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Berlin

Demo gegen rechte Hetze: "Wir lassen uns nicht einschüchtern!"

Die AfD-Jugend will am Samstag mit gefährlichen Lügen gegen das queere Kita-Projekt der Berliner Schwulenberatung aufmarschieren. Die Hauptstadt-Community reagiert mit einem geeinten Gegenprotest.


Symbolbild: Person mit Schild "Bunte Liebe statt brauner Hass" beim Berliner CSD 2018 (Bild: IMAGO / IPON)
  • 28. Oktober 2022, 04:23h 9 5 Min.

Am Samstag, den 29. Oktober 2022 will die Jugendorganisation der AfD, die sogenannte Junge Alternative (JA), vor dem "Lebensort Vielfalt" der Berliner Schwulenberatung am Südkreuz aufmarschieren und gegen das geplante queere Kita-Projekt protestieren. Die Kundgebung trägt den verhetzenden Titel "Pädo-Kita verhindern" und soll direkt an der Baustelle stattfinden, um die Nachbarschaft "aufzuklären" (queer.de berichtete).

Die Hauptstadt-Community reagiert auf die Provokation mit Geschlossenheit: Der LSVD, die Bundesstiftung Magnus Hirschfeld, der LesbenRing, das Jugendnetzwerk Lambda, die Deutsche Gesellschaft für Transidentität und Intersexualität (dgti) und viele andere Organisationen rufen am Samstag um 13 Uhr zu einer Gegenkundgebung an der Kreuzung Ella-Barowsky-Straße / Gotenstraße auf.

"Widerlichste Schmähungen gegen queere Menschen"

"Mit ihrer queerfeindlichen Hetze greift die AfD und ihre sogenannte Junge Alternative queeres Leben als Ganzes an. Sie setzen Homosexualität mit Pädophilie gleich, schwadronieren von angeblicher Umerziehung und verbreiten andere gefährliche Lügen", heißt es im Aufruf zur Kundgebung, die als erstes von den Grünen im Bezirk Tempelhof-Schöneberg angemeldet wurde. "Das sind widerlichste Schmähungen gegen queere Menschen, die wir aktuell von Rechtsaußen auch immer wieder gegen trans* Menschen erleben müssen."

Im Aufruf heißt es weiter: "Ihr Ziel ist klar: Sie wollen die Vielfalt von queerem Zusammenleben bekämpfen, sie wollen uns einschüchtern und mundtot machen. Dazu nutzen sie einen vermeintlichen Skandal um das großartige Projekt der Regenbogen-Kita der Schwulenberatung Berlin schamlos aus. Wir, die queere Community Berlins und ihre Verbündeten, wehren uns gegen diese menschenfeindliche Hetze. Wir zeigen laut und deutlich, dass es kein Zurück in die dunkelsten Zeiten dieses Landes geben wird. Wir sind bunt, wir sind vielfältig, wir sind mutig. Wir lassen uns nicht einschüchtern! Berlin gehört uns allen, in aller Vielfältigkeit. Das zeigen wir am Samstag vor Ort – mit Ihnen und Euch gemeinsam! Solidarisch für ein offenes, buntes und queeres Berlin!"

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"Bild" machte Stimmung gegen das Kita-Projekt

Die Schwulenberatung betreibt schon länger zusätzlich zu ihren Hauptsitzen mit Beratung und Gruppenangeboten den "Lebensort Vielfalt" in Charlottenburg als Mehrgenerationenhaus für queere Menschen inklusive einer WG mit Pflege und eine weitere Einrichtung am Ostkreuz mit Wohngemeinschaften für Menschen mit und ohne Fluchterfahrung sowie einem Café als Projekt zur Eingliederungshilfe in den Arbeitsmarkt. Der "Lebensort Vielfalt" am Südkreuz soll ab dem nächsten Jahr 69 Wohnungen für schwule und lesbische Senior*innen, trans und jüngere queere Menschen bieten sowie eine Pflegewohngemeinschaft umfassen. Dazu kommen unter anderem eine Beschäftigungstagesstätte und ein Kiezzentrum sowie zwei Kindertagesstätten.


So soll der "Lebensort Viefalt" am Südkreuz einmal aussehen

Das Projekt ist schon lange geplant, sorgte aber in den letzten Wochen für rechte Empörung. Angefangen hatte das mit einem "Bild"-Bericht vom 1. Oktober, der die Ziele der Kita, die sich etwa an Regenbogenfamilien und tolerante Eltern richtet, eher wirr beschrieb, so dass rechte Medien, Politiker*innen und Stimmen in sozialen Netzwerken später erwartungsgemäß von "Indoktrinierung", "Sexualisierung" oder gar Homosexualisierung der Kinder sprachen. Zugleich verknüpfte "Bild" den Bericht über "die erste schwul-lesbische Kita" direkt in der Unterzeile mit einer Personalie: "Im Vorstand des Gesellschafters sitzt der angebliche Pädophilie-Verfechter Rüdiger Lautmann".


