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Kriminalroman

Jagd auf einen Schwulenhasser

Ein Anschlag auf einen queeren Club versetzt im Krimi "Was wir verbergen" eine finnische Stadt in Angst und Schrecken. Unter den Ermittler*innen ist auch ein Oberkommissar, der mit aller Macht sein queeres Geheimnis bewahren will.


Ein Meer aus Blumen und Regenbogenfahnen am Tatort: Der Krimi von Arttu Tuominen erscheint nur vier Monate nach dem queerfeindlichen Terroranschlag in Oslo (Bild: Stylez995 / wikipedia)

Die Nachricht verbreitet sich in Windeseile um die ganze Welt: Auf den bei queeren Menschen beliebten Nachtklub "Venus" in der finnischen Stadt Pori wurde ein heimtückisches Attentat verübt. Ein Unbekannter hat mitten während einer ausgelassenen Party eine Granate zwischen den Feiernden gezündet. Fünf Menschen kommen ums Leben, Dutzende werden verletzt, und ein ganzes Land steht unter Schock.

Oberkommissar Henrik Oksman und seine Kollegen werden mit den Ermittlungen beauftragt. Die Zeit drängt, denn der Attentäter hat bereits ein Bekennervideo veröffentlicht und droht mit weiteren Anschlägen. Für Oksman geht es dabei um viel mehr als um die Aufklärung eines Falls: Der Polizist führt nämlich ein geheimes Leben als homosexueller Crossdresser und war kurz vor dem Attentat selbst im "Venus" anwesend. Als Aufnahmen einer Überwachungskamera von Oksman im roten Kleid und blonder Perücke auftauchen und die Polizei nach der mysteriösen Frau auf den Bildern sucht, gerät der Kommissar in eine Zwickmühle: Kommt er seinen Pflichten als Beamter nach und stellt sich oder bewahrt er sein Geheimnis?

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Ein Crossdresser als Held


Der Krimi "Was wir verbergen" ist am 28. Oktober 2022 im Lübbe Verlag erschienen

"Was wir verbergen" (Amazon-Affiliate-Link ) ist nach "Was wir verschweigen" bereits der zweite Band in Arttu Tuominens Delta-Reihe. Viele Figuren sind bereits aus dem ersten Teil bekannt, der Fokus liegt nun allerdings auf einem anderen Protagonisten. Bereits auf den ersten Seiten wird dabei offenbart, dass es sich bei dem Helden um einen schwulen Crossdresser handelt. Das kann man durchaus fortschrittlich nennen, wenn man bedenkt, dass queere Figuren im Thrillergenre oft als psychopathische Bösewichte herhalten mussten.

Auch sonst gibt sich "Was wir verbergen" ebenso aufgeklärt wie aufklärerisch: Die Hauptfiguren bekunden immer wieder, wie absurd sie Queer­feindlichkeit finden, und in den Dialogen werden Informationen über Homosexualität, Religion und die finnische Gesellschaft ausgebreitet. Wenn dann etwa die Länder aufgezählt werden, in denen Schwule die Todesstrafe fürchten müssen, werden schnell die Schwächen dieses Ansatzes deutlich. Tuominen lässt seine Figuren nämlich immer wieder referieren, vorkauen und zusammenfassen. Das mutet mitunter unfreiwillig komisch an, lässt die Figuren unglaubwürdig wirken und scheint den Leser*­innen nicht viel zuzutrauen.

Geisterbahnfahrt mit oberflächlichen Schockeffekten

Wenig ansprechend ist auch der Stil, der Rhythmus und Finesse vermissen lässt. In kurzen Hauptsätzen reiht Tuominen Informationen und Beobachtungen aneinander und dringt dabei selten tief ins Seelenleben seiner Protagonisten vor. So bleibt es bei oberflächlichen Schockeffekten, plakativer Sozialkritik und der verpassten Chance, einen erinnerungswürdigen schwulen Helden zu erschaffen.

Selbst wer dem Nordic Noir zugetan ist, dürfte von dieser ruckeligen Geisterbahnfahrt voller Neonazis, religiöser Fanatiker und gewalttätiger Väter nur mäßig unterhalten werden. Spannung kommt nämlich leider erst sehr spät auf, und die Wendungen, mit denen Tuominen im letzten Drittel überraschen will, sind zu vorhersehbar.

Infos zum Buch

Arttu Tuominen: Was wir verbergen. Kriminalroman. Übersetzt von Anke Michler-Janhunen. 366 Seiten. Altersempfehlung: ab 16 Jahren. Lübbe Verlag. Köln 2022. Taschenbuch: 16,99 € (ISBN 978-3-7857-2811-6). E-Book: 11,99 €

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