieren gegen Serie queerfeindlicher Gewalt
Nach dem Mordanschlag auf die Szenebar "Teplaren" in Bratislava erschüttern immer weitere Gewalttaten die queere Community. Am Donnerstag gedachten 50 Menschenrechtsorganisationen gemeinsam der Opfer.
- 28. Oktober 2022, 03:20h - 2 Min.
Rund zwei Wochen nach dem Mordanschlag auf die queere Bar "Teplaren" haben in Bratislava mehr als 50 Menschenrechtsorganisationen gemeinsam der Opfer gedacht und gegen queerfeindliche Gewalt protestiert. Seit der Bluttat vom Abend des 12. Oktober meldeten Medien und Polizei eine Reihe weiterer gewaltsamer Angriffe auf Mitglieder der LGBTI-Community in der Slowakei. Die Plattform der Kundgebungsorganisatoren nannte sich deshalb "Es geht um unser Leben" (Ide nam o zivot).
Am Abend des 12. Oktober hatte nach Polizeiangaben ein junger Rechtsradikaler vor der Bar zwei Personen erschossen und eine weitere schwer verletzt. Bevor sich der Attentäter selbst erschoss, versandte er Hassbotschaften gegen jüdische und queere Menschen im Internet. Die slowakische Präsidentin Zuzana Caputova rief die Bevölkerung auf, sich gegen den Hass zusammenzuschließen, der die Tat ermöglicht habe (queer.de berichtete).
Mehr queerfeindliche Gewalt wird öffentlich
Seither häuften sich Berichte über Gewalt gegen LGBTI-Personen. Für mediales Aufsehen sorgten vor allem zwei Fälle. In Bratislava wurden zwei Männer am helllichten Tag in einem Lokal neben einem auch für Staatsbesuche genutzten Luxushotel beschimpft und tätlich angegriffen, weil sie sich flüchtig geküsst hatten. Berichte, wonach die herbeigerufenen Polizist*innen mehr Verständnis für die Täter als für die Opfer gezeigt haben sollen, werden derzeit von einer internen Polizeiinspektion überprüft.
In der südwestslowakischen Regionalhauptstadt Nitra wurde ein junger Mann, der einen anderen auf einer Parkbank küsste, brutal niedergeschlagen. Er erlitt so schwere Knochenbrüche und Gesichtsverletzungen, dass er im Krankenhaus operiert werden musste.
Der Inhaber der Bar "Teplaren" beklagte auf der Kundgebung am Donnerstagabend: "Jahrelang haben wir davor gewarnt und alles in unseren Kräften Stehende unternommen, damit es nicht so weit kommt. Wir waren aber nur Wenige und so schafften wir es nicht, uns dem systematischen Bemühen eines großen Teils der Gesellschaft entgegen zu stellen, der uns aus dem öffentlichen Raum auslöschen will." (cw/dpa)
Links zum Thema:
» Bericht des TV-Nachrichtensenders TA3, Slowakisch
» Gemeinsame Homepage der Protestplattform "Es geht um unser Leben" mit den wichtigsten Forderungen, Slowakisch
Mehr zum Thema:
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