Die Protestankündigung der "Jungen Alternative" Berlin bei Facebook. Die Berliner AfD teilte den Aufruf in sozialen Netzwerken

Der 86-jährige Jurist und Soziologe hatte unter anderem 1994 die "Studie Die Lust am Kind. Portrait des Pädophilen" veröffentlicht. Wenige Tage nach dem "Bild"-Bericht trat er aus dem Vorstand aus, um Schaden von der Schwulenberatung abzuwenden (queer.de berichtete). Diese hatte von Anfang an betont, dass Lautmann mit dem – seit Jahrzenten bestehenden umfangreichen, professionellen und umfassenden – Tagesgeschäft und der Kita-Planung nichts zu tun habe. Dennoch hatte "Bild" einen Skandal gebastelt, der seitdem von rechten Medien zur Stimmungsmache gegen das Projekt ebenso genutzt wird wie gegen queere Menschen und ihre Anliegen, etwa die von AfD und Co. schon lange bekämpfte Schulaufklärung über LGBTI.

JA stellt alle künftigen Bewohner*innen unter Generalverdacht

Der angekündigte Protest der AfD-Jugendorganisation ist nun der verspätete Tiefpunkt dieser Kampagne. Drei Wochen nach dem Rücktritt Lautmanns soll sich die Kundgebung "gegen die Normalisierung von Pädophilie" richten, "für den Schutz unserer Kinder" sein und sich "gegen die Indoktrination in Schulen und Kitas" wenden. "So eine Kita wollen wir nicht in unserer Nachbarschaft!", heißt es auf der zu dem Protest gehörenden Webseite. Diese befasst sich näher mit Lautmann und einer angeblich mangelnden Distanzierung durch die Schwulenberatung, stellt aber vor allem das ganze Projekt – und alle künftigen Bewohner*innen – unter Generalverdacht. "Die 'schwul-lesbische Kita' soll am 'Lebensort Vielfalt' im gleichen Haus wie ein Mehrgenerationen-Projekt entstehen, sodass die Erwachsene[n] direkt neben der Kita wohnen", betont die "Junge Alternative". "Welche Menschen dieses Haus anzieht, dürfte klar sein."

Der schwule Mann ist also wieder der Kinderschänder: "Eine Kita, die mit Pädophilie-Befürwortern gemeinsame Sache macht und Tür an Tür mit entsprechendem Klientel leben soll, darf es in unserer Nachbarschaft nicht geben!", heißt es auf der Webseite, die dazu aufruft: "Helfen Sie mit, ihre Nachbarn aufzuklären, damit wir die Pädo-Kita gemeinsam verhindern können."

Vorgestellt werden die Protestmacher als "ein Bündnis für den Schutz von Kindern vor aggressiven Minderheiten", es handle sich um "Eltern, Kinderschützer, Aktivisten, Studenten und alle, die Propaganda für Kindessmissbrauch für inakzeptabel halten". Erst im Impressum wird die "Junge Alternative" Berlin als Verantwortlicher benannt. Die Webseite lgbtkita.de betont auch zur allgemeinerer Stimmungsmache gegen die Kita, Kinder seien "nicht schwul, lesbisch oder transsexuell": "Sie sollten sich frei von Indoktrinierung durch die aggressiven Lobbys sexueller Minderheiten entfalten können. Vor allem aber brauchen sie sichere Räume und Schutz vor Übergriffen." (pm/nb)

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#1 JannAnonym
  • 28.10.2022, 09:01h
  • Auf diese BILD-Zündelei sollte man mal die 13,6 Tsd. Follower von Queer BILD auf Instagram aufmerksam machen
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#2 SeraphinaAnonym
  • 28.10.2022, 11:01h
  • Antwort auf #1 von Jann
  • Ich befürchte bei den Allermeisten ist leider ebenso Hopfen und Malz verloren wie bei der rassistischen Dragqueen Ninaqueer die für Queerbild schrieb.
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#3 rgqzAnonym
  • 28.10.2022, 13:13h
  • Wow.

    "Aggressive Minderheiten"
    Klar, Wohnprojekte für Senioren und Kitas zu organisieren ist Aggression. Macht Sinn.

    Wissen die wogegen sie demonstrieren? Gegen Kinderbetreuung? Was haben sie den "Alternativ" vor? Die Kleinen den ganzen Tag ins Klo sperren? Einen Smiley auf den Deckel malen damit sie sich nicht einsam fühlen? Ist das wirklich besser als eine Kita?

    Die Gefahr ist klar: Karl-Heinz-Peter und seine Frau Luise werden gezwungenermaßen zu schwulen Senioren, denn nur so kriegen können sie sich einen Platz in der Kita erschleichen für ihre Enkel. Oder so ähnlich.

    Demonstrieren die vielleicht einfach ganz generell gegen Kinder und ich hab's nur nicht verstanden? Kinder die sie nicht haben und sowieso woanders hinschicken würden?

    Was im Kopf eines Menschen wohl vorgeht, der dermaßen schnell an Pädophilie denkt... Das dürfte wohl eine ziemlich sichere Kita werden. Wo sonst machen so viele rechtsradikale Augen Druck und beobachten hoffend, dass sich ein Kind die Knie aufschlägt. Wobei - es ist ihnen ja leider zu zutrauen das sie nachhelfen.
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